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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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es das gewesen, was er sich wünschte.
    Ich liebe dich.
    Sie hat es nicht gesagt.
    Die Erscheinung umfloss ihn wie ein Lachen. Da musst du sterben, wenn du es von ihr hören willst.
    Jetzt?
    Später. Etwas später.
    Er fühlte, wie er sich selbst in seiner Litanei verlor. » Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling. «
    Das Zarah-Gesicht beugte sich näher zu ihm. »Es wird nicht zu spät sein, hörst du? Wir werden es schaffen.« Gallagher glaubte ihr.
    Zarah drückte seine Finger, die sich kalt und schlaff anfühlten, und legte einen höheren Gang ein. Was, wenn der Motor ausfiele? Wenn sie einer Patrouille begegneten? Wenn …
    An den bevorstehenden Ritt von Klein Hansdorf aus wollte sie erst gar nicht denken. Aber hatte sie nicht bereits Erfahrungen mit Alessa in einer ähnlichen Situation gemacht? Sie musste es schaffen.
    Nach einer stundenlangen Fahrt kam sie endlich am Pferdehof an. Mattes war nicht mehr da. Einfach gegangen, hieß es, und seither hatte keiner mehr etwas von ihm gehört. Es gelang ihr trotzdem, mit einem anderen Stallburschen zu verhandeln und schließlich Josepha in Empfang zu nehmen.
    Vor Müdigkeit hielt sich Zarah kaum noch im Sattel, und wie sie durch die Nebelgestalten des Erlkönigs kam, blieb nur verschwommen in ihrem Gedächtnis haften.
    Gallagher hörte mit seinem Mantra auf, als sie das Ortsschild passierten. Hatte er zuvor zwar benommen, doch mehr oder minder aufrecht vor ihr auf dem Pferd gesessen, so musste sie nun erfahren, was es hieß, siebzig Kilo Mensch daran zu hindern, aus dem Sattel zu fallen. Sie ließ die Zügel locker und schlang die Arme um seinen Körper, drückte ihn an sich und drückte sich an ihn, als wären sie eins.
    Josepha pflügte gemächlich durch die Tote Stadt. Die Magie hatte diesen Ort nicht ohne Kampf verlassen, hatte sich auf den Straßen gewunden, nach Häusern geschlagen und am Himmel gekratzt. Und als sie endlich davongekrochen war, hatte sie fast alles Leben mit fortgenommen, und hatte sich immer noch nicht getraut, aus freien Stücken hierher zurückzukehren. Die Häuser starrten mit dunklen Fenstern wie mit blinden Augen in die Welt hinaus, halb vertrocknete Bäume und Büsche erinnerten an Skelette, die aus dem zerwühlten, staubigen Boden gen Himmel ragten.
    Gallaghers Herzschlag schien das einzig wirklich Lebendige an diesem Ort zu sein. Und Zarahs Hand auf seinem Herzen, die es vor dem Tod schützte, immer schützen würde.
    Josepha fand allein den Weg und blieb im Hinterhof des von den Rebellen besetzten einstigen Hotels stehen, wo ein Ballen Heu auf die Pendelpferde wartete. Behutsam ließ Zarah Gallagher zu Boden gleiten und kauerte sich neben ihn. Es war kalt. In ihrem Kopf dehnte sich die Stille der Toten Stadt aus. Unvorstellbar, wie sie mit ihm die wenigen Meter bis zur Schwelle überwinden sollte, ganz davon zu schweigen, ihn die Treppe hoch in sein Zimmer zu bringen.
    »Was hast du mit Ghost gemacht?« Die giftige Süße von Amaretto tröpfelte in die fahle Morgendämmerung und schmerzte auf den Zähnen, die Zarah unwillkürlich zusammengebissen hatte. Giulia, ausgerechnet jetzt.
    Sie sah nicht hin, hörte nur, wie sich ihr die Schritte über den bröckeligen Asphalt näherten. »Er muss ins Warme.« Die Müdigkeit der Morgendämmerung färbte auch Zarahs Stimme fahl. »Hilfst du mir?« Sie schob ihren Arm unter Gallaghers Schultern, hob seinen Oberkörper an. Jetzt lehnte sein Kopf an ihrer Brust.
    Niemand eilte ihr zu Hilfe.
    »Giulia hat gefragt, was du mit ihm gemacht hast.« Auch jetzt musste sie nicht aufschauen, um zu wissen, wer zu ihr sprach. Tissan bewegte kaum seine Lippen, um die Mundwinkel nicht zum Reißen zu bringen. »Hast du wirklich geglaubt, du könntest dich hier einschleichen und wir merken nichts? Was hast du ihm angetan?«
    Sie schloss die Augen, legte sich mühsam eine Antwort zurecht. »Er braucht nur etwas Ruhe, das ist alles. Meint ihr wirklich, ich würde ihn zu euch bringen, wenn ich ihm Schaden zugefügt hätte? Helft mir lieber.« Sie wartete. An ihrer Brust seufzte Gallagher tief im Schlaf.
    »Hilf ihr«, befahl Giulia, und Tissan packte mit an.
    In seinem Zimmer legten sie Gallagher auf das Bett. Zarah zog ihm die Jacke und die Schuhe aus, lockerte seine Gürtelschnalle, während die beiden jede ihrer Griffe beobachteten. Sie fragte sich, wie weit sie gehen konnte, bevor Giulia hyperventilierte, und schälte Gallagher aus dem T-Shirt. Die Blicke fühlten sich

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