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Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game

Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game

Titel: Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Sinnlich. Samtig. Rauchig. All das sind Worte, die benutzt wurden, um ihre Stimmen zu beschreiben. Einem echten Dreckschwein reicht der kleinste Auslöser, um loszulegen, Burrell. Vielleicht haben die Mädchen diesen Auslöser miteinander gemeinsam.« Sie setzte sich aufrecht hin und umklammerte die Armlehnen
des Sessels so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. »Und vielleicht habe ich auch eine solche Stimme.«
    »Nein! Ich verbiete Ihnen, das zu tun, Flame.« Burrell ließ in seiner Aufregung beinah die Pfeife fallen. »Diese Mädchen sind verschwunden. Manche Leute sagen, sie sind tot, manche sagen, sie sind fortgelaufen, aber ich lasse nicht zu, dass Sie Ihr Leben in Gefahr bringen, um herauszufinden, was von beidem wahr ist.«
    Sie zuckte die Achseln. »Es ist ganz lieb von Ihnen, dass Sie sich Sorgen um mich machen, Capitaine , aber mit Verboten habe ich, ehrlich gesagt, ein klitzekleines Problem. Ich war nie gut darin, sie zu befolgen.«
    »Sie könnten sich in eine üble Lage bringen«, warnte er sie.
    »Joy hat niemanden, der nach ihr sucht. Die Bullen haben den Fall begraben, und das heißt, wo auch immer sie ist und was auch immer ihr zugestoßen ist – sie ist allein. Ich muss mir um meines eigenen Seelenfriedens willen bestätigen, dass dieses Mädchen an einem sicheren Ort in irgendeiner Stadt ist und nicht tot … oder von einem Monster in einen Käfig gesperrt wie eine Ratte.«
    Er sah sie scharf an, als ihre Stimme überschnappte. Das Boot ächzte, und die träge Bewegung des Wassers ließ es ein wenig schaukeln. Sie hielt vollkommen still, zu still; ihr Gesicht war ausdruckslos, und ihre Augen verbaten sich jede Frage. Er stellte ihr keine. Was auch immer ihr zugestoßen war, ging zu tief; es lauerte in den finsteren Winkeln ihrer Seele und war für einen flüchtigen Moment in ihre Augen aufgestiegen. Dort war Grauen zu sehen – und das Wissen um Dinge, die er nie erlebt hatte und auch nie erleben wollte. Er streckte einen Arm aus und tätschelte ihre Hand. »Seien Sie vorsichtig.«

    Flame rang sich ein Lächeln ab. »Ich bin immer vorsichtig. Das liegt in meiner Natur.« Sie wandte den Kopf ab und blickte starr auf das Wasser hinaus. Die sanften Wellen schwappten gegen die Seiten des Hausboots und erzeugten eine Form von Bewegung, die sie als beschwichtigend empfand. In der letzten Zeit war sie unerklärlich müde. Statt in einem Club zu singen, von dichtem Gedränge umgeben, wollte sie lieber in ihrer Koje liegen und so tun, als hätte sie ein Zuhause. Vielleicht würde sie aber auch noch einmal Gators Haus aufsuchen und mit seiner Großmutter Tee trinken. Die Idee gefiel ihr sogar noch besser.
    »Warum schauen Sie so traurig, Flame?«, fragte Burrell.
    »Tue ich das?« Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. Warum zum Teufel war sie bloß so melancholisch? Raoul Fontenot spielte keine Rolle. Nichts, was er sagte oder tat, spielte eine Rolle.
    »Sie haben mir nie erzählt, warum es ein so schönes Mädchen wie Sie ganz allein an diesen Ort verschlagen hat«, sagte der Kapitän, der seine Worte mit Sorgfalt wählte. »Wo ist Ihre Familie?«
    »Ich habe keine Familie.« Zu ihrem Entsetzen hörte sie sich diese Worte aussprechen. Sie war begabt darin, Geschichten zu erfinden und sie glaubwürdig klingen zu lassen, und sie vergaß ihre eigenen Lügen nie. Sie konnte sich schneller als jeder andere, den sie kannte, kompletten Blödsinn ausdenken, aber sie hatte es nicht getan. Sie konnte den Kapitän nicht ansehen. Sie wollte das Mitleid in seinen Augen nicht sehen. Noch schlimmer war in mancher Hinsicht, dass sie ihm die Wahrheit gesagt und damit ihre eigene Sicherheit gefährdet hatte. Sie war ein Schatten, ein Chamäleon, das vorübergehend unauffällig mit den Einheimischen verschmolz und dann ganz
einfach wieder verschwand. Das war eine großartige und besonders nützliche Begabung – und es war das, was ihre Sicherheit gewährleistete. Sie rieb sich die Schläfen, um einen plötzlichen Kopfschmerz zu lindern.
    »Ich habe auch keine Familie, Cher . Vielleicht kommen wir deshalb so gut miteinander aus. Hier bei mir ist immer Platz für Sie, das wissen Sie doch, oder?«
    Das Mitgefühl in seiner Stimme ließ sie zusammenzucken. Es machte ihr allzu deutlich bewusst, was sie war. Von einer Mutter, die sie nicht haben wollte, ausgesetzt. Von einem Waisenhaus, in dem ohnehin schon zu viele Kinder waren, verkauft. In einen Käfig gesperrt und wie ein Tier behandelt, nicht wie ein

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