Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
einander immer wieder die Geschichte von Burrells Tod erzählten und sich darüber lustig machten, dass er versucht hatte, ihnen davonzulaufen. Einer von ihnen ging sogar so weit, das Drama seiner Erschießung noch einmal heraufzubeschwören.
Sie kamen auf eine kleine Kreuzung zu, an der sich die Straße beträchtlich verbreiterte. Der Weg durch das Reservat war einer der vielen Fluchtwege, die sie erkundet hatte, bevor sie bei Burrell eingezogen war – für den Fall, dass sie die Gegend überstürzt verlassen musste. Genau diese Strecke war sie schon dreimal gefahren, weil sie ihr am besten gefiel. Hier gab es die wenigsten Menschen und die meiste Deckung. Während sie über die unbefestigte Straße raste, versuchte sie, sich diese Kreuzung in allen Einzelheiten ins Gedächtnis zurückzurufen. Sie brauchte genügend Raum zum Manövrieren.
Sie zog ihr Wurfmesser heraus und steckte es sich zwischen die Zähne. In dem Moment, als der Jeep auf die Kreuzung zufuhr, beschleunigte sie, bis sie auf einer Höhe mit dem Fahrer war. Der Fahrer riss die Augen vor Entsetzen weit auf, als er sie aus der Staubwolke auftauchen sah. Einer der Männer, die hinten saßen, hob seine Waffe, aber sie hatte die Bewegung bereits aus dem Augenwinkel wahrgenommen. Flame warf das Messer mit Schwung, und
es grub sich bis zum Heft in seine Kehle. Mit einem gespenstischen gurgelnden Geräusch fiel er nach hinten, wurde aus dem Jeep geschleudert, landete im Schmutz und blieb dort regungslos liegen.
Flame hielt das Motorrad weiterhin parallel zu dem Fahrer und balancierte für einen Sekundenbruchteil, bevor sie dem Mann mit aller Kraft gegen den Kopf trat. Als ihr Stiefel ihn traf, war ein Ekel erregendes Knacken zu hören, doch die Wucht ihres Tritts warf sie vom Motorrad auf den Boden, und sie prallte so fest auf, dass es ihr den Atem verschlug und jeder einzelne Knochen in ihrem Leib sich so anfühlte, als sei er bei dem Sturz zerschmettert worden. Sie rollte sich von dem Geräusch des Jeeps fort, kam dann auf die Knie hoch und zog das Messer aus ihrem Stiefel.
Der Jeep rammte einen verfaulten Baumstamm. Rinde und Holz spritzten in die Luft, während das Fahrzeug das Riedgras niedermähte, bis es gegen eine große Zypresse knallte und so abrupt zum Stillstand kam, dass die Passagiere in alle Richtungen flogen. Die Reifen drehten sich weiterhin, warfen dabei Erdklumpen in die Luft und nahmen ihnen jede Sicht. Gleichzeitig schwenkte das Motorrad in die entgegengesetzte Richtung ab, fort von den Bäumen und in den Morast hinein. Dort fiel es auf die Seite und blieb im Schlamm liegen.
Flame nahm in der Staubwolke eine Bewegung wahr, sah eine Mündung aufblitzen und warf sich nach vorn auf den Boden. Sie kroch rasch zu den Bäumen zurück, blieb weiterhin auf dem Bauch liegen und benutzte ihre Ellbogen, um schnell tiefer in den Schutz der Vegetation zu gelangen. Dann hielt sie still und lauschte den Geräuschen der anderen, um ihren genauen Aufenthaltsort zu bestimmen. Ein Mann stöhnte drüben bei dem Jeep. Das
musste der Fahrer sein. Ihr rechtes Bein und vor allem ihr Knöchel pochten schmerzhaft. Sie hoffte, der Kopf des Fahrers täte mindestens ebenso weh.
Ein zweiter Mann ließ Büsche links von ihr rascheln. Er wand sich rückwärts in einen Nesselstrauch und jaulte auf. Der dritte verhielt sich vollkommen stumm, und das sagte ihr alles, was sie über ihn wissen musste. Flame begann sich durch das Laub zu dem Fahrer vorzuarbeiten. Er stöhnte laut und ausgiebig und stieß zwischendurch phantasievolle Flüche und flehentliche Hilferufe aus, die eher ein Knurren und Zischen als tatsächliche Worte waren.
»Halt den Mund, Don«, brach es aus dem Mann zu ihrer Linken heraus. »Ich kann nichts sehen, und du machst so viel Krach, dass ich auch nichts hören kann.«
Der Fahrer stieß weitere Flüche aus, bevor es ihm gelang, sich gezielter zu artikulieren. »Mein Kiefer. Sie hat mir den Kiefer gebrochen.«
»Wer zum Teufel ist sie?«
»Ich weiß es nicht«, gab Don zurück. Seine Worte waren undeutlich und wurden von neuerlichem Stöhnen begleitet.
Flame bewegte sich wieder von der Stelle. Sie wand sich auf dem Bauch durch Riedgras und Sumpfgräser. Ihre Kleidung sog sich mit Wasser voll, als sie durch den Morast kroch, und sie dämpfte sorgfältig die Geräusche ihrer behutsamen Bewegungen, die das Wasser verdrängten.
Der Fahrer des Jeeps kroch zu dem nächstbesten Baum, einer alten Eiche mit weit ausladenden Ästen. Er lehnte sich mit
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