Szenen aus dem Landleben - Die Bauern (German Edition)
Geldaufwand hervorbringen wollten. Dieser antike Mann warf Gaubertins Vater öffentlich seine geheimen Verrätereien, seine Gefälligkeiten und seine Veruntreuungen vor. Er schalt den tugendhaften Mouchon aus, jenen Volksvertreter, dessen Tugend ganz einfach in seiner Untätigkeit bestand, wie bei so vielen anderen, die, vollgepropft mit den ungeheuersten politischen Hilfsmitteln, die eine Nation jemals geliefert hat, kurz, mit der ganzen Macht eines Volkes ausgerüstet, daraus nicht soviel Größe hervorholten, wie Richelieu in eines Königs Schwäche zu finden wußte. So wurde der Bürger Niseron denn ein lebender Vorwurf für zu viele Leute. Bald stürzte man den Biedermann in die Flut des Vergessens mit jenem schrecklichen Worte: »Er ist mit nichts zufrieden!« dem Worte jener, die sich während des Aufstandes gesättigt haben.
Dieser andre Bauer von der Donau suchte sein Dach in Blangy wieder auf, sah seine Illusionen eine nach der anderen wieder versinken, sah seine Republik als Schleppenträgerin des Kaisers enden und versank unter Rigous Augen, der ihn heuchlerisch dahin zu bringen wußte, in völlige Armut. Wißt ihr warum? Niemals wollte Jean-François Niseron von Rigou etwas annehmen. Wiederholte abschlägige Antworten zeigten dem tatsächlichen Besitzer der Erbschaft an, welche Geringschätzung der Neffe des Pfarrers ihm entgegenbrachte. Schließlich wurde diese eisige Verachtung durch die furchtbare Drohung mit Bezug auf seine Enkelin gekrönt, von welcher Abbé Brossette der Gräfin erzählt hatte.
Von den zwölf Jahren der französischen Republik hatte der Greis eine Geschichte für sich geschrieben, die ausschließlich voll von den großen Zügen war, welche jener heroischen Zeit Unsterblichkeit verleihen werden. Die Ruchlosigkeiten, die Metzeleien, die Beraubungen wollte der Biedermann nicht kennen; er bewunderte immer die Beispiele von Aufopferung, den »Rächer«, die Opfer für das Vaterland, den Schwung des Volkes an den Grenzen, und er setzte seinen Traum fort, um dabei einzuschlafen.
Die Revolution hat sehr viele Vater Niseron ähnliche Dichter gehabt, die ihre Gedichte in ihrem Herzen oder bei den Heeren, heimlich oder am hellen Tage sangen durch Taten, die begraben sind unter dem Dunst jenes Orkans, ebenso wie unter dem Kaiserreich vergessene Verwundete »Es lebe der Kaiser!« schrien, ehe sie starben.
Solche Erhabenheit ist Frankreich zu eigen. Der Abbé Brossette hatte diese harmlose Ueberzeugung geachtet. Der Greis hatte sich allein auf jenes vom Priester geäußerte Wort hin: »die wahre Republik ruht im Evangelium«, ganz treuherzig an den Pfarrer angeschlossen. Und der alte Republikaner trug das Kreuz, zog das halb rote, halb schwarze Gewand an, war würdig und ernst in der Kirche und ging in der dreifachen Funktion auf, mit der Abbé Brossette ihn bekleidet hatte. Dieser wollte dem braven Manne nicht seinen Lebensunterhalt geben, sondern ihn vor dem Verhungern bewahren.
Dieser Greis, der Aristides von Blangy, sprach wie all die edlen Betrogenen, die sich in den Mantel der Resignation hüllen, wenig; unterließ es aber niemals, das Böse zu tadeln; so fürchteten ihn die Bauern denn, wie Diebe die Polizei fürchten. Er kam keine sechs Mal im Jahre ins »Grand-I-Vert«, obwohl man ihn dort immer feierte. Der Greis verwünschte die geringe Nächstenliebe der Reichen; ihre Selbstsucht empörte ihn, und durch diese Faser schien er stets mit den Bauern zusammen zu hängen. So sagte man: »Vater Niseron liebt die Reichen nicht, er ist einer der unsrigen!«
Als Bürgerkrone wurden diesem schönen Leben im ganzen Tale die Worte zu teil: »Der brave Vater Niseron, es gibt keinen ehrenwerteren Menschen!« Häufig zum obersten Schiedsrichter bei gewissen Streitigkeiten gewählt, verwirklichte er das magische Wort: »der Dorfälteste«.
Dieser, obwohl sehr arme, doch peinlich saubere Greis trug stets Hosen, dicke Wollstrümpfe, eisenbeschlagene Schuhe, den sozusagen französischen Rock mit großen Knöpfen, den die alten Bauern beibehalten haben, und den breitrandigen Filzhut. An gewöhnlichen Tagen aber hatte er ein Wams aus blauem Tuch an, so geflickt, daß es einer Stickerei glich. Der Stolz des Mannes, der sich frei und der Freiheit würdig fühlt, verlieh seinem Gesichte, seiner Haltung etwas Edles; kurz er trug ein Kleidungsstück und keine Lumpen!
»He, was gibt's denn Ungewöhnliches, Alte? Ich hörte Euch auf dem Glockenturme!« fragte er.
Man erzählte Vatels Attentat auf die
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