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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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ernsthaft, ob sich später mal jemand für mein Geschwätz interessieren wird. »Die Bekenntnisse eines hässlichen jungen Entleins« wird der ganze Unsinn dann heißen. Herr Bolkestein [13]   und Herr Gerbrandy [14]   werden von meinen Tagebüchern wirklich nicht viel haben.
    Deine Anne

Samstag, 15. April 1944
    Liebe Kitty!
    »Ein Schreck folgt dem anderen. Wann wird das zu Ende sein?« So können wir wirklich sagen. Stell dir vor, was nun schon wieder passiert ist: Peter hat vergessen, den Riegel vor der Tür aufzumachen. Die Folge war, dass Kugler mit den Arbeitern nicht ins Haus kam. Er ist zur Nachbarfirma gegangen und hat von da aus das Küchenfenster eingeschlagen. Unsere Fenster standen offen, und die Nachbarn haben es gesehen. Was sie sich wohl denken? Und van Maaren? Kugler ist wütend. Er bekommt die Vorwürfe, dass er nichts an den Türen verändern lässt, und wir machen so eine Dummheit! Peter ist vollkommen außer Fassung, das kann ich dir sagen. Als Mutter bei Tisch sagte, Peter tue ihr Leid, fing er fast an zu weinen. Es ist ebenso unsere Schuld, denn wir und auch van Daan fragen sonst fast jeden Tag, ob der Riegel weg ist. Vielleicht kann ich ihn nachher ein bisschen trösten. Ich würde ihm so gerne helfen.
    Hier folgen noch einige vertrauliche Hinterhausmeldungen von den letzten Wochen:
    Vor einer Woche wurde Moffi plötzlich krank, er war sehr still und sabberte. Miep nahm ihn, rollte ihn in ein Tuch, steckte ihn in die Einkaufstasche und brachte ihn zur Tierklinik. Der Doktor gab ihm eine Medizin, weil er es an den Eingeweiden hatte. Peter gab ihm ein paar Mal von der Arznei, aber schon bald ließ Moffi sich nicht mehr sehen und war Tag und Nacht unterwegs, sicher bei seiner Liebsten. Aber jetzt ist seine Nase geschwollen, und er fiept, wenn man ihn anfasst. Wahrscheinlich hat er irgendwo, wo er was klauen wollte, einen Klaps bekommen. Mouschi hatte ein paar Tage lang eine Art Stimmbruch. Gerade als wir sie auch zum Doktor schicken wollten, war sie schon wieder fast gesund.
    Unser Dachbodenfenster bleibt nun auch nachts etwas offen. Peter und ich sitzen jetzt oft abends noch oben.
    Dank Gummilösung und Ölfarbe kann unser Klo wieder gerichtet werden. Auch der überdrehte Hahn ist durch einen anderen ersetzt worden.
    Herrn Kleiman geht es zum Glück wieder besser. Bald wird er zu einem Spezialisten gehen. Wir wollen nur hoffen, dass er nicht am Magen operiert werden muss.
    Diesen Monat haben wir acht Lebensmittelkarten bekommen. Unglücklicherweise hat es in den ersten vierzehn Tagen statt Haferflocken oder Graupen nur Hülsenfrüchte auf die Marken gegeben. Unser neuester Leckerbissen ist Piccalilly. Wenn man Pech hat, sind in einem Glas nur ein paar Gurken und etwas Senfsoße. Gemüse gibt es gar nicht. Vorher Salat und nachher Salat. Unsere Mahlzeiten bestehen nur noch aus Kartoffeln und künstlicher Soße.
    Die Russen haben jetzt mehr als die Hälfte der Krim erobert. Bei Cassino kommen die Engländer nicht vorwärts. Rechnen wir eben mit dem Westwall. Bombardierungen gibt es oft, noch dazu unvorstellbar schwere. In Den Haag wurde das Rathaus von einer Bombe getroffen, und viele Dokumente wurden zerstört. Alle Niederländer bekommen neue Stammkarten.
    Genug für heute!
    Deine Anne M. Frank

Sonntag, 16. April 1944
    Liebste Kitty!
    Behalte den gestrigen Tag, er ist sehr wichtig für mein ganzes Leben. Ist es nicht für jedes Mädchen wichtig, wenn sie den ersten Kuss bekommt? Nun, bei mir ist es auch so. Der Kuss von Bram auf meine rechte Backe zählt nicht, auch nicht der Handkuss von Woudstra. Wie ich so plötzlich zu diesem Kuss gekommen bin? Nun, das werde ich dir erzählen.
    Gestern Abend um acht saß ich mit Peter auf seiner Couch. Schon bald legte er einen Arm um mich. (Weil Samstag war, hatte er keinen Overall an.) »Rücken wir ein bisschen weiter«, sagte ich, »damit ich mit dem Kopf nicht an das Schränkchen stoße.«
    Er rückte fast bis zur Ecke, ich legte meinen Arm unter seinem Arm hindurch auf seinen Rücken, und er begrub mich fast, weil sein Arm um meine Schulter hing. Wir hatten schon öfter so gesessen, aber nie so dicht nebeneinander wie gestern Abend. Er drückte mich fest an sich, meine Brust lag an seiner, mein Herz klopfte. Aber das war noch nicht alles. Er ruhte nicht eher, bis mein Kopf auf seiner Schulter lag und der seine darauf. Als ich mich nach ungefähr fünf Minuten etwas aufrichtete, nahm er meinen Kopf in die Hände und zog ihn wieder an sich. Oh,

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