Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
wie viel Erfolg wir
dabei haben. Es sind zu wenige von uns hier; wir sind
irrsinnig unterbesetzt. Aber ich kann Euch eine Liste der
Örtlichkeiten geben, an denen Mädchen verkauft werden.
Trotzdem, wie ich schon sagte, ich bezweifle, dass Ihr Eure
entlaufene Sklavin vor dem Morgen werdet finden können.
Übrigens werden wir Euch im Auge behalten, wegen Eurer
kleinen Frage. Wenn Eure Entlaufene keine Sklavin war, ist
sie herrscherlicher Besitz – kein Mensch ist hier frei. Wenn
sie eine war und Ihr sie befreit habt, wie es der Bäcker auf
der anderen Straßenseite gemeldet hat …«
»Süßigkeitenverkäufer.«
»Was auch immer. Dann hatte er jedes Recht, eine
Betäubungswaffe zu benutzen, als sie weggelaufen ist. Das
ist wirklich noch besser für sie, als herrscherlicher Besitz zu
sein; denn als Letztere neigen sie dazu, zu verkohlen –
wenn Ihr meine Andeutung versteht. Diese Ebene liegt viel
tiefer.«
»Aber wenn sie eine Sklavin war – meine Sklavin …«
»Dann könnt Ihr sie haben. Aber es gibt eine gewisse
vorgeschriebene Bestrafung, bevor Ihr sie haben könnt. Wir
wol en die Sklaven nicht zu dergleichen Dingen ermutigen.«
Damon sah die Wächterin mit einem Blick an, der sie in
sich zusammenschrumpfen und den Kopf abwenden ließ.
Abrupt verlor sie ihre Autorität. »Warum?«, fragte er scharf.
»Ich dachte, Ihr nähmt für Euch und Euresgleichen in
Anspruch, vom anderen Hof zu kommen. Ihr wisst schon.
Vom Himmlischen Hof?«
»Wir wol en Entlaufene entmutigen, weil es so viele davon
gegeben hat, seit irgendein Mädchen namens Aliana hier
war«, sagte die Wächterin. Damon konnte ihren
verängstigten Puls an ihrer Schläfe pochen sehen. »Und
dann werden sie wieder eingefangen und haben noch mehr
Grund, es abermals zu versuchen … und am Ende
verbraucht es die Mädchen.«
Es war niemand in der Großen Hal e, als Bonnie und die
anderen von der riesigen Sänfte in das Gebäude
hineingescheucht wurden.
»Es ist neu und steht noch nicht auf den Listen«, meldete
Maus neben ihr sich unerwartet zu Wort. »Nicht al zu viele
Leute werden davon wissen, also wird sich die Hal e erst
spät fül en, wenn die Musik laut wird.«
Maus schien sich auf der Suche nach Trost an sie zu
klammern. Das war in Ordnung, aber Bonnie brauchte
selbst ein wenig Trost. In der nächsten Minute entdeckte
sie Eren und sie zog Maus hinter sich her und ging auf das
blonde Mädchen zu.
Eren stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt. »Nun,
wir können herumstehen wie Mauerblümchen«, bemerkte
sie, als einige Männer hereinkamen, »oder wir können so
aussehen, als würden wir uns ganz al ein blendend
unterhalten. Wer kennt eine Geschichte?«
»Oh, ich kenne eine«, sagte Bonnie geistesabwesend und
dachte an die Sternenkugel mit dem Titel Fünfhundert
Geschichten für Kleine.
Sofort brandete Begeisterung auf. »Erzähl sie!« – »Ja,
bitte erzähl!«
Bonnie versuchte, sich an die Märchen zu erinnern, die sie
erlebt hatte.
Natürlich. Die Geschichte über den Kitsune-Schatz.
KAPITEL SECHZEHN
»Vor langer, langer Zeit«, begann Bonnie, »waren da ein
kleines Mädchen und ein Junge …«
Sie wurde sofort unterbrochen. »Wie hießen sie?« –
»Waren sie Sklaven?« – »Wo haben sie gelebt?« –
»Waren sie Vampire?«
Bonnie vergaß beinahe ihr Elend und lachte. »Ihre Namen
waren … Jack und … Jil . Sie waren Kitsune und sie lebten
hoch oben im Norden im Kitsune-Sektor …« Und trotz
vieler aufgeregter Zwischenfragen fuhr sie fort, die
Geschichte zu erzählen, die sie aus der Sternenkugel hatte.
»Also«, kam Bonnie nervös zum Ende, als sie begriff, dass
sie mit ihrer Geschichte eine ziemliche Menschenmenge
angelockt hatte, »das ist die Geschichte der Sieben
Schätze, und – und ich nehme an, die Moral ist: Seid nicht
zu gierig oder ihr werdet am Ende mit leeren Hände
dastehen. «
Es folgte eine Menge Gelächter, das nervöse Gekicher der
Mädchen und das »Ha! Haha!« der Menge hinter ihnen.
Die, wie Bonnie jetzt bemerkte, ausschließlich aus
Männern bestand.
Ein Teil ihres Geistes schaltete unbewusst in den
Flirtmodus. Ein anderer Teil unterdrückte diesen Impuls auf
der Stel e. Dies waren keine Jungen, die einen Tanz
wol ten; dies waren Oger und Vampire und Kitsune und
sogar M?nner mit Schnurrb?rten ? und sie wol ten sie in
ihrem kleinen schwarzen Bal onkleid kaufen. Und so
hübsch das Kleid auch sein mochte, es war nicht wie die
langen,
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