Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
mittlerweile in wesentlich tieferem Wasser. Er bedeutete ihr, sie müssten es noch ein paar Meter weiter schaffen.
Flame wusste, dass Raoul eine bestimmte Stelle im Sinn hatte, einen sicheren Ort, aber ihr Körper ermattete zunehmend. Ihr war selbst schon aufgefallen, dass sie in der letzten Zeit nicht mehr das Durchhaltevermögen gehabt hatte, das sie normalerweise besaß. Sie hielt sich an seiner Gürtelschnalle fest, da sie befürchtete, sie würde versuchen, an die Oberfläche zu kommen, bevor sie in Sicherheit waren, und damit vielleicht seinen Tod verursachen. Sie hatte immer nur allein gearbeitet, und es war erschreckend, jemanden an ihrer Seite zu haben, um den sie sich Sorgen machen musste – zumal sie denjenigen so gern mochte. Ihn zu sehr mochte.
Beim Auftauchen schnappte sie keuchend nach Luft und sog sie tief in ihre brennende Lunge. Gator tauchte hinter ihr auf und schlang seinen Arm um ihre Taille. Sie wurden sowohl durch eine kleine Erhebung auf der Insel abgeschirmt als auch durch Pflanzen, die am Rande des Wasserbeckens wuchsen, in dem sie sich befanden.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«
Sie nickte und riss die Kontrolle über ihren Herzschlag und das Adrenalin, das durch ihre Blutbahnen strömte, an sich. »Warum zum Teufel haben wir sie nicht gehört? Wir hätten wissen müssen, dass sie da waren. Was geht hier
vor?« Vor dem ersten Jäger hatte sie sich nicht gefürchtet, aber irgendetwas an der gespenstischen Stille und der vollständigen Lautlosigkeit der anderen hatte dazu geführt, dass ihr ganz mulmig wurde. Es war noch nicht einmal dasselbe Gefühl gewesen, das der Heckenschütze am Vortag bei ihr ausgelöst hatte. Sie hatte gewusst, dass er da war. Der Sumpf hatte es gewusst. Aber diese Männer waren fähig gewesen, ihre Anwesenheit nicht nur vor Raoul und ihr zu verbergen, sondern auch vor den anderen Lebewesen des Sumpfes.
Gator suchte das Ufer der Insel mit den Augen ab. Seines Wissens gab es nur einen einzigen Mann, der diese Lautlosigkeit bewerkstelligen konnte. Diese unheimliche Stille. Der so viel von einem Geist an sich hatte. Kaden Montague konnte sich fast so durch die Welt bewegen, als sei er unsichtbar. Niemand wusste wirklich, wie er das anstellte, noch nicht einmal die anderen Schattengänger. Er war still und gefährlich, seine telepathische Begabung war ausgeprägt, und er war ein Mann, mit dem sich so schnell keiner anlegte. Er besaß Gaben, die keiner von ihnen wirklich verstand, und selbst Lily sprach kaum darüber. Eines von Kadens erstaunlichsten Talenten war die Fähigkeit, das gesamte Team vor einer Entdeckung zu bewahren. Er konnte sie alle gegen ihre Umgebung abschirmen. War diese Gabe in einem anderen Mann dupliziert worden? Gator hatte das mulmige Gefühl, das könnte der Fall sein.
»Kennst du diese Männer?«, fragte Flame.
Sie zitterte im Wasser. Der Regen hatte wieder eingesetzt, ein gnadenloser Schauer, der noch mehr zu ihrem Elend beitrug.
»Ich weiß es nicht. Ich habe keinen von ihnen zu Gesicht bekommen. Und du?«
Sie schüttelte den Kopf. »Der Große hat den Rückweg zur Straße eingeschlagen. Ich kann ihn hören. Er hinkt.« Genugtuung war aus ihrer Stimme herauszuhören.
Es konnte nicht Kaden sein. Gator war sich dessen so gut wie sicher, aber trotzdem blieb die Tatsache bestehen, dass diejenigen, die sich im Sumpf aufhielten, bei den Sondereinheiten ausgebildet worden waren. Und sie waren genetisch weiterentwickelt worden.
12
»MACH SCHON, RAOUL. Er wird uns entkommen. Wir sollten sehen, dass wir schleunigst das Sumpfboot erreichen.«
Er presste sie mit seinem Arm an sich. »Er ist ein Köder. Die anderen sind nicht gemeinsam mit ihm abgezogen. Sie sind noch dort draußen und beobachten die Wasseroberfläche. Sie suchen sie nach der kleinsten Veränderung ab, nach einer geringfügigen Unstimmigkeit im Wogen des Schilfrohrs. Das Einzige , was sich positiv für uns auswirken kann, ist der Regen.«
»Ich kann mich zum Sumpfboot durchschlagen und den anderen verfolgen, um zu sehen, wohin er geht. Ich werde unter Wasser schwimmen. Diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen. Ich muss unbedingt herausfinden, wer hinter dem Mord an Burrell steckt. Du bleibst hier und kämpfst gegen den Unhörbaren, und ich verschwinde.«
Sein Arm drückte sie fest an seine Seite. »Du weißt bereits, dass Saunders Burrells Tod angeordnet hat. Du willst nur sehen, wem dieser Typ Bericht erstattet, und wir wissen beide, dass es nicht Saunders sein wird.
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