Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
Worte,
die Alaric ihnen allen vorgetragen hatte – »ich habe das Phantom der
Eifersucht genährt. Aber jetzt weise ich meine Eifersucht von mir.«
In der Reihe der Kerzen flackerte die Flamme von Bonnies rosafarbener
Kerze und erlosch. Bonnie keuchte leise auf und lächelte, halb beschämt,
halb stolz, während sie Meredith und Elena ansah. Im inneren Kreis des
Diagramms riss das Phantom der Eifersucht den Kopf herum und funkelte
Bonnie an. »Bonnie …«, begann Meredith und wollte ihrer Freundin ver-
sichern, dass sie natürlich kein Anhängsel sei. Wusste Bonnie denn nicht,
wie umwerfend sie war?
Aber dann trat Elena auf die Kerzen zu und schüttelte hocherhobenen
Hauptes ihr goldenes Haar. »Ich war eifersüchtig auf andere Leute in
Fell’s Church«, erklärte sie. »Ich habe gesehen, wie einfach es für andere
Paare ist, glücklich zusammen zu sein, während es nach allem, was Stefano
und ich – und Damon und meine übrigen Freunde – durchgemacht haben,
für uns immer noch so schwer und so unheimlich und so übernatürlich
ist. Selbst nachdem wir Fell’s Church eigentlich gerettet hatten. Ich
schätze, ich habe begriffen, dass die Dinge für mich niemals einfach und
normal sein werden, und das war schwer zu akzeptieren. Wenn ich andere
Leute beobachtet habe und eifersüchtig auf sie war, habe ich das Phantom
der Eifersucht genährt. Ich weise diese Eifersucht von mir.«
Elena lächelte schwach. Es war ein seltsames, klägliches Lächeln.
Meredith beobachtete sie und dachte, dass Elena zwar ihre Eifersucht ver-
worfen hatte, sich aber immer noch nach dem einfachen, goldenen Leben
sehnte, das einst vor ihr gelegen hatte und das ihr jetzt wahrscheinlich für
immer genommen worden war.
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Die goldene Kerze brannte noch. Elena zögerte. Meredith folgte ihrem
Blick vorbei an der Kerzenreihe zu Stefano und Damon hinüber, die weiter
miteinander rangen. In diesem Moment zwang Damon Stefano unter sich,
und ein langer Streifen Blut zog sich quer über den Boden der Garage. Ste-
fano kam mit dem Fuß an die rote Kerze am Ende der Reihe, und Alaric
sprang vor, um sie festzuhalten.
»Und ich war eifersüchtig auf Catarina«, sprach Elena weiter. »Damon
und Stefano haben sie als Erste geliebt. Catarina hat sie gekannt, bevor die
Ereignisse sie verändert haben, bevor sie … von dem abgebracht wurden,
was sie eigentlich hätten sein sollen. Und obwohl mir klar ist, dass sie
beide wissen, dass ich nicht Catarina bin und dass sie mich um meiner
selbst willen lieben, habe ich nie vergessen, dass sie mich nur deshalb be-
merkt haben, weil ich aussehe wie sie. Ich habe wegen Catarina das
Phantom der Eifersucht genährt, und ich weise diese Eifersucht jetzt von
mir.«
Die Kerzenflamme flackerte, verlosch jedoch nicht. Das Eifersuchts-
phantom feixte triumphierend, und Elena fuhr fort. »Ich war auch eifer-
süchtig auf Bonnie.« Bonnies Kopf fuhr hoch, und sie starrte Elena un-
gläubig an. »Ich war es gewohnt, der einzige Mensch zu sein, an dem Da-
mon etwas lag, der einzige, den er würde retten wollen.« Sie sah Bonnie
mit tränenerfüllten Augen an. »Ich bin so unendlich froh darüber, dass
Bonnie noch lebt. Aber ich war eifersüchtig darauf, dass Damon genug für
sie empfunden hat, um für sie zu sterben. Als ich eifersüchtig auf Bonnie
war, habe ich das Phantom der Eifersucht genährt. Aber jetzt weise ich
meine Eifersucht von mir.«
Die goldene Kerze erlosch. Elena sah Bonnie beinahe furchtsam an, und
Bonnie schenkte ihr ein offenes, liebevolles Lächeln und breitete die Arme
aus. Elena zog sie fest an sich.
Abgesehen von der Trauer um ihre Eltern hatte Elena Meredith nie leid
getan. Warum auch? Elena war schön, klug, eine starke Persönlichkeit, die
leidenschaftlich geliebt wurde … Aber jetzt durchzuckte Meredith ein Stich
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des Mitgefühls. Manchmal war es wohl leichter, ein alltägliches Leben zu
führen, als eine Heldin zu sein.
Meredith betrachtete das Phantom. Es schien zu schimmern und sich
jetzt gänzlich auf die Menschen zu konzentrieren.
Alaric ging um die Kerzen herum und auf die anderen zu, während er
Damon und Stefano beobachtete. Damon hatte Stefano schmerzhaft an die
Wand gepresst. Stefanos Gesicht war zu einer Grimasse verzerrt, und sie
konnten hören, wie sein Körper über die harte Oberfläche scheuerte. Aber
zumindest gefährdeten Stefano und Damon im Augenblick nicht die
Kerzen.
Meredith richtete ihre
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