Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
zwinkerte Ian zu. »Oh nein, ich glaube nicht, dass ich jetzt noch Grund zur Sorge habe. Ich glaube, Grandmère hat sich inzwischen etwas ganz anderes in den Kopf gesetzt, und diesmal bin nicht ich derjenige, der in Schwierigkeiten steckt. Ich habe die Jungs angerufen, damit sie erfahren, dass du demnächst einer temperamentvollen Wodu-Königin dein Jawort geben wirst. Sie haben sich für dich gefreut.«
»Du hast teuflischen Spaß an dieser ganzen Geschichte, stimmt’s, Wyatt?«, fragte Gator.
»Das kannst du laut sagen.« Er stützte sich wieder auf die Stange und stieß die Piroge näher an den Bootssteg. »Dieses eine Mal in meinem Leben bin ich nicht derjenige, dem Grandmère Nonny die Hölle heiß macht, und das ist ein verdammt gutes Gefühl.«
»Ich bin sicher, dass eure Großmutter es verstehen wird, wenn du ihr erst einmal die Wahrheit sagen kannst«, wandte Ian beschwichtigend ein.
Wyatt und Gator schüttelten gleichzeitig die Köpfe. »Wenn Grandmère sich etwas in den Kopf setzt, ist sie nicht mehr davon abzubringen«, erklärte Wyatt. »Gator wird eine Braut finden müssen, ob er will oder nicht.«
Gator führte sich wieder einmal vor Augen, wie seidig sich Flames Haut auf seiner angefühlt hatte. Sie war so verflucht weich und zart. Und erst ihre Augen … So lebhaft. Leuchtend grün. Augen, in denen sich ein Mann verlieren konnte. Vielleicht war er ja doch williger, als er selbst glaubte. Er schüttelte den Kopf, als ließe sich ein dermaßen idiotischer Gedanke dadurch vertreiben.
Gegen Ende hatte sie ihn nahezu verzweifelt angesehen, als sie unter seinem Körper gelegen hatte und seine Finger ihre Luftröhre zudrückten, beide Kopf an Kopf, gefährlich und wütend aufeinander. »Ich weiß nicht, ob ich das kann. « Er lauschte den Worten, die in seinem Kopf wieder abgespult wurden. Es hatte so verdammt verletzlich geklungen, dass er innerlich mit ihr gelitten hatte. Jeder Beschützertrieb in ihm hatte sich aufgebäumt und war ihr entgegengeströmt. Sie hatte Angst davor gehabt, seiner Familie etwas anzutun. Sie hatte es nicht tun wollen, aber gefürchtet, sie könnte es gegen ihren Willen trotzdem tun.
Dieser verfluchte Whitney! Beide Whitneys sollte der Teufel holen. Er war nach Hause gekommen, um eine
verschollene Freundin zu suchen. Die arme, kleine Joy. Ihre Eltern waren nicht reich, und für die Polizei war es bequemer, zu glauben, sie sei in die Großstadt ausgerissen, als eine groß angelegte Ermittlung in Gang zu setzen, die das Geld der Steuerzahler verschlingen könnte. Sie war sein vordringliches Projekt, nicht Iris »Flame« Johnson. Ihm war ganz egal, was Lily sagte. Niemand konnte ihn zwingen, Flame an einen Ort zurückzubringen, der für sie die Hölle gewesen sein musste. An einen Ort, an den sie nur schlechte Erinnerungen haben würde und …
»Das ist doch nicht zu fassen!« Wyatt kauerte sich hin und klammerte sich an den Seiten der Piroge fest, als sie unerwartet heftig schwankte.
Gator schaute sofort nach, was los war, sah das brodelnde Wasser und fing über den Kopf seines Bruders hinweg Ians Blick auf. Er holte langsam und tief Luft und stieß den Atem wieder aus, um gegen seine zunehmende Gereiztheit anzukämpfen. Ian zog eine Augenbraue hoch und sah ihn fragend an, doch Gator tat es mit einem Achselzucken ab. Er musste seine Ausgeglichenheit wiederfinden und zu jeder Zeit sein inneres Gleichgewicht bewahren. Er streckte seine Hand aus, schnappte sich eine weitere kalte Bierflasche aus der Kühlbox und schüttete ein Drittel der Flüssigkeit in sich hinein, da es ihm in einem gewissen Maß dabei half, seinen kühlen Kopf wiederzufinden.
»Gibt es etwas Neues über Joy, Wyatt?«, fragte er unvermittelt.
Wyatt seufzte. »Nichts. Niemand scheint auch nur das Geringste gesehen oder gehört zu haben.«
Sein Tonfall ließ Gator scharf aufblicken, und er bemerkte die Schatten in Wyatts Augen und das ernste Gesicht.
»Du hast gesagt, du würdest deine Fühler ausstrecken und mit ein paar Freunden reden, um etwas über den Jungen in Erfahrung zu bringen, mit dem sie befreundet war.«
»James Parsons. Etwa vierundzwanzig, gutaussehend, oder zumindest behaupten das sämtliche Mädchen. Sein Daddy hat Umgang mit Politikern und kennt so ziemlich jeden, der jemand ist. Es wird gemunkelt, James hätte Joy zum Abendessen nach Hause mitgenommen, und Daddy und Mommy hätten Einwände gegen sie gehabt. Sie haben gesagt, sie sei nicht gut genug für ihren Freundeskreis und James
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