Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
Ich habe ausgiebig
über diese Nacht nachgedacht. Ich war abgelenkt, weil ich wusste, dass du da warst, aber Parsons war nicht zum Abendessen eingeladen. Saunders hat in seinem Turm gesessen und bis spät in die Nacht gearbeitet. Niemand sonst ist gekommen. Es herrschte nicht die Atmosphäre, als wollten die beiden ein Glas miteinander trinken, und noch bevor Parsons wieder gefahren war, hatte Saunders das Fehlen des Geldes schon bemerkt. Ich habe gehört, wie die Wachen über den Raub geredet haben. Das heißt, ganz gleich, was er in jener Nacht von Saunders wollte – die Dinge, die sich im Safe befanden, hatten etwas damit zu tun.«
Sie sahen einander an. »Die DVDs«, sagte er.
Sie nickte. »Das muss es sein. Er kann den Safe nicht geöffnet haben, um Papiere rauszuholen, denn dort waren keine Papiere. Andernfalls hätte ich sie mitgenommen. Und weshalb sollte Saunders Parsons bezahlen, es sei denn, es handelte sich um Bestechungsgeld, was zugegebenermaßen eine Möglichkeit ist.«
Gator schüttelte den Kopf. »Das ist unwahrscheinlich. Saunders ist ein Killer, so einfach ist das. Wenn ihm etwas oder jemand im Weg ist, dann ist sein erster Gedanke der, ihn zu entfernen.«
Flame erstarrte plötzlich und hob eine Hand schützend an ihre Kehle. »Wie Burrell«, flüsterte sie. »Ich habe Burrell das Geld gegeben, um sein Darlehen abzuzahlen. Er hat Saunders angerufen und wollte ihn treffen, um ihm den Scheck zu geben.«
Einen Moment lang herrschte Stille. Flame presste sich die Finger auf die Augen. »Saunders ist wahrscheinlich nicht zu dem Treffen erschienen, und seine Männer haben im Sumpf gewartet, um Burrell zu töten. Ich dachte,
sie seien meinetwegen dort. Wie konnte mir das bloß entgehen? O Gott, Raoul, ich habe sein Todesurteil unterschrieben, indem ich ihm das Geld für die letzte Rate gegeben habe. Er wäre besser dran gewesen, wenn er das Geld verloren hätte. Er wäre noch am Leben, hätte sein Hausboot, säße auf dem Deck und rauchte seine Pfeife, und er würde jetzt noch mit seinen Freunden lachen. Stattdessen hat Saunders an ihm ein Exempel statuiert, damit andere ihm nicht ins Gehege kommen.«
»Falls Saunders tatsächlich jemanden mit dem Mord beauftragt haben sollte, hattest du nichts mit diesem Entschluss zu tun, Cher .«
»Ich habe einen von Saunders’ Männern im Sumpf erkannt, bevor die anderen kamen. Ich hatte ihn am hinteren Ende seines Grundstücks gesehen. Es war derjenige, der Saunders die Frauen zuführt.«
Raoul holte die DVDs aus dem Rucksack, während Flame die Fotografien aufsammelte und sie wieder in den Umschlag steckte.
»Lass uns gehen.«
Flame stockte der Atem, als sie die grimmigen Falten sah, die sich tief in sein Gesicht gegraben hatten. Es konnte vorkommen, dass er bedrohlich wirkte, wenn sie ihn ansah, und dies war einer dieser Momente, in denen sie ihn zum Fürchten fand. Sie folgte ihm zu dem Sumpfboot hinaus und setzte ihre Füße behutsam auf die Planken des Bootsstegs, die heftig bebten. Sie streckte eine Hand aus, um ihm besänftigend über den Arm zu streichen.
»Erinnerst du dich noch daran, dass du mir davon erzählt hast, wie du damals die Selbstbeherrschung verloren hast? Du hast mir nicht alles erzählt, stimmt’s?«
»Wie kommst du plötzlich auf den Gedanken?«
»Weil der Bootssteg eben beinah auseinandergefallen wäre. Was ist sonst noch passiert, Raoul?«
Er warf einen Blick auf sie, als er ihr in das Boot half. »Glaube mir, das willst du nicht wissen.« Als sie ihn im Vorübergehen streifte, fühlte er das Messer, das an ihrem Brustkorb verborgen war. Augenblicklich durchzuckte ihn Glut. Er packte ihren Arm und atmete ihren Geruch tief ein, während er so tat, als wollte er ihr Halt geben.
»Natürlich will ich es wissen. Es hat dich zu demjenigen gemacht, der du heute bist.«
»Ich sage es dir aber nicht. Ich kann es mir nicht leisten, dich zu verlieren. Vielleicht sage ich es dir, wenn du achtzig bist. Das heißt, wenn du es herausfinden willst, musst du es so lange mit mir aushalten.«
»Ich habe auch einige Fehler gemacht.«
»Lass das, Flame. Frag mich alles andere, aber rühre nicht ausgerechnet daran.«
Sie beugte sich zu ihm vor, legte ihre Hand auf seine Wange und sah ihm tief in die Augen. »Du bist ein guter Mensch, Raoul. Ganz gleich, was passiert ist, du bist ein guter Mensch. Ich habe schlechte Menschen gesehen, und ich kenne den Unterschied.«
Er küsste sie, weil es unumgänglich war. Es war ihm ein Bedürfnis. Es
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