Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
Ding ihn hin und her schüttelte, würde sein Kopf
wirklich bald abbrechen! –, dann hatten Matt, Bonnie und Elena weniger
Chancen als ein Schneeball in der Hölle, in diesem Kampf etwas zu be-
wirken. Die einzig relevante Frage war, ob das Phantom sie ebenfalls töten
würde.
Hinzu kam, dass Matt diesen Vampir einfach nicht mochte, nicht einmal
ein kleines bisschen. Sicher, Damon hatte geholfen, Fell’s Church vor
Catarina und Nicolaus zu retten und vor den Kitsune-Dämonen, aber er
war trotzdem ein mörderischer, sarkastischer, dreister, arroganter, absch-
eulicher und alles in allem unangenehmer Vampir. Im Laufe seines langen
Lebens hatte Damon zweifellos mehr Menschen verletzt als gerettet –
selbst wenn man ihm großzügigerweise die Rettung eines jeden einzelnen
Bewohners von Fell’s Church zugutehielt. Und er hatte Matt immer
»Brad« genannt und so getan, als könne er sich an seinen richtigen Namen
nicht erinnern. Das hatte Matt furchtbar geärgert – und genau das war Da-
mons Absicht gewesen.
Trotzdem, Elena liebte Damon. Warum auch immer. Wahrscheinlich
aus dem gleichen Grund, aus dem sich gewöhnlichere Mädchen in
gewöhnlichere Scheusale verliebten, vermutete Matt. Welcher Grund das
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allerdings sein sollte, würde ihm, dem durch und durch anständigen Kerl,
wahrscheinlich immer ein Rätsel bleiben.
Also, Elena liebte Damon.
Und Damon war Teil der Clique, irgendwie jedenfalls. Und es kam nicht
infrage, seinen Teamkameraden im Stich zu lassen, damit dämonische Eis-
frauen auf aschebedeckten Monden in anderen Dimensionen sie enthaup-
teten, ohne zumindest sein Bestes gegeben zu haben.
Nicht einmal wenn man den Betreffenden überhaupt nicht mochte.
Matt lief hinter Elena her, und Bonnie folgte ihm. Als sie das Phantom
erreichten, kratzte Elena bereits an der eisig blauen Hand um Damons
Kehle und versuchte, die Finger weit genug aufzustemmen, um ihre eigen-
en darunterzuschieben. Das Phantom sah sie kaum an. Matt seufzte inner-
lich angesichts der Hoffnungslosigkeit des Unterfangens, bevor er zu
einem mächtigen Schwinger in den Bauch des Phantoms ausholte.
Doch noch ehe Matts Faust ihr Ziel traf, verwandelte es sich in einen
kreiselnden körperlosen Nebel, und der Hieb ging mitten durch das
Phantom hindurch. Matt verlor das Gleichgewicht, taumelte und fiel in die
dunstige Körperlosigkeit des Phantoms.
Es war, als falle er in einen eiskalten Fluss aus Abwässern. Eine
betäubende Kälte und ein schrecklicher, Übelkeit erregender Geruch
schlugen über Matt zusammen. So schnell er konnte, zog er sich aus dem
Nebel zurück. Ihm war schlecht, er zitterte, aber er stand wieder aufrecht.
Benommen blinzelnd schaute er sich um.
Elena kämpfte weiterhin mit den Fingern des Phantoms, kratzte und
riss daran, während das Phantom sie mit distanzierter Erheiterung beo-
bachtete; es war nicht im Geringsten erschrocken oder beeinträchtigt von
den Anstrengungen des Mädchens. Und dann bewegte sich das Phantom,
so schnell, dass Matt nur einen bläulichgrünen Nebel sah, und Elena flog,
mit Armen und Beinen rudernd, in einen Aschehaufen. Sofort rappelte sie
sich wieder hoch. Blut rann von ihrem Haaransatz und hinterließ rote
Spuren in der Asche, die jetzt ihre Haut bedeckte.
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Auch Bonnie versuchte, den Kampf gegen das Phantom aufzunehmen:
Sie hatte sich hinter das Phantom bewegt und schlug und trat auf das Ding
ein – ohne ihm dabei Schaden zufügen zu können. Ihre Füße und Fäuste
glitten harmlos durch den Nebel des Eisungeheuers, und Matt fragte sich,
ob es überhaupt bemerkt hatte, dass es von Bonnie angegriffen wurde.
Während Damon weiter an der Hand des Phantoms baumelte, traten
auf seinem Gesicht und Hals die Adern hervor. Superstarker Vampir hin
oder her, Damon hatte Schmerzen. Matt schickte ein Stoßgebet gen Him-
mel und stürzte sich wieder in den Kampf.
Schwärze. Schmerz. Die Dunkelheit färbte sich rot und dann klärte sie
sich, und Damon konnte wieder sehen.
Das Phantom – dieses Miststück von einem Phantom – hielt ihn
schmerzhaft am Hals fest. Und die Oberfläche des Phantoms war so kalt,
so furchtbar kalt, dass es brannte, wo immer es ihn berührte. Er konnte
sich nicht bewegen.
Aber er konnte Elena unter sich stehen sehen. Die schöne Elena, voller
Asche und Blut, mit gebleckten Zähnen und blitzenden Augen wie eine
Kriegsgöttin. Sein Herz schwoll an vor Liebe und Angst. Und an ihrer Seite
kämpften das
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