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Taken

Taken

Titel: Taken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Bowman
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wusste nicht, wo oben und unten war«, sagt Blaine schließlich. »Dann habe ich dich gehört. Von da an war es einfach.«
    Dieses Gefühl, das ich habe, wenn er fort ist, dieser Schmerz in der Brust – er muss das Gleiche spüren. Wir sind verbunden, aneinander gefesselt und verlassen uns aufeinander, obwohl wir uns so große Mühe geben, unabhängig zu wirken. Er hat mich gebraucht. Die ganze Zeit über hätte er nur meine Stimme zu hören brauchen.
    »Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Ich … ich dachte nur … Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Dann sag einfach nichts.«
    Das tue ich auch nicht. Wir sitzen in behaglichem Schweigen zusammen. Als mein Magen hörbar knurrt, sagt er mir, ich solle essen gehen.
    »Komm mich bald besuchen«, bittet er.
    »Nur wenn du versprichst, hierzubleiben, bei uns.«
    »Das muss ich ja wohl, oder? Ohne mich kämst du doch nicht einen Tag lang zurecht.«
    Ich lache. »Blaine … du hast gerade einen Witz gemacht.«
    Er lächelt, sieht aber aus, als hätte er Schmerzen. »Ich bin fest entschlossen, schnell gesund zu werden.«
    In der Kantine hole ich mir etwas zu essen und setze mich allein hin. Das Obst auf meinem Teller ist matschig, und ich stochere darin herum. Ein paar Tische weiter erkenne ich Harvey, der Clipper eine merkwürdige Vorrichtung zeigt. Der Junge hält sie in den Händen und dreht sie ehrfürchtig und bewundernd. Ich kann nicht hören, was sie sprechen, aber ich sehe, wie Clipper an jedem Wort hängt, das über Harveys Lippen kommt.
    Ich habe fast aufgegessen, als ein Schatten über meinen Teller fällt. Als ich aufsehe, erblicke ich eine erschöpfte Bree, die blass und finster dreinblickend vor mir steht. Ihre Haare sind vom Schlafen zerzaust, und frische Linien, die das Bettzeug in die Haut eingedrückt hat, bedecken ihre Arme. Sie riecht immer noch nach Alkohol.
    »Sag … bloß … kein Wort«, befiehlt sie, während sie sich setzt.
    »Hatte ich gar nicht vor.« Trotzdem kann ich mich eines Lächelns nicht erwehren. Es ist amüsant, sie verlegen zu sehen.
    »Du bist ein Mistkerl«, faucht sie. »Ich nehme absolut alles, was ich gestern Abend gesagt habe, zurück.«
    »Kannst du dich überhaupt noch an gestern Abend erinnern?«
    »Teilweise.« Sie untersucht das Obst, trinkt aber schließlich nur einen Schluck Wasser.
    »Was macht Clipper da mit Harvey?«, frage ich, um das Thema zu wechseln.
    Bree reibt sich die Schläfen. »Ausbildung. Er ist der zukünftige Leiter der technischen Operationen.«
    »Wirklich? Er ist am besten geeignet?«
    »Hast du etwas gegen junge Talente oder so?«, faucht sie. »Clipper hat die Maschine zur Entfernung der Peilsender ganz allein erfunden und steckt hinter einem großen Teil unserer technischen Grundlagen. Unsere Technik war nicht so fortgeschritten wie jetzt, aber sie hat ausgereicht, als Harvey noch nicht bei uns war.«
    »Er kommt mir nur so jung vor.«
    »Und was hast du mit dreizehn gemacht, Gray? Hast du nicht für dein Dorf gejagt? Haben sich die Menschen nicht auf dich verlassen?«
    Ich nicke.
    »Nun, und hier ist es nicht anders. Wir verlassen uns auf begabte Menschen, ganz gleich, wie alt sie sind.«
    »Okay, okay. Tut mir leid. Reg dich nicht auf.«
    Sie schnaubt und pustet sich ein verirrtes Haar aus den Augen. »Also bitte, Gray. Als könntest du etwas tun, was ich aufregend finde.«
    »Gestern Abend sah es aber so aus.«
    Sie starrt mich wütend an. »Ja, aber das war gestern Abend, doch wenn man nüchtern ist, sieht man vieles anders.«
    Sogar verkatert sieht sie hübsch aus, aber sie ist temperamentvoll und unberechenbar wie ein Waldbrand. Was haben wir uns nur beide gestern Abend gedacht? Warum haben wir uns auch nur eine Sekunde verwirren lassen? Wir passen nicht zueinander. Wir sind besser, wenn wir uns an die Kehle gehen; besser, wenn wir einander herausfordern. Dann sind wir tödlich gefährlich. Aber so viel ist sicher: Wir sind wieder zur Tagesordnung übergegangen.

30. Kapitel
    Meine ersten zwei Monate in Crevice Valley vergehen rasch.
    Den größten Teil meiner Zeit verbringe ich beim Training und steige schließlich von Elijahs Gruppe in die meines Vaters auf. Dort ist es härter, aber mein Körper ist auch stärker geworden. Ich nehme zu wie nie zuvor in Claysoot, und meine Muskeln wachsen durch das ständige Training. Meine Ausbildung umfasst jetzt auch Schusswaffen. Schließlich werde ich damit fertig, aber nur mit den langen, schlanken, den Gewehren. Ich brauche einen langen Lauf,

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