Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
sein?«
»Damon ist tot«, erklärte Stefano ausdruckslos.
»Aber als Elena tot war, hat sie mich wegen Nicolaus gewarnt«, wandte
Bonnie ein.
Stefano massierte sich die Schläfen. Er wirkte müde. »Bonnie, als Elena
starb, hat Nicolaus ihren Geist in einer Schattenwelt gefangen, zwischen
den Dimensionen. Sie war nicht gänzlich hinübergegangen. Und sie kon-
nte nur dich warnen – und niemanden sonst, weil du Dinge spüren kannst,
die andere Leute nicht spüren können. Es wäre ihr aber nicht möglich
gewesen, irgendetwas in der körperlichen Welt geschehen zu lassen.«
Elenas Stimme bebte. »Bonnie, die Wächter haben uns erklärt, dass
Vampire nach dem Tod nicht mehr weiterleben. In keinem Sinne des
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Wortes. Damon ist nicht mehr da.« Stefano griff nach ihrer Hand, und in
seinen Augen stand ein bekümmerter Ausdruck.
Bonnie durchzuckte ein scharfer Stich des Mitgefühls. Es tat ihr leid,
dass sie die Rede auf Damon gebracht hatte, aber andererseits hatte sie es
einfach nicht verhindern können. Der Gedanke, dass er über sie wachte,
reizbar und spöttisch, aber zu guter Letzt eben doch freundlich, hatte für
kurze Zeit die Last von ihrem Herzen genommen. Jetzt krachte diese Last
erneut herunter. »Nun«, sagte sie dumpf, »dann habe ich keine Ahnung,
wer uns warnen könnte. Hat irgendjemand sonst eine Idee?«
Sie schüttelten alle verwirrt den Kopf.
»Aber wen kennen wir denn überhaupt, der über diese Art von Macht
verfügen könnte?«, fragte Matt.
»Die Wächter?«, schlug Bonnie zweifelnd vor.
Elena schüttelte mit einer schnellen, entschiedenen Bewegung den Kopf,
und ihr blondes Haar schwang hin und her. »Sie sind es nicht«, stellte sie
fest. »Das Letzte, was sie tun würden, wäre eine Nachricht in Blut zu
schicken. Visionen wären eher ihr Stil. Und ich bin mir ziemlich sicher,
dass die Wächter nichts mehr mit uns zu tun haben wollen, nachdem sie
uns hierher zurückgeschickt haben.«
Mrs Flowers verschränkte die Finger auf dem Schoß. »Also ist es viel-
leicht eine bisher unbekannte Person oder ein unbekanntes Wesen, das auf
euch achtgibt und euch vor Gefahren warnt.«
Matt hatte stocksteif auf einem von Mrs Flowers’ zierlicheren Stühlen
gesessen und beugte sich jetzt abrupt vor, sodass der Stuhl erschreckend
knarrte. »Ähm«, begann er, »ich denke, die bessere Frage ist: Was ver-
ursacht diese Gefahr?«
Mrs Flowers breitete ihre kleinen, runzeligen Hände aus. »Du hast
vollkommen recht. Lass uns die verschiedenen Möglichkeiten betrachten.
Auf der einen Seite könnte es eine Warnung vor etwas sein, das auf natür-
liche Weise geschehen wird. Sabrina – es macht Ihnen doch nichts aus,
wenn ich Sie Sabrina nenne, oder, meine Liebe?«
Sabrina, die noch immer unter Schock stand, schüttelte den Kopf.
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»Gut. Dass sich Sabrinas Schal in den Zugtüren verfangen hat, könnte
ein normaler Unfall gewesen sein. Verzeihen Sie mir, wenn ich das sage,
aber diese langen, dramatischen Schals können sehr gefährlich werden.
Die Tänzerin Isadora Duncan wurde vor vielen Jahren genau auf diese
Weise getötet, als ihr Schal sich in den Radspeichen eines Automobils ver-
fangen hatte. Wer auch immer diese Nachricht geschickt hat, schwenkt
damit vielleicht lediglich eine warnende Flagge, dass Sabrina vorsichtig
sein soll oder dass ihr Übrigen auf sie aufpassen sollt. Vielleicht muss
Meredith während der nächsten Tage einfach auf der Hut sein.«
»Aber das glauben Sie nicht wirklich, oder?«, fragte Meredith scharf.
Mrs Flowers seufzte und schüttelte den Kopf. »Für mich fühlt sich das
alles ziemlich bösartig an. Ich denke, wenn jemand euch vor möglichen
Unfällen warnen wollte, könnte er eine bessere Methode finden, als einen
Namen in Blut zu schreiben. Beide Namen sind doch infolge ziemlich bru-
taler Zwischenfälle aufgetaucht, richtig? Bonnie hat sich gestochen, und
Stefano hat Sabrina den Schal vom Hals gerissen?«
Meredith nickte.
Mrs Flowers, die beunruhigt wirkte, fuhr fort: »Die andere Möglichkeit
ist also, dass die Erscheinung der Namen selbst böse ist. Vielleicht sind
diese Erscheinungen ein wesentlicher Bestandteil oder eine Art
Zielführung für irgendeinen Zauber, der die Gefahr verursacht .«
Stefano runzelte die Stirn. »Sie sprechen von schwarzer Magie, nicht
wahr?«
Mrs Flowers sah ihm direkt in die Augen. »Ich fürchte, so ist es. Stefano,
du bist mit Abstand der Älteste von uns und hast die
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