Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
Vom Netzwerk:
als Aufseherin nichts bewirkt.
    Sie musste tatsächlich eingeschlafen sein. Sah Ash, der strahlend und imposant an ihr vorbeiglitt, in ein gleißendes Licht gehüllt. Sie lief ihm nach, suchte seinen Blick und begriff nicht sofort, dass sie in Gallaghers Gesicht schaute und etwas fühlte, was nicht sein durfte. Er reichte ihr seine Hand, sie wollte nach ihm greifen, doch ihre Finger fassten ins Leere, während etwas an ihrer Schulter rüttelte.
    »Was? Wie?«
    »Ich meine: Diese Frau, der das Herz herausgerissen wurde, hatte anscheinend eine Art Tagebuch geführt. Prophezeien ist eine Herzensangelegenheit hieß es. Und war die andere Tote nicht eine Seherin? Meinst du nicht, das Tagebuch könnte dir ein paar Anhaltspunkte liefern?«
    Zarah brauchte einen Moment, um in die Realität zurückzufinden und ihren Traum endgültig als Albtraum einzustufen. »Woher weißt du von diesem Tagebuch?«
    »Steht in der Liste der sichergestellten Beweisstücke.« Enya deutete auf ein Blatt.
    »Ja, aber woher weißt du …« Zarahs Hocker fiel um. Sie war aufgesprungen, fühlte aber kaum den Boden unter den Füßen. »Du kannst lesen?«
    Enya blinzelte, die schiefergrauen Augen schimmerten feucht. »Ja.«
    »Woher?«
    »Ich habe es mir selbst beigebracht. Entschuldige. Ich weiß, das war falsch und …«
    »Hast du eine Ahnung, wie gefährlich das ist? Was, wenn jemand davon erfährt? Die ungenehmigte Aneignung von Wissen wird bei Menschen mit dem Tod geahndet, ist dir das klar?«
    »Bitte, reg dich nicht so auf.« Enyas Hände zitterten in ihrem Schoß. »Von mir wird doch keiner etwas erfahren.«
    » Ich habe es erfahren. Was, wenn du dich auch jemand anderem gegenüber verrätst? Wie lange kannst du das überhaupt schon?«
    »Seit ich die alten E-Books meines Vaters gefunden habe. Mir war doch sonst nichts von ihm geblieben. Ich wollte ihm nahe sein. Ich schwöre, niemand sonst wird davon erfahren, du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen. Hier.« Enya reichte ihr die Liste. »Ich will dir nur helfen. Eine Seherin und möglicherweise eine Prophetin. Ist das nicht die Verbindung, nach der du gesucht hast? Mit dem Tagebuch kannst du dir Gewissheit verschaffen, ob tatsächlich etwas daran ist.«
    Zögernd nahm Zarah das Blatt entgegen. Das Tagebuch war zusammen mit anderen Sachen ins Archiv gebracht worden. »Gut. Aber wie soll ich die Wachleute ablenken und unbemerkt ins Archiv kommen? Soll ich vielleicht einen Brand legen? Ich hege ja schon lange den Wunsch, die ganze Bude abzufackeln.«
    Enya neigte den Kopf leicht zur Seite. »Hm. Das Ordnungsamt befindet sich doch auf dem ehemaligen Uni-Gelände, oder? Da würde sicher gleich eine Sprinkleranlage losgehen. Vergiss das Feuer, nimm lieber Wasser. Und etwas Glück wirst du wohl auch brauchen.«
    Zarah dachte an die hartnäckigen Flecken auf ihrem T-Shirt. »Für etwas Glück hat Friedbert unwissentlich gesorgt.«
    »Friedbert?«
    »Gallaghers Fee.« Sie geriet ins Stocken, als ihr die verärgerten Worte der Fee einfielen. »Vergiss es. Aber wegen des Wassers … hast du da etwa einen Plan?«
    Enya grinste breit. »Und ob! Den E-Books meines Vaters sei Dank.«

1 0
    Die Haut unter dem Plastikarmband schwitzte, als sie es am Wachhäuschen an das Lesegerät hielt. Bei jeder Bewegung hörte Zarah das Klimpern des Werkzeugs in ihrem Rucksack, das sie auf den Tauschmärkten nach und nach ergattert hatte. Oder glaubte es zu hören. Eine Rohrzange, ein Schraubendreher und eine Taschenlampe, die flackerte und ständig auszugehen drohte. Die Sachen waren sicher in das T-Shirt mit Friedberts Staub eingewickelt und in das Futter am Boden eingenäht. Um die Utensilien auf das Gelände zu schmuggeln, sollte das Glück auf jeden Fall reichen. Trotzdem hatte sie das Gefühl, allein das Gewicht, das ihre Schultern nach unten zog, müsste sie verraten.
    Das Lämpchen des Lesegeräts flackerte auf und blieb rot.
    Sie hielt erneut das Armband hin – ohne Erfolg.
    Jetzt schwitzte sie am ganzen Körper.
    Ihr Vorhaben wurde entdeckt, das Werkzeug war irgendeinem Detektor, den sie nicht bedacht hatte, aufgefallen, die Armfessel hatte schon längst all ihre Abweichungen vom akzeptablen Verhalten gemeldet … Töricht, auch nur gehofft zu haben, mit ihrem Wagnis durchzukommen.
    Die Tür des Wachhäuschen schwang auf. Aus dem Inneren kroch Onkel Joschi, ein alter Arachne-Dämon, der nach dem Tod seines Zwillingsbruders und dem Verlust des größten Teils seiner magischen Fähigkeiten die Zeit mit

Weitere Kostenlose Bücher