Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
das schwarze Wasser hinein und tastete nach der Leiche.
Gator lief ihr nach, und seine Finger schlossen sich wie ein Schraubstock um ihren Arm. Er zerrte sie hinter sich her ans Ufer. »Das ist Blödsinn, und du weißt es selbst. Komm sofort aus dem Wasser raus. Glaubst du, dadurch, dass du stirbst, ist ihm jetzt noch geholfen?«
Ihr Gesicht blieb weiterhin eine starre Maske. Nicht einmal seine grobe Frage ließ sie eine Miene verziehen. Sie wusste, dass Burrell tot war. Was sie verrückt machte und sie zu dem Versuch bewegte, seine Leiche aus dem Becken zu ziehen, war die Vorstellung, dass Burrell dem Alligator zum Fraß vorgeworfen worden war. Durch die Bäume wehte ein beißender Geruch zu ihnen herüber.
Flame griff nach einem tief hängenden Ast, um sich ans Ufer zu ziehen. Ihr war schlecht. »Kannst du ihn finden? Kannst du ihn rausholen? Taste das Wasser mit einem Ast nach ihm ab.«
»Wer waren diese Männer, Flame?«
»Riechst du den Rauch?« Sie wandte sich plötzlich zu dem Wasserlauf um. »Diese verfluchten Kerle. Sie zünden sein Hausboot an.« Sie rannte los, wenn auch weniger, um Burrells Hausboot zu retten, sondern eher, um vor der Realität davonzulaufen, dass Burrells Leiche gemeinsam mit dem Alligator im Wasser lag. Es war ohnehin nichts mehr zu retten. Wieder einmal hatten die Bösen triumphiert, und ein anständiger Mann lag tot im Wasser.
Sie hörte Raouls Ruf, aber seine Stimme kam aus weiter Ferne und konnte sich nicht gegen ein seltsames Brausen in ihrem Kopf durchsetzen. Ihre Lunge brannte, und ihr Magen hob sich. Sie stolperte, und alles verschwamm ihr vor den Augen, als das Brausen in ihrem Kopf zu
einem lang gezogenen klagenden Schrei anschwoll. Im ersten Moment glaubte sie, sie hätte tatsächlich laut aufgeschrien, aber das Geräusch hallte nur immer wieder durch ihren Kopf, so viel Kummer und so viel Wut, die hervorbrechen wollten. Flame kämpfte dagegen an, da ihr Raouls Nähe allzu deutlich bewusst war. Sie musste ihre Wut zügeln, denn sonst könnte sie ihn unabsichtlich verletzen – ihn sogar töten. Sie rang um Selbstbeherrschung, und diese Anstrengung ließ ihren Kopf pochen und ihren Magen brodeln.
Sie tauchte aus den Bäumen auf und starrte voller Entsetzen den schwarzen Rauch und die züngelnden orangen und roten Flammen an. Das Feuer hatte das Hausboot vollständig eingehüllt. Vögel erhoben sich in die Luft, stießen schrille Schreie zur Warnung aus und ergriffen die Flucht. Trotz des tosenden Brandes und des Lärms, den die wild lebenden Tiere auf ihrem Rückzug veranstalteten, hörte sie den Motor eines Jeeps und einen triumphierenden Schrei, der die anderen Geräusche übertönte.
»Warte, Flame!«, befahl Gator.
Sie warf einen Blick zurück und sah, wie er an seinem Stiefel zog, der eine dünne Schicht Erde durchbrochen hatte und darunter im Schlamm versunken war. Jubelndes Gelächter, das sich mit den Geräuschen des Fahrzeugs vermischte, lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie erhaschte einen Blick auf einen offenen Jeep und vier Männer, die auf den Sitzen herumhopsten, während sie die Straße hinunterrasten.
Ohne zu zögern, änderte Flame abrupt ihre Richtung und schöpfte die Geschwindigkeit, zu der sie fähig war, vollständig aus, warf ihren Körper durch die dichte Vegetation und platschte leichtsinnig durch Schlamm und Wasser.
Äste schlugen auf sie ein, und Dornen verfingen sich in ihrer Kleidung, aber sie fühlte nichts von alledem, während sie zu dem Parkplatz raste, auf dem ihr Motorrad bereitstand. Es sprang augenblicklich an und erwachte brüllend zum Leben, als sie es energisch anließ und es herumriss, um die Jagd auf die Mörder aufzunehmen.
Gator fluchte, während er seinen Stiefel aus dem Schlamm zog. Der Teufel sollte diese Frau holen. Der Teufel sollte die ganze Situation holen. Es war ausgeschlossen, dass er sie in seinem Jeep einholen konnte. Und mit ihrer Rakete von einem Motorrad würde sie die Mörder ganz bestimmt einholen. Er stand stumm da und lauschte den Motorengeräuschen, bis er eindeutig geortet hatte, woher sie kamen. Sie fuhren nicht in Richtung Schnellstraße; da sie nicht gesehen werden wollten, fuhren sie auf einem der alten Jagdpfade durch unwegsames Gelände. Er konnte das Heulen des Motors und das Jauchzen der Männer hören, als sie in Richtung Inland mitten in das Reservat rasten.
Er zog sein Satellitenhandy von seinem Gürtel und wählte eine Nummer. »Ich habe Ärger hier, Ian. Ich werde dringend einen
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