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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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genau wie damals, als du noch der Chef warst.«
    Oscar lachte wiehernd. »Mir geht’s wie der Made im Speck. Keiner fragt nach mir. Aber sobald ich auftauche, schiebt Vang mir eine Aufgabe zu.«
    »Was anderes traut er sich wahrscheinlich nicht. War er nicht dein Vize, bevor er deinen Job übernommen hat?«
    »Vang ist ein feiner Kerl. Und um bei der Wahrheit zu bleiben, habe ich mich noch nicht sonderlich hervorgetan. Bis jetzt habe ich vier Hinweise zu Tode geprüft, von denen Vang garantiert wusste, dass sie nichts bringen würden. Aber auch diese Arbeit muss erledigt werden. Soll ich dir was sagen, Gunnar: Wenn der alte Lund einen Scheißjob übernehmen kann, damit ein Ermittler für wichtigere Aufgaben freigestellt werden kann, dann soll es mir recht sein.«
    »Es wäre nett, sich mal wieder zu treffen, Oscar. Das letzte Mal liegt eine ganze Weile zurück.«
    »Juni 1994. In der Norum Bar. Du hast nur Selters getrunken. Ich war irgendwann sturztrunken und habe eine Menge Blödsinn geschwafelt. Ich wollte dich auch schon anrufen. Aber die Zeit vergeht… die Zeit vergeht. Wo wollen wir uns treffen?«
    »Wie wär’s mit der einfachen Variante? Zu Hause bei mir.«
    »Reitest du immer noch auf der Wasserwelle?«
    »So ist es. Sagen wir morgen? Gegen sechs?«
    »Lieber übermorgen. Morgen ist mein Bridge-Abend, weißt du.«
    »Wir werden uns einen netten Abend machen, alter Adler.«
    »Nett? Ah ja? Lädst du ein paar junge Frauen ein?«

Das rote Telefon

I
    Er rief aus dem Büro in der Wohngemeinschaft an.
    Seine Finger zitterten, als er die Nummer tippte. Er war genauso nervös wie damals, als er sie das erste Mal angerufen hatte. Da war sie neunzehn gewesen.
    Es klingelte und klingelte. Endlich nahm jemand den Hörer ab. »Hallo?«, rief eine Stimme. Gereizt. Als wäre morgens um halb zehn ungnädig früh. Im Hintergrund klimperte jemand auf einer Gitarre. Sind die grade erst aufgestanden?, dachte Vang. Oder hatten sie noch gar nicht geschlafen?
    »Könnte ich wohl mit Herdis Vang sprechen?«
    »Hä?«
    Vielleicht war die Frage zu höflich gestellt, und er sendete auf der falschen Frequenz. »Herdis! Herdis Vang!«, wiederholte er.
    »Herdis? Bråthen?«
    »Nein«, antwortete er spontan. Bråthen. Das war ihr Mädchenname. »Ja«, sagte er.
    »Hab sie noch nicht gesehen. Pennt wahrscheinlich noch. Warte mal. Bob!«
    Bob?
    Zeit für mich.
    »Bob! Weißt du, ob Herdis schon auf ist?«
    Einer der Freunde seines Sohnes hieß Bob. Amerikaner. Um die dreißig. So eine Art Troubadour. Das Haar reichte ihm über die Schultern. Roger hatte ihn ein paar Mal zu Hause angeschleppt. Er hatte mit ihnen zu Abend gegessen und auf dem Sofa im Wohnzimmer übernachtet. Aber der konnte das doch wohl nicht sein.
    »Schläft noch«, antwortete Bob. Zwei Worte. Aber es reichte, um den amerikanischen Akzent zu erkennen.
    Vang legte auf.

2
    Zwei Stunden später klingelte »das rote Telefon«.
    Eigentlich war es gar nicht rot, sondern gelbbraun. Es stand auf einem Metallständer in der Mitte des Hufeisens und hatte seinen Namen bekommen, weil Vang erklärt hatte, dass es genauso heilig sei wie die ehemalige Hotline zwischen dem Kreml und dem Weißen Haus. Nur der Ermittlungsstab kannte die geheime Nummer. Vang hatte sämtliche Kollegen instruiert, sie nur zu benutzen, wenn es um Leben und Tod ging und alle normalen Leitungen besetzt waren. Bis jetzt hatte sich noch niemand getraut, diese Nummer zu wählen.
    Vang, der an seinem Platz im Hufeisen saß und die in der Nacht und am Morgen eingegangenen Berichte der E-Gruppe durchging, starrte verdutzt auf das Telefon, ehe er abhob.
    »Vang«, sagte er.
    Um ihn herum verstummten alle.
    Eine junge Stimme räusperte sich nervös. Polizeiwachtmeister Skogstad. Der Name sagte Vang nichts. Der Wachtmeister erklärte, er sei im Postamt, um die Post für Kanal 24 zu untersuchen. Er habe versucht, Vang auf seiner Leitung zu erreichen, doch die sei besetzt gewesen. Vang forderte ihn auf, zur Sache zu kommen. Es sei so, erklärte der Wachtmeister angespannt und berichtete dann von dem neuen Umschlag mit einer Videokassette für Kristin Bye.
    Auf dem Weg zum Fernsehsender im Wergelandsveien dachte Vang darüber nach, ob das Video noch mehr Aufnahmen von Kristin Bye beinhaltete oder Aufnahmen von dem Mord an Marianne.
    Er hoffte auf Letzteres. Neue Bilder könnten die Mordermittlungen vorantreiben. Und wenn sie etwas dringend brauchten, dann einen Durchbruch.
    Der Fahrer schaltete die Sirene aus und fuhr

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