Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
Glas in die Hand. »Trink das.«
Flame drehte das Glas in ihren Händen und ließ die Flüssigkeit über dem Eis kreisen. Sie hätte ihren letzten Cent darauf gewettet, dass sie ihr etwas in den Drink geschüttet hatten. »Ich tropfe den ganzen Wagen mit meinem Blut voll. Haben Sie vielleicht ein Handtuch?« Ganz gleich, wie sehr sie sich um den Klang bemühte – ihre Stimme war dünn und blechern.
James lächelte noch strahlender, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. Sein Gesichtsausdruck blieb flach und kalt und leer. Flame wandte ihren Blick von ihm ab und richtete ihn nach vorn, wo der Chauffeur saß. Seine Augen starrten sie im Rückspiegel an. Sie waren nicht kalt. Nicht flach. Noch nicht einmal leer. In ihnen war Grausamkeit zu entdecken. Noch schlimmer: das Böse schlechthin. Und auch eine fleischliche Lust, der sie noch nie begegnet war. Nicht normal. Einfach nur blanke Verderbtheit.
James beugte sich zu ihr hinüber und stieß das Glas an ihren Mund. Er sah ihr immer noch in die Augen, als er ihr kariertes Hemd vorn packte und es zerriss, um ihre Brüste zu entblößen.
Sie schüttete ihm den Inhalt des Glases ins Gesicht und knallte ihm gleich darauf das Waterford-Kristall fest gegen die Schläfe. »Finger weg, du Kotzbrocken.« Sie wollte die Tür öffnen, stellte fest, dass sie verriegelt war, und schlug das Glas ein zweites Mal gegen James’ Schläfe, als er sich auf sie stürzen wollte. »Ich bin nicht deine süße kleine benommene Joy, die du unter Drogen gesetzt hast, stimmt’s?«
Es mochte zwar sein, dass sie nicht unter dem Einfluss von Drogen stand und nicht Joy war, aber ihr würde eindeutig wieder schlecht werden. Die Knochen in ihrem Arm schabten aneinander, und diesmal verschlug es ihr den Atem.
»Was zum Teufel ist das denn?«, rief Carl aus.
Flame warf einen Blick auf ihn, und ihre Augen wurden groß, als sie sah, wie die Schattengänger urplötzlich aus dem grauen Regen auftauchten. Sie standen aufgereiht auf der Uferstraße, einer neben dem anderen, hielten halbautomatische Gewehre an den Schultern und waren schlammig, nass und in dem kräftigen Regenschauer kaum zu erkennen. Hinter ihnen landete gerade ein Hubschrauber und machte es unmöglich, an ihnen vorbeizukommen. Carl trat sofort das Bremspedal durch.
Er stieß seine Tür auf. »Ich habe eine verletzte Frau im Wagen. Ich versuche gerade, sie ins Krankenhaus zu bringen.«
Gator und Kaden lösten sich von den anderen und kamen von beiden Seiten auf den Wagen zu, die Waffen mit sicheren Händen im Anschlag. »Wo ist sie?«, fragte Gator.
»Hinten«, sagte der Chauffeur. »Sie blutet den ganzen Wagen voll.«
»Haben Sie einen Krankenwagen verständigt, damit er Ihnen entgegenkommt?«, fragte Kaden. »Entriegeln Sie
die hinteren Türen«, fügte er hinzu, als Gator zurücktrat und den Eindruck erweckte, er würde gleich den Kolben seines Gewehrs durch die Fensterscheibe rammen.
»Ich habe sie gerade erst aufgelesen. Ich war dabei, den Anruf zu machen, als ich Sie gesehen habe.«
»Wir übernehmen alles Weitere. Wir werden sie zum Krankenhaus fliegen.« Kaden senkte den Lauf seines Gewehrs keine Sekunde lang.
Gator riss die Tür auf und starrte Flame an. Sie war mit Blut und Schlamm bedeckt. Ihr Hemd war zerrissen, ihre Brüste entblößt. Sie war so blass, dass er glaubte, sie könnte bereits verblutet sein. »Mein Gott, Kleines«, flüsterte er.
Sie drehte den Kopf, die Bewegung bereitete ihr offensichtlich Schmerzen. »Mir fehlt nichts. Du solltest erst mal mein Gegenüber sehen.«
»Ich habe es gesehen.« Er streckte die Arme aus und zog sie an sich, wobei er sorgsam auf ihren gebrochenen Arm achtete. Erst da wurde ihm klar, dass es sich bei dem Mann auf dem Rücksitz um James Parsons handelte und dass er eine Platzwunde über dem Auge hatte. Flame hielt das blutige Kristallglas immer noch umklammert. »Du Mistkerl. Was hast du getan?«
»Nichts.« James hob die Hände. »Ich schwöre es. Sie war hysterisch. Ihre Kleidungsstücke waren zerrissen, und sie hat geblutet. Wir haben sie in den Wagen gehoben und wollten sie gerade ins nächstgelegene Krankenhaus bringen. Ich habe versucht, ihr etwas zu trinken einzuflößen, aber sie ist durchgedreht und hat sich auf mich gestürzt.«
»Die Sache ist die, James«, sagte Gator, »dass ich weiß, wo du wohnst.« Er trat die Tür zu und trug Flame zu dem Hubschrauber.
Kaden blieb hinter ihm und hielt sein Gewehr auf den
Fahrer des Wagens gerichtet. Die anderen
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