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Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt

Titel: Tamuli 1 - Die schimmernde Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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rannte zu einem der Lagerfeuer.
    »Sie ist vielleicht noch etwas zu jung, von einigen Dingen zu hören«, murmelte Mirtai. »Gelan war ein recht netter junger Mann, hatte jedoch einen eigenartigen Geschmack. Er liebte junge Männer statt Frauen.«
    Ritter Bevier holte erschrocken Luft.
    »Ach je!« Mirtai blickte ihn an. »Seid Ihr wirklich so weltfremd, Bevier? Das ist doch nichts Ungewöhnliches. Wie auch immer, ich kam gut mit Gelan aus. Er trat mir nicht zu nahe. Er redete gern, deshalb lehrte er mich Elenisch und sogar ein wenig das Lesen. Menschen mit seiner Veranlagung führen ein lockeres, unstetes Leben, und er brauchte jemanden, der zu ihm hielt. Ich hatte gelernt, daß es sich gehörte, zuzuhören, wenn Ältere sprachen, und das ermutigte Gelan nach und nach, mir sein Herz auszuschütten. Als ich etwas älter wurde, kaufte er mir hübsche Gewänder. Manchmal trug er sie sogar selbst, aber ich glaube, nur aus Spaß. Einige seiner Freunde trugen Frauenkleider, doch keiner nahm das sonderlich ernst. Sie schienen es sehr amüsant zu finden. Damals fing für mich die schwierige Zeit im Leben eines Mädchens an, wenn es zur Frau wird. Gelan war sehr sanft und verständnisvoll und erklärte mir, was mit mir geschah, so daß ich keine Angst hatte. Er ließ mich meine schönsten Gewänder anziehen und nahm mich mit, wenn er Geschäfte mit Leuten tätigte, die seine Neigungen nicht kannten. Dakonien ist ein elenisches Königreich, und Elenier haben eigenartige Ansichten über solche Dinge. Sie scheinen es für ein religiöses Problem zu halten. Und der Umstand, daß Gelan stets ein junges Sklavenmädchen bei sich hatte, zerstreute jeden Verdacht dieser Art.«
    Bevier wirkte entsetzt.
    »Vielleicht solltet Ihr der Prinzessin helfen, Wasser zu holen, Bevier«, schlug Mirtai beinahe sanft vor. »Das war Teil meiner Kindheit, darum muß ich jetzt darüber sprechen. Aber Ihr müßt nicht zuhören, wenn es Euch so zu schaffen macht. Ich kann es verstehen.«
    Ein Schatten zog über Beviers Gesicht. »Ich bin Euer Freund, Mirtai«, erklärte er. »Ich werde bleiben.«
    Mirtai lächelte. »Er ist ein so netter Junge«, sagte sie in einem Tonfall, wie Sephrenia es in dieser Situation getan hätte. Sperber staunte, welch aufmerksame und scharfsinnige Beobachterin Mirtai war.
    Die Atanerin seufzte. »Gelan und ich liebten einander. Aber nicht auf die Weise, wie andere es sich vorstellen, wenn sie über einen Mann und eine Frau sprechen. Ich glaube, es gibt so viele verschiedene Arten von Liebe, wie es Menschen gibt. Natürlich hatte Gelan Feinde – viele Feinde. Er war ein schlauer Händler und schloß fast jedes Geschäft mit Erfolg ab. Leider gibt es Menschen, die so etwas sehr persönlich nehmen. Einmal erboste es einen edomischen Kaufmann dermaßen, daß er Gelan zu töten versuchte. Ich konnte ihn jedoch mit meinem Löffel beschützen. Wie ich schon sagte, ist die Klinge nicht lang genug für einen glatten tödlichen Stich; deshalb wurde es eine ziemlich blutige Sache, und ich ruinierte ein sehr schönes Seidengewand dabei. Am Abend dieses Tages sagte ich zu Gelan, er solle mir endlich ein paar anständige Dolche kaufen, damit ich töten könnte, ohne meine Kleidung zu besudeln. Der Gedanke, ein zwölfjähriges Mädchen als Leibwächter zu haben, bestürzte ihn zunächst, doch dann erkannte er den Vorteil. Er kaufte mir diese hier«, sie tupfte auf einen der Dolche mit den Silbergriffen an ihrer Taille. »Ich habe sie stets in Ehren gehalten. Ich dachte mir eine Möglichkeit aus, die Dolche unter meinen Kleidern zu verbergen, wenn wir miteinander in die Stadt gingen. Nachdem ich sie ein paarmal benutzt hatte, sprach es sich herum. Seither trachtete keiner von Gelans Feinden ihm mehr nach dem Leben.
    In Verel gab es noch andere junge Männer wie ihn, und sie besuchten einander in ihren Häusern, wo sie ihre Gefühle nicht verbergen mußten. Alle waren sehr nett zu mir. Sie erteilten mir Ratschläge und kauften mir schöne Geschenke. Ich mochte sie sehr. Sie alle waren höflich und intelligent und rochen stets reinlich. Ich kann Männer nicht ausstehen, die unangenehm riechen.« Sie bedachte Kring mit einem anzüglichen Blick.
    »Ich bade!« versicherte er.
    »Dann und wann«, wandte sie ein. »Du reitest viel, Kring, und Pferde haben einen aufdringlichen Geruch. Wir werden uns über regelmäßiges Baden unterhalten, wenn ich dir erst mein Brandzeichen aufgedrückt habe.« Sie lachte. »Ich möchte dich nicht erschrecken,

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