Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
haben,
um ihn zu töten, zu foltern, was auch immer … er konnte
das Geld zurückhaben …
»Ich wil deinen dreckigen Sklaven nicht«, knurrte er. »Ich
wil mein Eigentum zurück! Was sie wert ist …« Er brach
ab und versuchte auszurechnen, wie viele gewöhnliche
Mädchen Bonnie wert war. Hundert? Tausend? »Sie ist
unendlich viel mehr wert …«, begann er, als die Wirtin ihn
mit einer Unterbrechung überraschte.
»Warum habt Ihr sie dann überhaupt in einer Bruchbude
wie dieser zurückgelassen?«, fragte sie. »Oh ja, ich weiß,
wie meine Pension aussieht. Wenn sie so verdammt
kostbar war, warum habt Ihr sie hiergelassen?«
Warum hatte er sie hiergelassen? Damon konnte jetzt nicht
denken. Er war in Panik gewesen, halb von Sinnen – das
war es, was das Menschsein ihm angetan hatte. Er hatte
nur an sich selbst gedacht, während die kleine Bonnie –
die zerbrechliche Bonnie, sein kleines Rotkäppchen – an
diesem verdreckten Ort eingesperrt gewesen war. Er wol te
nicht weiter dar?ber nachdenken. Wenn er das tat, wurde
ihm gleichzeitig gl?hend hei? und eiskalt.
Er verlangte, dass sämtliche benachbarten Gebäude
durchsucht wurden. Irgendjemand musste irgendetwas
gesehen haben.
Bonnie war zu früh erwacht und von Eren und Maus
getrennt worden. Sie verspürte sofort den Drang,
loszulassen und auf der Stel e zusammenzubrechen. Sie
zitterte am ganzen Leib. Damon! Hilf mir!
Dann sah sie ein Mädchen, das anscheinend nicht von
seiner Pritsche aufstehen konnte, und sie sah eine Frau
hinübergehen, und in ihren Armen, die so stark waren, wie
die eines Mannes, hielt sie einen Stock aus weißer Esche,
um das Mädchen zu bestrafen.
Und dann schien etwas in Bonnies Verstand leer zu
werden. Elena oder Meredith hätten viel eicht versucht, die
Frau aufzuhalten oder sogar diese gewaltige Maschinerie,
in der sie gefangen waren, aber Bonnie konnte es nicht.
Das Einzige, was sie tun konnte, war zu versuchen, nicht
zusammenzubrechen. Sie hatte die ganze Zeit über ein
Lied im Kopf, nicht einmal ein Lied, das ihr gefiel, aber es
wiederholte sich endlos wieder und wieder, während die
Sklaven um sie herum entmenschlicht wurden, verwandelt
in mechanische, aber saubere, vernunftlose Leiber.
Sie wurde gnadenlos abgeschrubbt von zwei muskulösen
Frauen, deren ganzes Leben zweifel os darin bestand,
schmuddelige Straßenmädchen zu schrubben, bis sie rosig
und sauber waren – zumindest für eine Nacht. Aber
schließlich veranlassten Bonnies Proteste die Frauen, sie
tats?chlich einmal anzusehen ? nachdem ihre hel e,
beinahe durchscheinende Haut wund geschrubbt war ? und
sich statt auf ihre Haut auf ihr Haar zu konzentrieren. Die
Haarw?sche f?hlte sich an, als werde ihr jedes Haar
einzeln an den Wurzeln herausgezogen. Schlie?lich jedoch
war sie fertig und bekam ein ausreichend gro?es
Handtuch, mit dem sie sich abtrocknen konnte. Als N?
chstes fand sie sich in einer langen Schlange von M?dchen
wieder. Freundlichere, rundliche Frauen nahmen ihr das
Handtuch ab und setzten sie auf ein Sofa, um sie mit ?l zu
massieren. Gerade als sie begann, sich besser zu f?hlen,
wurde sie hochgezogen, damit man ihr das ?l abreiben
konnte, mit Ausnahme dessen, was bereits in ihre Haut
eingezogen war. Dann erschienen Frauen, die ihre Ma?e
nahmen und dabei Zahlen riefen, und als man Bonnie
unsanft in die Kleiderkammer f?hrte, warteten drei Kleider
an einer Stange auf sie. Es war ein schwarzes Kleid, ein
gr?nes und ein graues.
Ich werde bestimmt das grüne bekommen wegen meines
Haares, dachte Bonnie leer, aber nachdem sie al e drei
anprobiert hatte, brachte eine Frau das grüne und das
graue Kleid weg und ließ Bonnie in einem kleinen
schwarzen Bal onkleid zurück. Das Kleid war trägerlos mit
einem weißen Material am Hals, das sich glitzrig anfühlte.
Als Nächstes kam sie in einen riesigen Toilettenraum. Dort
wurde ihr Kleid vorsichtig mit einem weißen Papierumhang
bedeckt, der immer wieder zerriss. Sie wurde zu einem
Stuhl mit einer uralten Föhnhaube und den notwendigsten
Make-up-Utensilien geführt, die eine Frau in weißer Bluse
benutzte, um zu viel davon auf Bonnies Gesicht zu
schmieren. Dann wurde der F?hn ?ber ihren Kopf
geschwungen, und Bonnie wischte mit einem gestohlenen
Papiertuch heimlich so viel Make-up weg, wie sie nur
wagte. Sie wol te nicht gut aussehen, sie wol te nicht
verkauft werden. Als sie damit fertig war, blieben silbrige
Augenlider, ein Hauch Rouge und
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