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Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht

Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 05. Rückkehr Bei Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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können, aber sie erinnerte sich nicht daran, dass sie häufig irgendwelchen Bäumen oder Sträuchern hatte ausweichen müssen, um eine Kollision zu vermeiden.
    Jetzt war es so, als beugten die Bäume sich mit Absicht vor, um nach ihrem Haar zu greifen und es durcheinanderzubringen. In den schlimmsten Fällen musste sie sich unbeholfen zu absoluter Reglosigkeit zwingen und versuchen, den Kopf wegzureißen - sie schaffte es jedoch nicht, aufrecht stehen zu bleiben und gleichzeitig die Ranken aus ihrem Haar zu ziehen.
    Aber so schmerzhaft diese Prozedur auch war, nichts machte ihr solche Angst wie das, was ihre Beine packte.
    Elena hatte von Kindertagen an in diesem Wald gespielt und es war immer jede Menge Platz gewesen, um sich zu bewegen, ohne sich zu verletzen. Aber jetzt ...
    Dinge griffen nach ihr, faserige Ranken schlangen sich um ihre Knöchel, genau da, wo es am meisten wehtat. Und dann war es pure Qual zu versuchen, mit den Fingern an diesen dicken, von Pflanzensaft bedeckten, brennenden Wurzeln zu zerren.
    Ich habe Angst, dachte sie und fasste endlich all ihre Gefühle in Worte, die Gefühle, die sie schon verspürte, seit sie in die Dunkelheit des Alten Waldes getreten war. Sie war feucht von Tau und Schweiß, ihr Haar war so nass, als hätte sie im Regen gestanden. Um sie herum war es so dunkel! Und jetzt begann ihre Fantasie zu arbeiten, und im Gegensatz zur Fantasie der meisten Menschen hatte ihre handfeste, echte Informationen, mit denen sie arbeiten konnte. Die Hand eines Vampirs schien sich in ihr Haar zu wühlen. Nach einer endlosen Zeit des Schmerzes in ihrem Knöchel und ihrer Schulter hatte sie die »Hand« aus ihrem Haar gewunden, nur um einen weiteren kleinen Zweig zu entdecken, der sich darin verheddert hatte.
    Also schön. Sie würde den Schmerz ignorieren und hier ihre Orientierung wiederfinden, hier, wo ein bemerkenswerter Baum stand, eine massive, weiße Kiefer mit einem riesigen Loch in der Mitte, groß genug für Bonnie, um hineinzuklettern. Sie würde sich mit dem Rücken vor diesen Baum stellen, dann würde sie direkt nach Westen gehen - wegen der Bewölkung konnte sie keine Sterne sehen, aber sie spürte, dass von ihr aus gesehen links Westen war. Wenn sie richtig lag, würde sie auf diesem Weg zur Straße kommen. Wenn sie sich irrte und es Norden war, würde sie zu den Dunstans gelangen. Wenn es Süden war, würde sie irgendwann auf eine weitere Kurve der Straße stoßen. Wenn es Osten war ...
    nun, es würde ein langer Weg sein, aber er würde sie zu guter Letzt zum Fluss bringen.
    Aber zuerst würde sie all ihre Macht zusammennehmen, all die Macht, die sie unbewusst benutzt hatte, um den Schmerz zu dämpfen und Kraft zu tanken - sie würde die Macht sammeln und diesen Ort erleuchten, damit sie erkennen konnte, ob die Straße zu sehen war - oder besser noch ein Haus. Es war zwar nur die Macht eines Menschen, aber wiederum machte das Wissen, wie man diese Macht benutzte, den entscheidenden Unterschied. Sie sammelte die Macht zu einem einzigen festen, weißen Ball und ließ sie dann los, wobei sie sich umdrehte, um sich umzusehen, bevor die Macht sich zerstreute.
    Bäume. Bäume. Bäume.
    Eichen und Walnussbäume, weiße Kiefern und Buchen. In allen Richtungen nichts als Bäume, als habe sie sich in einem auf düstere Weise verzauberten Wald verirrt und konnte nie wieder hinausgelangen.
    Aber sie würde hinausgelangen. Jede dieser Richtungen würde sie irgendwann zu Menschen führen - selbst wenn sie nach Osten ging. Selbst dann konnte sie einfach dem Flusslauf folgen, bis er sie zu Menschen führte.
    Sie wünschte, sie hätte einen Kompass gehabt.
    Sie wünschte, sie hätte die Sterne sehen können.
    Sie zitterte am ganzen Körper, und das lag nicht nur an der Kälte. Sie war verletzt; sie hatte entsetzliche Angst. Aber das alles musste sie vergessen. Meredith würde nicht weinen. Meredith hätte keine Angst. Meredith würde einen vernünftigen Weg finden, um sich aus dieser Situation zu befreien.
    Sie musste Hilfe für Matt holen.

    Elena knirschte mit den Zähnen, um den Schmerz ignorieren zu können, und machte sich auf den Weg. Wenn sie nur eine einzige dieser Verletzungen gehabt hätte, hätte sie ein großes Theater darum gemacht, hätte geschluchzt und sich in Schmerzen gewunden. Aber bei so vielen verschiedenen Schmerzen war das Ganze einfach zu einer einzigen schrecklichen Qual verschmolzen.
    Vorsicht jetzt. Sieh zu, dass du geradeaus gehst und nicht vom Weg abkommst.
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