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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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freundlich. »Tess fehlt nichts, da bin ich ganz sicher. Sie brauchen keine Angst zu haben, wenn die beiden heiraten.«
    »Wann kommt denn die China Cloud zurück?«
    »Morgen nacht.«
    »Würden Sie unseren eigenen Arzt ihn untersuchen lassen?«
    »Das hat Culum zu entscheiden. Ich werde es ihm gewiß nicht verbieten. Aber er ist nicht krank, Liza. Glauben Sie, ich würde sonst die Heirat zulassen?«
    »Ja, das würden Sie«, rief Liza in ihrer Qual. »Sie sind ein Teufel, und nur der Teufel weiß, was in Ihrem Kopf vorgeht, Dirk Struan. Aber ich schwöre bei Gott, wenn Sie gelogen haben, bringe ich Sie um, wenn meine Männer es nicht tun.« Ihre Hand tastete nach dem Türknauf. Lo Tschum öffnete die Tür und schloß sie hinter ihr.
    »Maste', am besten schlaf-schlaf«, sagte Lo Tschum freundlich aufmunternd. »Morgen schon bald, heja?«
    »Scher dich zum Teufel!«
    Der eiserne Türklopfer dröhnte dumpf durch das schlafende Haus. Struan lauschte gespannt in der warmen, luftigen Dunkelheit seines Schlafzimmers und vernahm schließlich Lo Tschums leise Schritte. Er stand auf, das Messer in der Hand, und griff nach seinem seidenen Morgenmantel. Rasch und leise trat er hinaus und blickte über das Geländer. Zwei Stockwerke tiefer stellte Lo Tschum die Laterne ab und zog den Riegel an der Tür zurück. Die alte Standuhr schlug ein Viertel nach eins.
    Auf der Schwelle stand Pater Sebastian.
    »Tai-Pan mich sehen können?«
    Lo Tschum nickte und legte das Hackmesser weg, das er hinter seinem Rücken verborgen gehabt hatte. Er schickte sich an, die Treppe hinaufzusteigen, blieb jedoch stehen, als Struan ihn anrief.
    »Was ist?«
    Pater Sebastian legte den Kopf zurück und starrte in die Dunkelheit. Der jähe Anruf aus der Finsternis hatte ihm einen Schauer über den Rücken gejagt. »Mr. Struan?«
    »Ja?« antwortete Struan. Ihm zog sich die Kehle zusammen.
    »Seine Eminenz schickt mich. Wir haben die Cinchonarinde.«
    »Wo ist sie?«
    Der Mönch hielt einen kleinen, schmutzigen Beutel hoch. »Hier. Seine Eminenz hat gesagt, Sie würden jemand erwarten.«
    »Und der Preis?«
    »Davon weiß ich nichts, Mr. Struan«, antwortete Pater Sebastian. Seine Stimme drang nur schwach von unten herauf. »Seine Eminenz hat nur erklärt, ich solle jemanden behandeln, zu dem Sie mich führen würden. Das ist alles.«
    »Ich komme sofort«, rief Struan und eilte in sein Zimmer.
    Hastig kleidete er sich an, zwängte sich in seine Stiefel, stürzte zur Tür und blieb jäh stehen. Er überlegte einen Augenblick, ergriff dann das Kampfeisen und lief die Treppe hinunter. Als Pater Sebastian das Kampfeisen erblickte, wich er ein wenig zurück.
    »Guten Morgen, Pater«, sagte Struan. Er verbarg den Widerwillen, den er beim Anblick der schmutzigen Kleidung des Mönches empfand, und wieder stieg der Haß gegen alle Ärzte in ihm auf. »Lo Tschum, wenn Maste' Sinclair hier – du ihn bringen, versteh'?«
    »Versteh', Maste'.«
    »Kommen Sie, Pater Sebastian.«
    »Einen Augenblick noch, Mr. Struan! Bevor wir gehen, muß ich Ihnen etwas erklären. Ich habe niemals zuvor Cinchona angewendet – keiner von uns.«
    »Das macht doch nichts, oder?«
    »Natürlich macht es etwas!« entgegnete der hagere Mönch. »Ich weiß lediglich, daß ich aus dieser Rinde einen Tee zubereiten muß, indem ich sie koche. Die Schwierigkeit ist, daß wir nicht mit Bestimmtheit wissen, wie lange wir sie kochen müssen und wie stark der Tee sein soll, wieviel der Patient davon bekommen soll und in welchen Zeitabständen. Die einzige medizinische Anweisung, die wir bezüglich der Anwendung von Cinchona haben, ist auf lateinisch – und recht ungenau.«
    »Der Bischof hat mir erzählt, er habe Malaria gehabt. Wie hat er denn das Mittel eingenommen?«
    »Seine Eminenz erinnert sich nicht mehr. Nur daß es sehr bitter geschmeckt und ihm Übelkeit verursacht hat. Er glaubt, daß er das Getränk vier Tage lang eingenommen hat. Seine Eminenz hat mich beauftragt, Ihnen zu sagen, Sie müßten sich bewußt sein, daß die Verantwortung für die Behandlung Sie tragen.«
    »Das ist mir klar. Gehen wir jetzt!«
    Struan stürmte zur Tür hinaus, Pater Sebastian neben ihm. Sie gingen erst ein Stück die praia und dann eine stille Allee entlang.
    »Bitte, Mr. Struan, nicht so schnell«, bat Pater Sebastian außer Atem.
    »Morgen muß ein neuer Fieberanfall kommen. Wir müssen uns beeilen.« Struan überquerte die Praça de São Paulo und bog ungeduldig in eine andere Straße ein.

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