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Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game

Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game

Titel: Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Flame erinnerte sich noch an all die anderen Mädchen, an jedes Einzelne von ihnen. Whitney hatte Dahlia ebenso wenig leiden können wie Flame. Er hatte Dahlia in einem Sanatorium eingesperrt und sie von der Welt abgeschieden, ihr ein Zuhause und eine Familie verwehrt – wie er es auf die eine oder andere Weise auch bei den meisten
anderen getan hatte. Dr. Whitney hatte Experimente an Säuglingen durchgeführt, die Experimente an ihnen als Kleinkinder fortgesetzt, während der Kindheit weitergemacht und an ihnen als Teenager und sogar noch im Erwachsenenalter weitere Experimente vorgenommen. Er würde keine von ihnen jemals freilassen, und es kam überhaupt nicht in Frage, dass die Welt erfuhr, was er getan hatte.
    Sie sah sich um und war schockiert darüber, dass Whitney jemanden dazu bringen konnte, ein so wunderschönes Haus zu verlassen, um für ihn zu arbeiten. Wahrscheinlich war es ursprünglich ein traditionelleres Holzhaus von eineinhalb Stockwerken Höhe gewesen, mit einer überdachten Veranda, die auch Galerie genannt wurde und auf Pfählen stand, damit die Schwelle über dem matschigen Boden lag. Die Farm der Fontenots grenzte an den Bayou, was ihnen sowohl die Gewässer als Transportwege erschloss als auch das Fischen ermöglichte. Sie hatten aber auch ausgedehnte Wälder für die Jagd und den Forstbetrieb und außerdem Felder für den Anbau von allem, was sie zum Leben brauchten. Nach dem Haus zu urteilen, waren sie gut situiert.
    Sie schlich durch den Flur zu der langen Treppe und bildete sich auf dem Weg ein Urteil über den Grundriss des Erdgeschosses. Wie hatte Whitney jemanden wie Gator Fontenot in seine Welt der Täuschung und des Betrugs locken können? Dieses Haus war von Liebe erfüllt. Sie konnte es an den Fotos von lachenden Gesichtern erkennen. Jemand, höchstwahrscheinlich die Frau, die in dem Schlafzimmer im oberen Stockwerk schlummerte, spann Baumwolle und webte Stoffe daraus, die zu Decken verarbeitet wurden. Im ganzen Haus waren herrliche, selbst
angefertigte Gegenstände verstreut, die mit Liebe zum Detail hergestellt worden waren. Keines der Mädchen, an denen Whitney experimentiert hatte, hatte so etwas jemals gesehen.
    Kein Wunder, dass sie alle so verhaltensgestört waren – sie waren nicht in einer netten familiären Umgebung mit einer reizenden alten Frau aufgewachsen, die ihnen jeden Morgen das Frühstück brachte, wie es die alte Dame hier gewiss tat. Was war bei Gator schiefgegangen? Was hatte ihn dazu bringen können, all das zurückzulassen und für Whitney zu arbeiten? Wut loderte in ihr auf, und sie fühlte ein leichtes Beben, das durch das Haus ging. Sie zwang sich durchzuatmen, setzte ihren Weg fort und versuchte, an andere Dinge zu denken.
    Sie richtete den Schein ihrer kleinen Taschenlampe auf die Fotos über der Treppe. Kleine Jungen lächelten sie an und drängten sich um eine ältere Frau, die sowohl stolz als auch streng wirkte. Während Flame sich die Treppe hinunterbewegte, wurden die Jungen älter, barfüßige Teenager mit Alligatoren und Fischen und einem albernen Grinsen auf den Gesichtern. Sie erkannte Gator. Er schien der Älteste der Brüder zu sein, die alle dichte schwarze Lockenschöpfe und leuchtende Augen hatten.
    Am Fuß der Treppe stand eine Truhe, über die eine Hochzeitsdecke ausgebreitet war. Drei weitere Truhen mit Hochzeitsdecken standen nicht weit davon. Trotz des Ernsts ihrer Lage ertappte sich Flame dabei zu lächeln. Jemand versuchte, den jungen Männern einen nicht allzu subtilen Hinweis zu geben. Es war ein erstaunlicher Gedanke, dass es solche Familien tatsächlich gab und dass Gator das Glück gehabt hatte, in einer solchen Familie aufzuwachsen. Dieses Wissen ließ sie noch wütender auf ihn
werden. Es erschien ihr als ein Verrat, sie mit genau dem zu verhöhnen, wonach sie sich ihr Leben lang verzehrt hatte. Sie kämpfte gegen ihre aufsteigende Wut an. Vielleicht hätte die Person, die ihn aufgezogen hatte, ihm einen Tritt verpassen sollen. Dafür war es noch nicht zu spät, und sie war die Frau, die ihm den Tritt verpassen würde.
    Sie fand ihn im zweiten Schlafzimmer im Tiefschlaf vor. Seine Hand lag auf dem Sitz des Motorrads, das nur wenige Zentimeter von seinem Bett geparkt war. Sie zog ein Messer aus der Scheide, die in ihrem Stiefel verborgen war, bezog Stellung an seinem Kopfende und beugte sich über ihn, sodass ihr Atem sein welliges Haar in Bewegung versetzte, als sie die Klinge mit ausgesuchter Zartheit an seine Kehle

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