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Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde

Titel: Tag, an dem meine Schwester zur Dämonin wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: O Krouk
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weiteren Anweisungen des Ordnungsamtes. Achtung! Die Angehörigen dieses …«
    Friedbert schoss hoch. »Dieser heilige Scheißkerl hat dich den Dämonen ausgeliefert! Verflucht, was stand nur in dem Tagebuch, dass die Engel alle vernichten wollen, die etwas davon wissen?«
    »Ich weiß es nicht. Ashriel hat unser Team abgepasst, bevor es die Tote Stadt erreichen konnte, und das Buch an sich genommen. Ich habe es nie zu Gesicht bekommen.«
    »Okay, es ist jetzt egal. Verschwinde von hier. Ich versuche, sie aufzuhalten.«
    Gallagher fing Friedbert mit der Hand. »Ich lasse dich nicht allein.«
    Kleine Fäustchen trommelten gegen seine Finger. »Hör auf! Du hast meine Flügel zerknittert!«
    »Und deinen Anzug, ich weiß. Beruhige dich. Wir kommen hier gemeinsam heraus. Oder gar nicht. Fernseher: an. Bibel- TV .«
    »Wir bekommen Bibel- TV ?«
    Der Alarm verstummte. Das Gitter vor den Fenstern hob sich mit einem metallischen Klappern.
    »Es aktiviert einen Virus, den ich geschrieben habe, um das System in genau solchen Situationen handzahm zu machen.«
    Im Treppenhaus lärmte es – polternde Schritte vieler Stiefel, eine raue Militärstimme: »Ordnungsaufseher im Einsatz!«
    Gallagher prüfte seine Pistole. »Na dann. Ich würde sagen: Wir nehmen keine Gefangenen. System: Sprengsatz aktivieren.«
    »Wir haben einen Sprengsatz ?«
    »Du wirst staunen, was wir noch alles haben.«
    Friedbert hielt sich die Ohren zu. »La-la-la-la-laaaa.«

1 8
    Jeden Tag stand Zarah auf und prüfte mit der Fußspitze den Boden wie dünnes Eis. Zwei, drei Schritte schaffte sie, ohne zu schwanken und nach dem Bettrand zu tasten. Später würden es mehr werden; und es wurden mehr, mit jedem Tag. Jeder Schritt ein kleiner Sieg.
    Den Gang zum Plumpsklo im Hof versuchte sie stets in die Stunden der Dämmerung zu legen, wenn das Haus schwieg und niemand ihren Kampf um jeden einzelnen Meter beobachten konnte. Doch irgendjemand tat es trotzdem. Schlich ihr mit unregelmäßigen Schritten in der Dunkelheit nach, ließ die Dielen ächzen, und ab und zu streifte ein gebückter Schatten ihr Sichtfeld. Zu schnell, als dass sie ihm in ihrem Zustand hätte nachlaufen können. Ein Bewacher? Eine Einbildung? Oder einfach jemand, der genauso wie sie Schutz vor fremden Blicken suchte?
    Es taute wieder, berichtete Alessa. Das Mädchen brachte regelmäßig das Essen. Wie ging es denn Mrs. Van Helsing heute, erkundigte es sich, wenn es am Bett wartete, während Zarah aß.
    Später blieb ›Wie geht es denn …‹, aus.
    ›Er hätte längst zurück sein sollen‹ hieß es.
    An diesem Tag stand Zarah auf, und der Boden fühlte sich nicht mehr brüchig unter ihren Füßen an. Es ging ihr besser. Tausendmal besser als der Veilchenblüte, die auf dem Nachttisch vertrocknete.
    Unter der Blume entdeckte sie einen Streifen Papier, akkurat in der Mitte zusammengefaltet, ohne dass sie bemerkt hatte, wann und wie er in ihr Zimmer gelangt war.
    Sie legte eine Hand auf den Zettel und zog ihn zu sich. Ihre Finger bebten leicht, als sie das Papier vorsichtig auseinanderfaltete, die Augen geschlossen.
    › PS : Hallo, Zarah.‹
    Sie öffnete die Lider.
    ›Erwarte deinen ersten Bericht in drei Wochen.‹
    Kein ›G.host‹ als Unterschrift. Sondern ›Abbas‹. Eiskalt schien der Name ihren Rücken hinunterzulaufen. In der Mitte lag ein abgerissener Fingernagel. Sie wusste, es war Enyas, obwohl er keine besonderen Merkmale trug und ebenso gut jedem anderen Menschen gehören konnte. Wer?, pochte es in ihrem Kopf. Wer hatte den Zettel hierhergebracht?
    Unten im Haus erklangen Stimmen und Gelächter. Mit schweißfeuchten Händen zerriss sie den Zettel. Auf Beinen, die sie kaum noch spürte, stakste sie ins Bad und stopfte die Fetzen in den Abfluss. Der Fingernagel blieb an ihrer Handfläche kleben. Sie streifte ihn ab. Jetzt klebte er am verkalkten Porzellan des Waschbeckens. Hastig drehte sie an dem altmodischen Wasserhahn, doch natürlich kam kein einziger Tropfen heraus, und wenn sie sich über den Abfluss beugte, schimmerte in den Tiefen das weiße Papier.
    Im Spiegel nahm sie die Umrisse ihres Gesichts wahr. Ruckartig wandte sie sich ab. Auf einem Hocker neben der Dusche stand eine Schüssel mit Wasser. Sie hielt ihr Gesicht in das kalte Nass, um einige Zeit später schnaufend und prustend wieder aufzutauchen. Dann goss sie die Hälfte in das Waschbecken, spülte die Papierfetzen und den Nagel fort.
    Im Spiegel tauchte ihr Gesicht auf, das zu berühren sie sich nicht

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