Tagebuch eines Vampirs 7 - Schwarze Mitternacht
juwelenbesetzten Gewänder, die Lady Ulma für sie
genäht hatte. Damals waren sie Prinzessinnen gewesen
und hatten ein ganzes Vermögen in Form von Juwelen am
Hals, an den Handgelenken und im Haar getragen – und
außerdem hatten sie die ganze Zeit über grimmig
entschlossene Beschützer bei sich gehabt.
Jetzt aber trug sie etwas, das sie stark an ein Baby-Dol -
Nachthemd erinnerte, und zierliche kleine Schuhe mit
silbrigen Riemchen. Und sie wurde nicht beschützt, denn
diese Gesel schaft sagte, dass man Männer zu seinem
Schutz brauchte, und das Schlimmste von al em … sie war
eine echte Sklavin.
»Ich frage mich«, bemerkte ein goldhaariger Mann und trat
zwischen die Mädchen, die sich bis auf Maus und Eren al e
hastig zurückzogen, »ich frage mich, ob du mit mir nach
oben gehen und viel eicht mir eine Geschichte erzählen
würdest – unter vier Augen.«
Bonnie versuchte, ihr Aufkeuchen zu unterdrücken. Jetzt
war sie diejenige, die sich an Maus und Eren klammerte.
»Al e derartigen Bitten laufen über mich. Niemand nimmt
ein Mädchen aus diesem Raum mit, es sei denn, ich bil ige
es«, verkündete eine Frau in einem knöchel angen Kleid,
die ein mitfühlendes, beinahe madonnenähnliches Gesicht
hatte. »Das wird wie Diebstahl am Besitz meiner Herrin
behandelt. Und ich bin davon überzeugt, dass wir al e nicht
verhaftet werden wol en, wenn wir dabei ertappt werden,
wie wir mit dem Silber davonspazieren?, sagte sie und
lachte leichthin.
Die Gäste antworteten mit einem ebenso unbefangenen
Gelächter und bewegten sich auf die Frau zu – in einer Art
wohlerzogenem Laufschritt.
»Du erzählst wirklich gute Geschichten«, sagte Maus mit
ihrer leisen Stimme. »Es macht mehr Spaß als die
Betrachtung einer Sternenkugel.«
»Die gute Maus hat recht«, bemerkte Eren grinsend. »Du
erzählst tatsächlich gute Geschichten. Ich frage mich, ob
dieser Ort wirklich existiert.«
»Nun, ich habe die Geschichte aus einer Sternenkugel«,
erklärte Bonnie. »Einer Kugel, in die das Mädchen – ähm,
erklärte Bonnie. »Einer Kugel, in die das Mädchen – ähm,
Jil , ihre Erinnerungen gegeben hat, denke ich – aber
andererseits, wie ist die Kugel dann aus diesem Turm
gekommen ? Woher wusste Jil , was mit Jack geschehen
war? Und ich habe eine Geschichte über einen riesigen
Drachen erlebt und die fühlte sich ebenfal s real an. Wie
machen sie das?«
»Oh, sie überlisten dich«, erwiderte Eren mit einer
wegwerfenden Handbewegung. »Für die Szenerie lassen
sie jemanden an irgendeinen kalten Ort gehen – einen
Oger wahrscheinlich, wegen des Wetters.«
Bonnie nickte. Ihr waren schon früher Oger mit
malvenfarbener Haut begegnet. Sie unterschieden sich nur
in ihrem Ausmaß an Dummheit von Dämonen. In dieser
Dimension waren diejenigen, die man in der Gesel schaft
traf, schlichtweg dumm, und sie hatte Damon mit
geschürzten Lippen sagen h?ren, dass diejenigen, die au?
erhalb der Gesel schaft standen, gemietete Schl?ger
waren.
»Und den Rest fälschen sie irgendwie – ich weiß nicht. Ich
habe nie richtig darüber nachgedacht.« Eren blickte
Bonnie an. »Du bist ein merkwürdiges Mädchen, nicht
wahr, Bonny?«
»Bin ich das?«, fragte Bonnie. Sie und die beiden anderen
Mädchen hatten sich gedreht, ohne einander loszulassen.
Das bedeutete, dass jetzt hinter Bonnie ein wenig Platz
war. Das gefiel ihr nicht. Aber andererseits gefiel ihr nichts
daran, eine Sklavin zu sein. Sie begann zu hyperventilieren.
Sie wol te zu Meredith. Sie wol te zu Elena. Sie wol te hier
weg.
»Ehm, ihr zwei wol t wahrscheinlich nichts mehr mit mir zu
tun haben«, bemerkte sie unbehaglich.
»Hm?«, sagte Eren.
»Warum?«, fragte Maus.
»Weil ich gleich durch diese Tür laufen werde. Ich muss
hier raus. Ich muss einfach.«
»Kind, beruhig dich«, mahnte Eren. »Atme einfach weiter
tief durch.«
»Nein, du verstehst nicht.« Bonnie senkte den Kopf, um ein
wenig von der Welt um sie herum auszublenden. »Ich kann
nicht irgendjemandem gehören. Ich werde verrückt.«
»Scht, Bonny, sie sind …«
»Ich kann nicht hierbleiben«, platzte Bonnie heraus.
»Nun, das ist wahrscheinlich am besten so«, erklang eine
schreckliche Stimme direkt vor ihr.
Nein! Oh Gott! Nein, nein, nein, nein, nein!
»Wenn wir in einem neuen Gewerbe sind, arbeiten wir
hart?, sagte die madonnen?hnliche Frau. ?Wir blicken zu
m?glichen Kunden auf. Wir benehmen uns nicht daneben
oder wir werden bestraft.? Und
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