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Tag der geschlossenen Tür

Tag der geschlossenen Tür

Titel: Tag der geschlossenen Tür Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rocko Schamoni
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sogar etwas wie Freude dabei. Als ich nach Minuten die Augen öffne, tanze ich hinter einer großen Frau mit breiten Schultern und langen dunklen Haaren. Ein Reflex durchfährt mich, ich möchte ihre Schultern berühren, ich möchte sie von hinten in den Schwitzkasten nehmen, sie umreißen und mit ihr kämpfen. Ich tanze hinter ihr und konzentriere mich ganz darauf, mit ihr auf einer Schwingungsebene zu sein, ihre Vibrationen zu absorbieren, ihren Rhythmus zu spüren. Dadurch, dass sie mich nicht prüfend beobachtet, fühle ich mich frei und zugleich verschmolzen mit ihr. Sie tanzt für sich allein, ihre Art, sich zu bewegen, gefällt mir, nach einer Weile dreht sie sich beim Tanzen langsam um, hat die Augen geschlossen, ich kann ihr Profil sehen, es erscheint mir auf fremde Weise vertraut, sie dreht sich weiter, das blitzende Licht fängt sich auf den Wölbungen ihrer Wangen, ihres Mundes, mein Herz schlägt schneller, sie öffnet ihre Augen und sieht mich an, mir verschlägt es den Atem: Das ist Marion Vossreuther. Sie erkennt mich nicht, tanzt, ich überwinde meine Aufregung, tanze ebenfalls weiter, schaue meist zu Boden, lächle sie kurz an, sie lächelt zurück, wir tanzen und tanzen, die Verbindung unseres Grooves löst sich nicht, wir reiten auf demselben Pferd. Wie sonderbar, mit einer Frau zu tanzen, deren Verehrer man war, ohne jetzt von ihr erkannt zu werden, ich fühle mich ein wenig schlecht dabei.
    Später, viel später, nach einigen Drinks, nach treibenden Tänzen, belanglosen Worten, Küssen auf dem Parkplatz, landen wir bei ihr zu Hause in Barmbek. Hinter der Wohnungstür reißen wir uns die Kleidung gegenseitig vom Körper, küssen uns und stellen uns unter die Dusche. Ich lecke ihren Körper im perlenden Wasser, küsse ihre Brüste, ihre Schultern, knie mich nieder, lasse meine Zunge über ihren Hintern fahren, drehe sie, schaue auf zu ihr, sehe ihr glühendes, vernebeltes Gesicht hinter dem Wasserschleier, erkunde mit dem Mund ihre Scham, dringe mit dem Finger in sie ein, sie spreizt die Beine weiter, steht auf Zehenspitzen, ich lecke sie und penetriere sie gleichzeitig mit dem Finger, sie schreit, erwacht für einen Moment aus der Trance, steckt sich einen Waschlappen zwischen die Zähne und schreit wieder. Ihr Körper bäumt sich auf, lange, kraftvoll, die Sehnen an ihren Armen treten hervor und die Adern an ihrem Hals. Ihr wilder Atem beruhigt sich etwas, sie lächelt mich aus verschleierten Augen an. Dann sinkt sie auf die Knie, holt Luft, küsst mich auf den Mund, das Wasser umschließt uns wie eine zweite Haut, macht uns weich und gleitend, sie hebt mich mit der Hand an, ich stehe auf, stehe vor ihr, und sie beginnt mich mit dem Mund langsam zu bearbeiten. Mit der einen Hand hält sie meinen Hintern fest, mit der anderen mein Geschlecht, ich selber suche Halt an der Duschstange, die aus der Wand bricht, sie beachtet das nicht, macht weiter, steigert das Tempo, das Wasser läuft über ihr Gesicht, ihre Schultern, über meine Lenden, je weiter sie mich treibt, desto unbegreiflicher wird das Glühen ihrer Schönheit, ich habe das Gefühl, noch nie eine derart wundervolle Frau gesehen zu haben, die Botenstoffe verklären meinen Blick, formen ihn aus und errichten ein Denkmal der Sinnlichkeit. Könnte ich dieses Bild doch bloß für immer in mir halten. Während ich in ihrer Hand komme, beobachtet sie mich mit einem sonderbaren Gesichtsausdruck, für einen Moment habe ich das Gefühl, sie wüsste alles von mir, als sei ich ein offenes Buch für sie. Dann schließen sich meine Seiten wieder. Etwas Befremdliches drängt sich in mein Sichtfeld, zwischen sie und mich. Ich lasse mich zu ihr auf den Boden sinken, wir küssen uns, aber das Gefühl der unbedingten Nähe stellt sich nicht wieder ein, etwas ist mit dem Wasser von uns gewaschen worden, durch den Abfluss im Orkus verschwunden. Ich weiß, dass auch sie es spürt.
    »Bist du der, der mir diesen sonderbaren Brief geschrieben hat?«
    »Welchen Brief?«
    »Den Abschiedsbrief.«
    »Hm … Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es nicht, es fiel mir nur gerade ein. Woher kennst du mich?«
    »Hast du keine Ahnung?«
    »Nein.«
    »Du hast mir ein Handy und einen Vertrag verkauft. Ich habe dieses Handy nur wegen dir gekauft, weil ich dich so toll fand.«
    Sie mustert mich lange und ausdruckslos.
    »Verfolgst du mich? Beobachtest du mich?«
    »Nein. Es ist wirklich Zufall, dass ich heute im ›Dow Jones‹ war. Nach dem Brief, den ich persönlich

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