T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
einen Schritt in Derns Richtung, doch dieser warf ihr einen warnenden Blick zu und schüttelte kaum merklich den Kopf.
»Ich werde ihn finden«, versprach er und nahm seine Jacke von einem Haken neben der Hintertür. »Wenn Reece Noah in seiner Gewalt hat oder weiß, wo er ist, werde ich ihn finden.«
»Aber –«
»Ava. Bitte. Vertrau mir.« Und noch bevor sie etwas erwidern konnte, war er fort. Die Fliegengittertür klappte geräuschvoll hinter ihm zu.
Ava hatte das Gefühl, als würde ihr ein Teil ihrer selbst genommen.
Sie klammerte sich an sein Versprechen, doch sie wusste, dass er es nicht würde einlösen können. Was passierte, wenn sie Reece tatsächlich aufspürten, konnte niemand voraussagen, schon gar nicht Dern. Auch wenn er es nicht aussprach, so schien Dern – genau wie alle anderen – insgeheim davon überzeugt zu sein, dass Noah tot war, das spürte Ava.
Durchs Fenster sah sie die zwei Männer im Laufschritt Richtung Stall eilen, wo sich die Officer versammelt hatten, manche davon auf Pferden, manche mit Hunden, andere in Allradfahrzeugen.
War das wirklich möglich? Würden sie nach dieser langen Zeit tatsächlich Lester Reece auf der Insel aufspüren?
Ramsey und Dern schlossen sich der Gruppe an und schienen Anweisungen zu erhalten.
Avas Kehle wurde eng, ihre Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt, als sie daran dachte, dass sie womöglich nicht nur ihren Sohn wiedersehen, sondern vielleicht auch Dern verlieren würde. Wenn er Reece erst einmal ausfindig gemacht und vor Gericht gebracht hatte, gab es für ihn keinen Grund mehr, auf Church Island zu bleiben.
»Mrs. Garrison?«, fragte Snyder, jetzt mit etwas schärferer Stimme. »Würden Sie bitte mit mir kommen?«
»Ja … selbstverständlich.«
»Nach oben.«
Sie wappnete sich gegen den neuerlichen Anblick von Jewel-Annes Leichnam, denn sie ging davon aus, dass Jewel-Annes Leiche noch untersucht wurde. Der Gedanke daran ließ sie erschaudern.
»Hier entlang, bitte«, sagte Snyder, als sie im ersten Stock den Weg zum Apartment ihrer Cousine einschlagen wollte, und führte sie stattdessen zu ihrem eigenen Schlafzimmer.
Wieso?
Sie kannte die Antwort:
Sie
war die Hauptverdächtige,
sie
hatte die Leiche gefunden,
sie
war diejenige, die mit Jewel-Anne ein Hühnchen zu rupfen gehabt hatte. Ava spürte, wie sich ihr Puls beschleunigte.
Der Raum war völlig auf den Kopf gestellt worden, sämtliche Oberflächen waren mit schwarzem Fingerabdruckpulver bestäubt, die Betten auseinandergerückt, das Bettzeug abgezogen, die Matratzen an die Wand gelehnt.
»Was ist denn hier los?«, fragte sie mit hämmerndem Herzen.
»Wir möchten Sie fragen, was das ist.« Snyder deutete auf ihr Bett, wo ein rötlich brauner Fleck auf dem Lattenrost zu erkennen war, ungefähr zwanzig Zentimeter lang und drei Zentimeter breit. Auf der Matratze, die an der Wand lehnte, war ein ähnlicher Fleck zu erkennen. Offenbar war ein Gegenstand dazwischen versteckt gewesen.
Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
Ihr Puls schoss in die Höhe.
»Was ist das?«, murmelte sie, dann begriff sie. Der Fleck musste getrocknetes Blut sein und von einer langen Messerklinge stammen. Panik durchflutete sie, um ein Haar hätte sie sich übergeben.
»Allmächtiger«, flüsterte sie und drehte sich zu Snyder um, der eine durchsichtige Plastiktüte in die Höhe hielt.
Darin steckte ein Messer, scharf und tödlich, die gezackte Klinge blutverschmiert.
Das ist Jewel-Annes Blut!
Avas Knie drohten nachzugeben, sie musste sich gegen ihren Kleiderschrank lehnen, um nicht zu Boden zu sacken. Die Detectives gingen anscheinend davon aus, dass mit diesem Messer Jewel-Annes Kehle aufgeschlitzt worden war. Wieder sah sie ihre grausig zugerichtete Cousine mit den makabren Puppen vor sich. Ihr drehte sich der Magen um, und sie schaffte es gerade noch rechtzeitig ins Badezimmer, wo sie sich über die Toilettenschüssel beugte. Als ihr Magen endlich leer war und nur noch bittere Galle kam, richtete sie sich langsam wieder auf und zog die Toilettenspülung. Tränen brannten ihr in den Augen. Hatte Jewel-Anne ihren Mörder gekannt? Zumindest hatte er sie gekannt – ihr Faible für diese dämlichen Puppen.
»Mrs. Garrison?«, ertönte Snyders Stimme wie aus weiter Ferne. Ava taumelte zum Waschbecken, spülte sich den Mund aus und warf einen Blick auf ihr Spiegelbild. Sie war aschfahl, ihr Haar zerrauft, ihre Augen wirkten gehetzt.
Verdammt noch mal, sie war unschuldig!
Mit zittrigen
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