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Talivan (German Edition)

Talivan (German Edition)

Titel: Talivan (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Tillmanns
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dann solltest du zumindest wissen, warum ich dir all dies hier zumuten muss. Einst hatte ich einen Gefährten, dem ich zwar recht zugetan war, ohne ihm jedoch ganz zu trauen. So ergab es sich, dass ich ihm eines Tages auf se i nem Wege zur Arbeit nachging und erkennen musste, dass diese Arbeit“, sie lächelte höhnisch, „in Wahrheit eine hübsche Frau war. Ob er mich nur meines recht einträ g lichen Geschäftes wegen – ich übte das Gold- und Silbe r schmi e dehandwerk aus – mochte oder anfänglich wirklich geliebt hatte, konnte und wollte ich nicht in Erfahrung bringen. Ich setzte ihn vor die Tür, und diese Schmach ve r zieh er mir nie. Es scheint, er hat ein Gerücht in U m lauf gebracht, ich sei eine Hexe, der auch er ve r fallen gewesen sei. Natürlich glaubte niemand an dieses Gerücht; zu u n sinnig erschien es wohl zunächst denen, die mich kannten. Und doch blieben die Kunden aus; erst fast unmerklich, dann kam es schlie ß lich so weit, dass ich nicht einmal mehr genug zum Leben hatte. Nun, was blieb mir übrig, als das Notwendigste zu stehlen?“
    Sie wusste genau, dass ihr noch andere Möglichkeiten offengestanden hätten, sie hätte nur beizeiten die Stadt ve r lassen müssen. Doch in diesem Moment hatte sie einzig den widersinnigen Wunsch, dieser Krähe zu erklären, was ihr geschehen war, ohne dabei in vermeintlich vorwurf s voll blickende Augen sehen zu müssen, die doch nur ihr eigenes Empfinden widerspiegeln konnten.
    „Es kam, wie es kommen musste – zwar waren meine Hä n de nicht ungeschickt, mein Geist dafür umso mehr, wenn es darum ging, Taten zu begehen, die ich selber nicht guthe i ßen konnte. Ich wurde gefasst. Nachdem dieses Mal, das mich für immer als Ausgestoßene kennzeichnen sollte, mir eingebrannt worden war, wuchsen körperlicher Schmerz und die Furcht vor dem, was darauf folgen würde, zusa m men zu dieser unglückseligen Idee, mich von dem Podest aus, auf dem man mir die Haare abgeschnitten und mich gebrandmarkt hatte, auf einen der umstehenden Reiter zu stürzen und ihn vom Pferde zu reißen. Ich wählte den schmächtigsten, der zudem keinerlei Waffen bei sich trug, und preschte durch die Menge davon, die vor mir no t gedrungen eine Gasse bildete – wie hätte ich auch ahnen können, dass ich mir den gefährlichsten aller anwesenden Re i ter ausgesucht hatte?“
    Sie verstummte wieder. Es gab nichts mehr zu sagen. Stumm sah die Krähe ihr noch einen Moment ins Gesicht und wandte den Kopf dann wieder nach vorn. Auch sie schien zu wissen, wie sinnlos es war, nun überhaupt noch weiterzureiten. Dieser Zauberer, Ranulf war wohl sein N a me, würde sich vermutlich nicht mehr allzu viel Zeit damit lassen, sein Eigentum zurückzuholen und den Die b stahl zu bestrafen.
    Eines jedoch fiel ihr ein, was sie noch zu ihrer Rech t fertigung berichten konnte: „Ausgestoßene verlieren zudem a l len Besitz und all ihre Rechte – zwar wird sich niemand an ihnen vergreifen, wenn sie nicht mehr am Pranger stehen, doch mag es auf Dauer noch schlimmer sein, wenn ni e mand mehr zu dir spricht. Niemand mehr, der dir antwortet oder dich etwas fragt. Niemand, der deinen Namen ruft, denn du besitzt keinen Namen mehr …“
    „Einst hieß ich Alana“, fügte sie schließlich hinzu, die Stimme gedämpft von Trauer ob des Ve r lorenen und Furcht vor dem, was sie erwartete. „Und wie mag wohl dein Name sein?“
    Selbst wenn die Krähe hätte antworten können, wäre ihr keine Zeit mehr hierzu geblieben. Wie aus dem Nichts, selbst ohne die so oft beschriebene Wolke aus farbigem Rauch, stand ein hagerer Mann vor ihnen, den Alana sofort wiede r erkannte.
    Ihr Pferd blieb stehen und schien fast ein wenig vor seinem eigentlichen Besitzer zu scheuen. Sie ließ den Vogel los und setzte ihn sacht auf dem Sattelknauf ab.
    „Sieh an, so schnell wird also aus einer harmlosen, u n geschickten Diebin eine gefährliche Hexe“, sagte Ranulf le i se. Wäre da nicht das Funkeln in seinen schwarzen Augen gewesen, hätte er fast freundlich klingen können.
    „Verzeiht mir, Herr“, brach es aus Alana hervor, „ich flehe Euch an, verschont mein Leben!“ So groß die Scham über ihre Worte war, so überwog die Angst sie doch bei We i tem.
    „Nun“, lächelte der Magier sie fast freundlich an, „gern würde ich dies tun, doch zu deinem Lei d wesen würde ich für immer belacht, wenn ich nicht einmal einer dreckigen Diebin wie dir Herr würde.“
    Die Krähe begann mit den Flügeln zu schlagen und

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