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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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Tischplatte. Verdutzt über seine heftige Reaktion, hielt er sich die Handfläche vor die Augen.
    Sie brannte noch immer, als er erneut Rune Strøms Akte durchblätterte.
    »Zu einfach«, murmelte er vor sich hin. Eine Taube flatterte am Fenster vorbei. Er zuckte zusammen und schaute in den Himmel. Oder mache ich alles komplizierter, als es ist?, dachte er.

2
    Er verließ das Büro spätabends. Die Abendausgabe lag auf der Fußmatte seiner Wohnung (NEUES SCHOCK-VIDEO AUF KANAL 24). Er klemmte die Zeitung unter den Arm und schloss auf.
    Die Wohnung war leer. Stille. Er machte Licht im Flur. In der Küche. Im Wohnzimmer. Dann legte er eine Art-Tatum-Platte auf, um die Stille zu füllen.
    Kurz vor seinem Aufbruch aus dem Polizeipräsidium hatten sie noch eine Auseinandersetzung wegen der Rune-Strøm-Spur gehabt. Antonsen und Gran hatten ihm in den Ohren gelegen, eine sofortige Festnahme anzuordnen, aber sein Bauch sagte ihm, dass sie nicht übereilt vorgehen durften. Antonsen und Gran hatten ihn besorgt gefragt, was in ihn gefahren sei.
    Er wusste es nicht.
    In der Küche blinkte eine der beiden Neonröhren (seit ein paar Wochen). Er hatte versprochen, sich darum zu kümmern. Ihm fiel ein, dass er seit dem frühen Vormittag nichts mehr gegessen hatte. Er fand eine Dose Labskaus im Schrank und wärmte es sich im Topf auf.
    Beim Essen fragte er sich, was Herdis jetzt wohl gerade machte.
    Wenn Rune Strøm tatsächlich der Mörder war, schien er alles zu unternehmen, damit die Polizei auf seine Spur kam. Ein deutlicheres Zeichen hätte er ihnen nicht geben können. In diesem Fall würde er heute Nacht nicht morden. War Rune Strøm Aquarius, saß er heute Abend zu Hause und wartete auf die Polizei. Es gab keinen Grund zur Eile. Manchmal konnte übereiltes Handeln alles kaputtmachen.
    Er trank ein paar Schlucke Wasser, hatte das Labskaus etwas zu großzügig gepfeffert.
    Ich begreife nicht, wieso Herdis zu Bob in die Wohngemeinschaft gezogen ist, dachte er. Sie kann doch unmöglich ein Verhältnis mit ihm haben. Das hätte ich doch gemerkt. Sie konnte noch nie lügen. Herdis und Bob? Mein Gott, sie ist zehn Jahre älter als er. Und die Mutter seines Freundes. So was würde sie doch nicht tun.
    Er sah Rune Strøm vor sich; stellte sich vor, wie er in einem Sessel in einem abgedunkelten Raum saß. Auch wenn Rune Strøm ein erwachsener Mann war, sah er ihn als verklemmten Jungen vor sich, gefangen in der Zeit.
    Er schob den Teller mit dem Labskaus in die Mitte des Tisches.
    Er könnte sie anrufen. Er wusste, wo sie wohnte. Er ließ sich die Worte im Mund zergehen. Wo sie wohnte . Als ob sie nicht hier wohnte, bei ihm, in der Wohnung in der dritten Etage, in der sie seit fünfzehn Jahren zusammenlebten. Er könnte sie besuchen, falls das was nützen würde. An die Tür klopfen und sie bitten, mit ihr reden zu dürfen. Aber das würde nur eine Szene geben. Er hasste Szenen.
    Er versuchte, sich wieder auf Rune Strøm zu konzentrieren.
    Hatte Herdis die Nase voll von ihm? War ihr Sexleben zu trist und vorhersagbar geworden? Ertrug sie seine langen Arbeitszeiten nicht mehr? Liebte sie ihn nicht mehr? War sie sauer, weil er vergessen hatte, eine neue Neonröhre zu kaufen?
    Er schlug mit der Hand auf den Tisch. Der Teller machte einen Hüpfer. »Hol dich der Teufel!«, zischte er. Der Schmerz in der Hand trieb ihm Tränen in die Augen.
    Er schlug noch einmal mit der Hand auf den Tisch. Das schien eine schlechte Angewohnheit zu werden. Und noch einmal. Noch fester.
    Da klingelte das Telefon.
    Herdis! , dachte er und sprang auf.
    Aber es war das Polizeipräsidium.

Blasen
    Die Bilder schossen wie ein visuelles Echo durch ihren Kopf: Blasen, Blasen, Blasen .
    Sie kniete über der Kloschüssel, ihr Magen drehte sich um, das Innere stülpte sich nach außen. In ihrem Bauch hatten sich Glassplitter zu einem Klumpen zusammengeballt.
    Wasser spülte rauschend durch die Rohre. Draußen auf dem Flur wurden Claes und Patrick von Gustav und Ådne abgelöst. Sie lachten und machten Witze. Irgendetwas über Gustav und eine Kollegin.
    Blasen, Blasen, Blasen .
    Sie spülte und blieb mit dem Kinn auf der rosa Klobrille sitzen.
    »Kristin?« Ådnes Stimme. »Alles in Ordnung?«
    In Ordnung? Hast du vergessen, wieso du hier bist? Heute Morgen habe ich zusehen müssen, wie ein junges Mädchen ertränkt wurde. Sie ist nur siebzehn geworden. Ersäuft in einer Badewanne. Kaltblütig ermordet von einem Geisteskranken, der es auf mich abgesehen hat. Mich! Und

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