Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
sie alles, was sie brauchte, aber wenn jemand das Boot beobachtete oder wenn es mit einem versteckten Sprengsatz versehen war, würde sie nicht die Kraft – und auch nicht die Zeit – haben, es herauszufinden. Sie würde sich, um zu entkommen, auf die Gastfreundschaft der Bewohner des Bayou verlassen müssen.
Die meisten Freunde von Burrell kannten sie und würden ihre Verletzungen behandeln und sie bei sich aufnehmen, aber leider war Raoul in ihren Augen einer von ihnen – sie bezweifelte, dass sie ihre Anwesenheit vor seiner
Großmutter oder vor ihm geheim halten würden. Sie würde eine Möglichkeit finden müssen, wie sie verhindern konnte, dass über sie geredet wurde, bevor sie endgültig verschwinden konnte.
Benommen stolperte sie über etliche Steine und Pflanzen, bevor sie den schmalen Pfad fand, der zu dem Streifen Land führte. Sie hatte zu viel Blut verloren. Flame erkannte die Anzeichen. Sie musste sich beeilen, um die Straße zu erreichen, auf der jemand anhalten und sie mitnehmen könnte, bevor Raoul aus dem Sumpfgebiet herauskam.
Sie übergab sich zweimal auf dem Weg zur Uferstraße. Sie lief einfach weiter, setzte einen Fuß vor den anderen, bis sie auf der Straße angelangt war. Sie lief auf die Brücke zu, wankte und strengte sich gewaltig an, auf den Füßen zu bleiben, während sie betete, ein Wagen möge vorbeikommen.
Bei dem Wagen, der schließlich an ihr vorüberfuhr, handelte es sich nicht etwa um einen verbeulten alten Pick-up oder um einen der älteren Personenwagen, sondern um eine funkelnde neue Limousine mit Chauffeur. Der Fahrer des schwarzen Wagens stieg auf die Bremse und stieß zurück, bis er neben ihr war. Die Fahrertür wurde gleichzeitig mit der Beifahrertür aufgerissen. James Parsons und sein Chauffeur eilten beide an ihre Seite. James packte ihren gesunden Arm, um ihr Halt zu geben, und der Chauffeur legte einen Arm um ihre Taille, damit sie nicht hinfiel.
»Lassen Sie sich von mir in den Wagen helfen«, sagte der Fahrer. »Ich bin Carl. Carl Raines, Mr. Parsons’ Chauffeur. Sie erinnern sich doch sicher an mich. Mein Gott. Was ist Ihnen zugestoßen?«
Flame hörte seine Stimme wie aus weiter Ferne, als er versuchte, sie zu besänftigen. Sie schüttelte den Kopf. Sie
konnte nicht ins Krankenhaus gehen. Sie hatte keine Mittel, sich zu schützen, wenn sie sie dorthin brachten. Sie war zu schwach, um zu verhindern, dass die beiden Männer sie in den Wagen setzten. James Parsons nahm neben ihr Platz und schlug die Tür zu.
Da sie nicht einmal mehr die Energie aufbrachte, ihren Kopf umzudrehen, starrte Flame einfach nur die geschlossene Tür an. Sie war auf allen Seiten von edlem Leder und Mahagoni umgeben. Jetzt sank sie tiefer im Sitz zusammen, weil sie sich einfach nicht mehr aufrecht halten konnte. Ihr Blick war nun unter Sitzhöhe. Es dauerte einen Moment, bis sie Einzelheiten wahrnahm. Fesselgurte, die am Sitz befestigt waren. Die Kratzer im Leder. Drei Kratzer, einer tief und zwei andere weniger tief. Ihre Hand fiel schwer auf den Boden zwischen dem Sitz und der Tür. Ihre Augen folgten. Dort lag ein unverwechselbarer kleiner Ohrring, von dem sie ganz sicher war, dass sie ihn schon einmal gesehen hatte. Es war eine goldene Creole mit silbernen Fußabdrücken darauf. Dieselben Ohrringe, die Joy Chiasson auf dem Foto trug, das ihre Mutter Flame gegeben hatte. Sie hatte Flame in allen Einzelheiten erzählt, wie sie ihrer Tochter die Ohrringe geschenkt hatte.
Flame gelang es, den Kopf zu heben; ihre Bewegungen waren langsam und unkoordiniert. Über den Ledersitz hinweg sah sie James Parsons in die Augen. Er lächelte. Sie nahm den Moschusgeruch von Sex wahr. Sowohl James als auch der Chauffeur trugen Abendanzüge, als kehrten sie gerade von einer Party zurück.
Sie erwiderte das Lächeln und rutschte noch ein Stück tiefer. Ihr Blick wanderte durch den Wagen und nahm die gut bestückte Bar und den Plasmabildschirm wahr. Den Mini-DVD-Player. Daneben lag eine Scheibe, die einer CD
ähnelte, aber kleiner war. »Danke, dass Sie mir geholfen haben.« Ihr Blick wandte sich nach vorn. Ein kleines rotes Auge sah sie blinkend an.
»James, gib ihr etwas zu trinken.«
Die Anweisung kam von dem Fahrer, und seine Stimme hatte einen entschiedenen Befehlston angenommen. James errötete, als er sich vorbeugte, um eine bernsteinfarbene Flüssigkeit auf das Eis in einem Waterford-Glas zu gießen. »Ich weiß selbst, was ich zu tun habe«, fauchte James atemlos. Er drückte ihr das
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