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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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der Nacht nach Hause gekommen und hatte sie gefunden, als er sich die Zähne putzen wollte. Behauptete er. Beim Eintreffen der Polizei war er apathisch gewesen. »Wie ein Zombie«, bemerkte ein Polizist in dem ansonsten trockenen Protokoll. Als ob »Zombie« ein juristischer oder psychologischer Begriff wäre. Der Verdacht der Ermittler konzentrierte sich rasch auf den Verlobten. Aber egal, wie hart sie ihn zur Brust nahmen, er leugnete alles. Saß einige Wochen in Untersuchungshaft, kippte aber nicht um. Schließlich weigerte sich der Staatsanwalt, Anklage zu erheben, so dass sie ihn am Ende gehen lassen mussten.
    Rune Strøm.
    Das klang nicht wie der Name eines Mörders.
    An diesem Nachmittag waren acht Hinweise aus dem Ermittlungsstab bei Vang eingetrudelt. Und vier von außerhalb. Alle hatten ihn an den alten »Badewannenmord« erinnert.
    Genau genommen war nie endgültig bewiesen worden, dass es sich wirklich um einen Mord handelte. Sie konnte genauso gut bei einem Unfall oder Übelkeitsanfall ertrunken sein.
    Der Fall war der Gruppe zur Durchsicht vorgelegt worden, die sich um alte Mord- und Gewaltverbrechen kümmerte. Bis heute hatte noch niemand Rune Strøm mit Aquarius in Verbindung gebracht.
    Bis heute …
    Vang sah sich Rune Strøms Personenkennziffer an. Geburtsdatum war der dreißigste Januar. Er dachte nach. Der dreißigste Januar… Das Sternzeichen des Wassermanns. Aquarius.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte Gran.
    Vang schüttelte den Kopf und knetete sein Ohrläppchen. »Rein gar nichts.«
    »Warum lächeln Sie dann so merkwürdig?«
    Vang schloss die Augen und verscheuchte das Lächeln.
    »Wir sollten ihn zu einem kleinen Plausch einladen«, sagte Antonsen.
    Das einhellige Nicken um den Tisch erinnerte Vang an die Wackeldackel auf den Hutablagen mancher Autos.
    »Es kann ja nicht schaden«, sagte er müde.
    Elisabeth Gran blinzelte zufrieden und machte Anstalten aufzustehen. »Ich schicke zwei Einheiten los!«
    »Moment noch!« Vang streckte die Hände in die Luft. »Beruhigt euch wieder! Noch haben wir den Fall nicht gelöst. Wir haben Aquarius noch nicht. Wir haben einen äußerst vagen Verdächtigen, mit dem wir uns unterhalten wollen.« Er lächelte entwaffnend. »In aller Ruhe.«
    Gran ließ sich schwer auf den Stuhl fallen.
    »Runar! Also ehrlich!« Antonsen war ungehalten, es fehlte nicht viel, dass ihm der Geduldsfaden riss.
    »Wir werden uns in Geduld fassen, verstanden? Bevor wir in irgendeiner Weise gegen ihn vorgehen, will ich mir diesen…« Er schaute in die Akten, obwohl er sich den Namen problemlos merken konnte, »…Rune Strøm noch mal genauer ansehen.«
    Zu einfach.
     
    Nachdem die anderen gegangen waren, blätterte Vang den Aktenstapel durch. Die letzte, unverständlichste Akte, datierte von 1992. Vangs Blick flog über den mühsam lesbaren Text. Am 17. November 1992 verkündete das Osloer Gericht folgendes Urteil… Aktennummer… Laufende Nummer… Justizbehörde vertreten durch Staatsanwalt… gegen Rune Strøm vertreten durch Strafverteidiger… Strafgesetzbuch Paragraph… wegen Einbruchs …
    Vang schüttelte den Kopf, konnte sich ein dümmliches Grinsen nicht verkneifen.
    Im Sommer 1992 war Rune Strøm bei einem Einbruch ins Historische Museum gefasst worden. Er hatte es bis in eine haitianische Wanderausstellung über Voodoo geschafft, als er von einer Überwachungskamera erfasst wurde. Der Einbruchsversuch war amateurmäßig. In einem wartenden Auto vor dem Museum nahm die Polizei eine Frau fest, die leugnete, irgendetwas mit der Sache zu tun zu haben. Sie wurde aufs Revier gebracht und vernommen, aber nicht angeklagt. Als sie als Zeugin in dem Fall vorgeladen wurde, tauchte sie nicht auf. Rune Strøm verweigerte jede Aussage, aber die Anklage ging davon aus, dass er es auf eine der alten Voodoo-Puppen abgesehen hatte. Das Gericht sah es als mildernde Umstände an, dass er nicht vorbestraft war, verurteilte ihn dann aber doch zu einer Haftstrafe ohne Bewährung, weil davon auszugehen war, dass er versucht hatte, Kulturschätze zu stehlen, die dem Museum von einem anderen Staat zur Verfügung gestellt worden waren.
    Vang raufte sich die Haare. Voodoo – das fehlte gerade noch. Wo führte das alles hin? Er brach in unfreiwilliges Lachen aus. Voodoo! Er suchte nach einer Verbindung, einer Erklärung, einem erlösenden Wort. Ein Zornesblitz durchfuhr ihn, und mit einem geflüsterten »Scheiße, scheiße, scheiße!« schlug er mit voller Wucht die flache Hand auf die

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