Symbiose (Schicksal)
ihm von unserem kleinen Geheimnis erzählt.“ Ich duckte mich als Zeichen der Entschuldigung.
„Keine Ahnung, was du meinst.“ Lucia sah mich verwirrt an. „Naja, dass du und ich manchmal unsere Gedanken lesen können.“ Als sie begriff, was ich gerade gesagt hatte, riss sie plötzlich ihre Augen auf und ihr Mund fing an zu zittern. „Bist du total verrückt, Youna? Der muss glauben du hast sie nicht mehr alle!“
„Nein, ich denke nicht, dass er das glaubt.“ Darüber musste ich lachen. Wenn Lucia wüsste, was mich so zum Lachen brachte, würde sie sich wohl Sorgen machen. Ernsthafte Sorgen. Doch so war es für sie wohl nur ein Anfall von Fröhlichkeit. Nachdem wir Alles besorgt hatten war es endlich Zeit für uns, ins Krankenhaus zu fahren. Als ich in die pinke Einkaufstüte sah war ich mir sicher, dass Fabienne ausrasten würde, wenn sie den neuen IPod in der Hand halten würde. Er war dunkel Lila, also in ihrer Lieblingsfarbe und er hatte noch mehr Speicherplatz als der alte. Die neusten Videos konnte man damit ansehen und auch so hatte er viele Vorteile, die ich nicht wirklich verstand. Als der Verkäufer im Laden alles erklärt hatte, war ich verwirrter als zuvor. Doch Lucia nickte und stellte ihm Fragen dazu, die ich wieder nicht verstand. Es war fast so als würden die beiden miteinander eine andere Sprache sprechen. Nur eins war klar; es war Lucias Job, Fabienne all diese Extras zu erklären.
Genau wie ich es prophezeit hatte war Fabienne hellauf begeistert. Sie sprang nach oben um mir in die Arme zu fallen. Allerdings fing das Gerät neben ihr sofort an zu piepsen. Eine Schwester eilte rein um zu checken, was da los war. Wir drei sahen uns erschrocken an.
„Kleine Mrs. Noelle, wir haben das doch schon mal besprochen. Oder?“
„Sorry.“
„Was meinen Sie, Schwester?“ Nun wurde ich hellhörig. Mein Blick wurde ernst und ich stand vom Bett auf. Dabei zog ich meinen Rock wieder etwas runter. Das tausendste Mal heute. Es war mein Lieblingsrock, das dunkle Grau passte einfach zu allem. Doch durch die weiße Bluse die ich heute angezogen hatte, rutsche dieses blöde Teil andauernd nach oben. Die Schwester folgte mit einem Lächeln kurz meinen Händen, sah mir dann aber wieder völlig ernst ins Gesicht.
„Fabienne darf den Oberkörper noch nicht heben. Die OP ist gut gelaufen. Aber wir wollen nicht riskieren, dass es doch noch zu Komplikationen kommt.“
„Oh, das haben wir nicht gewusst. Sie hat sich nur so über ihr Geschenk gefreut.“ Entschuldigend zeigte ich auf die Tüte und den IPod daneben.
„Das mag sein, aber ich bitte Sie alle daran zu denken, dass dies hier kein Kindergeburtstag ist. Wir haben dieses Gespräch mit Ihrer Schwester schon öfter führen müssen.“
„Naja, eigentlich ist es schon wie ein Kindergeburtstag. Wir feiern gerade den ersten zweiten Geburtstag von Fabienne! Das können Sie sicherlich verstehen.“ Den letzten Satz sagte ich in einem sehr strengen Ton.
„Ich mache hier nur meinen Job.“
Ich erklärte ihr noch einmal, dass Fabienne ein elf jähriges Kind ist und dass man nicht von ihr erwarten konnte, dass sie sich so ruhig hält. Wenn sie sich doch schon besser fühlt. Ich konnte auch die Frage nicht unterdrücken, ob diese Schwester wahrscheinlich nicht so viel mit Kindern arbeite, denn sonst hätte sie das wohl eher verstanden. Danach zischte sie mit hochrotem Kopf davon. Ich wusste, dass wir diese Schwester nicht mehr so schnell sehen würden.
Ich zwinkerte Fabienne an, die mich total überrascht ansah.
„Was?“ fragte ich, obwohl ich mir schon denken konnte, warum sie mich so ansah.
„Nichts, ich kenne dich nur gar nicht so. Ich dachte, ich bekomme gleich einen Anpfiff von dir, weil sie es mir schon öfter sagen musste.“
„Die kann mich mal“, spaßte ich.
Fabienne verzog das Gesicht erneut zu einer Grimasse und wir beide lachten. Lucia hatte wohl den Eindruck, fehl am Platz zu sein. Sie gab einen vorgetäuschten Grund an und verschwand schnell. So waren Fabienne und ich mal wieder alleine. Es war lange her, dass wir nur zu zweit da saßen. Ich hatte endlich wieder Kontakt zu meiner Schwester.
Sanft strich ihr die Haare aus dem Gesicht und sah wieder zu dem IPod. Ich kannte mich wirklich nicht aus. Fabienne hingegen brauchte nicht mal Lucias Hilfe. Sie nahm das alles mit einer Leichtigkeit, mit der sie mich richtig beeindruckte.
Fabienne lachte mich an, ohne ersichtlichen Grund.
„Warum grinst du mich so an, hab ich was zwischen
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