Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
erschufen einen roten und goldenen Dschungel aus federleichten Gebilden, die in die schimmernde Wasseroberfläche eintauchten. Da die Luftfeuchtigkeit so hoch war, bewegten sich sogar die Geschöpfe der Nacht langsam und schwerfällig. Schlangen ließen sich von den tief hängenden Ästen ins Wasser plumpsen, und Schnappschildkröten glitten wesentlich stiller in die schlammigen Tiefen.
Die schwere Süße von Gardenien und Jasmin hing geballt in der Luft und unterstrich die drückende Hitze. Eine kleine grasbewachsene Fläche mit etlichen Baumstümpfen erstreckte sich zwischen einer großen Hütte und einem wackligen Bootssteg. Auf dem Bootssteg lag ein einzelner Alligator, fast wie ein Wachhund, mit halb geschlossenen Augen und weit offenem Maul, in dem seine scharfen Zähne zu sehen waren, und beobachtete träge und teilnahmslos die Boote, die in Richtung Hütte tuckerten. Zwei weitere Alligatoren dösten auf dem Gras zwischen
den Baumstümpfen und Blumen unweit der Treppe, die zur Veranda führte. Keiner von beiden sah hinüber, als etliche laute Menschen Pirogen und kleine Fischerboote festmachten und über den Bootssteg polterten. Die Schar machte einen weiten Bogen um den Alligator, der dort Wache hielt, und grüßte ihn. Wie immer brachte der Freitagabend lärmende Menschenmassen und laute, beschwingte Musik mit sich.
»Laissez le bon temps rouler!« Wyatt grinste seinen älteren Bruder an und deutete auf die Kühlbox in ihrem Boot, während er die lange Stange über den Boden des Wasserlaufs zog und die Piroge zum Bootssteg manövrierte. »Es kann natürlich sein, dass Grandmère dir nie verzeiht, wenn du dieses Mädchen nicht heiratest und eine Familie mit ihr gründest.«
» Oui, tais toi, Wyatt«, murrte Gator. »Obwohl der Gedanke, mit ihr ins Bett zu gehen, meine Seele aufrichtet.«
Wyatt versetzte ihm einen gutmütigen Tritt. »Und bestimmt auch andere Körperteile. Sie sah verflucht gut aus, sogar mit dem Messer an deiner Kehle.«
»Ich habe ihn in Aktion erlebt«, meldete sich Ian MacGillicuddy zu Wort und stieß gegen den Deckel der Kühlbox. »Ich glaube ihr. Er hat sich ständig in den Clubs rumgetrieben, und ich wäre bereit zu wetten, dass er sie mit Schmeicheleien in sein Bett gekriegt hat.«
Gator warf den Kronkorken seiner Bierflasche nach Ian. »Du weißt genau, dass ich noch nicht lange genug hier bin. In der kurzen Zeit kann ich keine Babys gemacht haben, auch wenn die Vorstellung, es mit ihr zu probieren, noch so verlockend sein mag.«
»Ich weiß nicht recht, Bruder, sie haben jetzt diese Tests entwickelt, mit denen es sich praktisch über Nacht bestimmen
lässt. Grandmère lässt sich das jedenfalls nicht mehr ausreden. Sie ist versessen auf eine Heirat, und ich werde nicht derjenige sein.« Wyatt grinste seinen Bruder an. »Und diese Frau, die hat das Messer in der Hand gehalten, als wüsste sie, wie man damit umgeht. Das ist eine echte Wildkatze.«
Gators Zähne blitzten auf. »Ja, das kann man wohl sagen. Sie hat mich ganz schön stramm stehen lassen.« Er hatte ununterbrochen an sie gedacht. Als er sich auf sie geworfen hatte, war ihre Haut so zart gewesen wie nichts anderes, was er jemals zuvor berührt hatte. Er hatte sie mit jeder Zelle seines Körpers begehrt. Das Blut war heiß und gierig durch seine Adern gebraust und hatte sich so heftig in seine Lenden ergossen, dass schon allein der Gedanke an sie jetzt noch schmerzhaft war. Er mochte Frauen, er liebte sie alle miteinander, aber er verspürte im Allgemeinen kein leidenschaftliches Verlangen nach einer ganz bestimmten – jedenfalls nicht mit dieser Heftigkeit. Er rang sich ein strahlendes Lächeln ab. »Laissez le bon temps rouler!«
»Was zum Teufel heißt das genau?«, erkundigte sich Ian. »Das und diese Täto -Bemerkung, die du an deinen Bruder gerichtet hast. Ich hatte das Gefühl, besonders nett war das nicht gemeint.«
»Er hat zu mir gesagt, ich soll den Mund halten.«
»Lasst uns ordentlich einen draufmachen«, übersetzte Gator für den kräftigen Iren, ohne auf Wyatt einzugehen. »Der Huracan Club gehört Delmar Thibodeaux. Und bei ihm ist immer was los.«
»Es ist schön, dich zu Hause zu haben, Gator«, sagte Wyatt. »Du hast Grandmère glücklich gemacht. So habe ich sie schon seit Jahren nicht mehr lächeln sehen. Das heißt,
bis du diese Frau geschwängert hast, aber ich glaube, wenn du sie heiratest, wird dir Grandmère alles verzeihen.«
Bedauerlicherweise hörte ihm seine Großmutter nicht
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