Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
da. Sie haben Indizien dafür gefunden, dass er dort gewesen ist, aber man hatte ihn entweder an einen anderen Ort abtransportiert oder er war entkommen.«
»Oder sie hatten ihn getötet.«
»Diese Möglichkeit besteht natürlich auch.«
Flame ließ den Kopf hängen. »Ist Raoul unversehrt?«
»Er sieht nicht gut aus, und er ist nicht mehr der Alte. Er lächelt nie, und er lacht auch nicht. Er ist dünner geworden, aber er ist ohne neue Narben zurückgekehrt, falls du das meinst. Wirst du ihm jemals verzeihen, dass er dir das Leben gerettet hat?«, fragte Dahlia unverblümt.
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Flame konnte hören, dass ihr Herz heftig schlug. Die Kehle schnürte sich ihr zu, und sie schluckte schwer. »Wenn ich ihm verzeihe, muss ich Lily verzeihen.« Sie schloss die Augen. »Ich weiß nicht, ob ich dazu in der Lage bin.« Sie stand langsam auf und bewerkstelligte es mit reiner Willenskraft, sich auf den Füßen zu halten. »Ich glaube, jetzt kann ich mich tatsächlich auf einen Stuhl setzen.«
Dahlia blieb hinter ihr, nur für den Fall, dass sie nach dieser heftigen Woge von Übelkeit noch zu schwach war, um es in ihr Zimmer zu schaffen, ohne hinzufallen.
Flame war, als sie sich erst einmal in Bewegung gesetzt hatte, erstaunlich sicher auf den Füßen. »Sowie mein
allnächtlicher Anfall von Übelkeit vorüber ist, ganz gleich, ob er eine Stunde anhält oder sechs Stunden, geht es mir wieder gut. Dann steige ich normalerweise auf das Laufband oder versuche, ein bisschen Sport zu treiben, bevor mich die morgendliche Übelkeit befällt. Es sieht so aus, als käme ich kaum noch zum Schlafen.« Sie blieb einen Moment stehen und sah sich in ihrem Zimmer um. Es brannte kein Licht, nur Dutzende von Kerzen waren angezündet. »Nonny war hier. Sie ist ganz reizend zu mir.«
Dahlia wartete, bis Flame sich auf einem Stuhl niedergelassen, die Füße unter sich angezogen und wieder einen Schluck Wasser getrunken hatte. »Einer deiner besten und schlechtesten Charakterzüge ist deine Sturheit, Flame. Ich glaube, das hat dir das Leben gerettet – diese Entschlossenheit und dieser Mut, den du besitzt, die Fähigkeit, dich auf etwas zu versteifen und dabei zu bleiben, ganz gleich, worum es geht, aber eben diese Eigenschaften halten dich auch von dem Eingeständnis ab, dass du dich irren kannst.«
Ein mattes Lächeln spielte um Flames Mundwinkel. »Du glaubst, das sei der Grund? Dass ich einen Irrtum nicht eingestehen will? Ich wünschte, die Dinge lägen so einfach.« Sie lehnte sich seufzend zurück, bis ihr Kopf an der weichen Rückenlehne des Stuhls lag und sie sich ihrer Kahlköpfigkeit allzu deutlich bewusst wurde. So wollte sie nicht gesehen werden, noch nicht einmal von Dahlia; dazu war sie zu eitel. »Ich traue Lily nicht. Ihr Verstand arbeitet genauso wie seiner. Der Drang, Antworten zu finden, siegt gegen die Moral.«
Dahlia schüttelte den Kopf. »Du irrst dich. Sie besitzt seine Brillanz, das ja. Und du besitzt sie auch, aber sie weiß, wo sie die Grenze zu ziehen hat. Warum bist du so wild
entschlossen, zu glauben, dass sie mit Peter Whitney unter einer Decke steckt?«
»Er muss einen Informanten haben.«
Dahliaschnaubte. »Das ist eine bescheuerte Behauptung, vor allem aus deinem Munde. Du weißt ganz genau, wie er an seine Informationen herankommt.«
»Durch die Computer«, räumte Flame ein. »Sie gehörten alle ihm. Jeder Computer in seinem privaten Labor und in dieser Einrichtung hier und in so ziemlich jeder Firma, die ihm gehörte. Er hatte Zugang zu all diesen Computern, und viele der Programme hat er selbst geschrieben. Die Notizen und Daten, die Lily benutzt, gehörten ihm. Er hat eine Hintertür, durch die er überall reinkommt.«
»Natürlich hat er die. Und er weiß, dass sie die Informationen braucht, um uns allen zu helfen. Sie kann ihn nicht abschütteln. Arly ist ständig auf der Suche, aber selbst wenn er hier und da einen Wurm findet, wird er sie niemals alle finden. Warum also musst du an der Überzeugung festhalten, dass sie mit Peter Whitney im Bunde ist?«
Flame schüttelte den Kopf und schlug die Tür zu ihren Kindheitserinnerungen zu. Dieser Erinnerung durfte sie sich nie wieder stellen; das konnte sie sich nicht leisten. »Ich kann es dir nicht sagen, Dahlia. Ich kann es wirklich nicht.«
Dahlia schaute auf; ihr Blick war scharf und durchdringend. »Das macht nichts, Schätzchen, mach dir deshalb keine Sorgen. Ich werde dich jetzt ein paar Minuten allein
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