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Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Tante Dimity und der skrupellose Erpresser

Titel: Tante Dimity und der skrupellose Erpresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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beiden und konnte den Gürtel, den ich als Zugabe mitbrachte, gut gebrauchen. Während Kit sich das nasse Haar trockenrubbelte, hängte ich seine feuchten Sachen an den Kaminsims, zog zwei Sessel an das Feuer, nahm eine Decke vom Bett und wickelte ihn darin ein. Wir saßen einander gegenüber vor dem Kamin und unterhielten uns mit gedämpften Stimmen.
    »Ich würde ja in der Küche anrufen und einen Topf heiße Schokolade ordern«, sagte ich. »Aber die Köchin ist sicher schon zu Bett gegangen.«
    »Ich niese auch gar nicht mehr«, erwiderte er bescheiden.
    Ich lächelte, auch wenn mir gar nicht danach zumute war. Ich konnte kaum glauben, dass Kit so unvernünftig war, sich nach Hailesham Park zu trauen.
    »Wie hast du überhaupt mein Zimmer gefunden?«, fragte ich.
    »Du hast Annelise eine recht detaillierte Beschreibung der Aussicht von deinem Balkon gegeben«, erklärte er. »Ich bin an der Fassade hochgeklettert, sah Reginald und wusste, dass ich richtig lag.«
    »Du bist die Fassade hochgeklettert«, wiederholte ich. »Nachdem du zwei Meilen durch den strömenden Regen gelaufen bist.«
    »Ich hatte keine andere Wahl.« Kit hielt seine Hände ans Feuer. »Lord Elstyn glaubt, ich hätte mit den Gefühlen seiner Enkelin gespielt. Kannst du dir vorstellen, was geschehen wäre, wenn ich an seiner Haustür geklopft hätte?«
    »Er sprach davon, dich erschießen zu lassen, solltest du auch nur einen Fuß auf sein Grundstück setzen«, informierte ich ihn.
    »Ich weiß, dass ich hier nicht willkommen bin, Lori, aber ich musste etwas unternehmen.« Kit sah mich ernst an. »Nell ist in Gefahr.«
    Die Haare in meinem Nacken richteten sich auf, aber ich wartete ab, was er noch zu sagen hatte. Er beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und faltete die Hände. »Als Annelise mir heute Vormittag von deinem Anruf berichtete, wusste ich, dass etwas nicht stimmt.
    Das Pferd, das Nell abwirft, muss erst noch geboren werden. Unter normalen Umständen.«
    Auch wenn Emma als Antwort auf Ginas Spitzen Ähnliches gesagt hatte, nahm ich Kits Meinung noch ernster. Emmas Blick mochte durch die Liebe zu ihrer Stieftochter getrübt sein, aber Kit, der Stallmeister, würde die Fähigkeiten eines Schülers weder unternoch überbewerten. Wenn es um die Reiterei ging, war Kit ausgesprochen klarsichtig.
    »Ich wollte dich anrufen und dich bitten, dir die Sache genauer anzusehen«, fuhr er fort.
    »Aber du bist keine Expertin, wenn es um Pferde geht.«
    »Ich hätte sicherlich nicht genau gewusst, wonach ich zu suchen hätte«, bestätigte ich.
    »Deshalb musste ich kommen. Ich musste herausfinden, was wirklich geschehen war.« Kit zog die Decke fester um sich. »Zuerst bin ich zu den Ställen geschlichen, um Deacons Temperament einzuschätzen. Das Pferd ist verlässlich, ein wenig impulsiv, sicherlich, aber das ist kein Problem für Nell.«
    »Deacon hat innerhalb von zwei Tagen zwei gute Reiter abgeworfen«, hielt ich dagegen.
    »Er kann nichts dafür«, beharrte Kit.
    Ich verstand nicht, worauf er hinauswollte.
    »Aber wenn es nicht Nells Fehler war, und auch nicht Deacons, was …«
    »Die Hürden.« Kit zog die Decke von den Schultern, stand auf und griff in eine der Taschen seines Parkas. Als er sich wieder setzte, hielt er ein verschlungenes Gewebe von elektrischen Drähten in der Hand.
    »Blitzlichter«, sagte er und reichte mir das Drahtgewirr. »Ferngesteuerte Blitzlichter. Ich habe mir die Hürden angesehen und entdeckte den Draht. Er war um das Efeu gewickelt. Jemand muss die Lichter dort versteckt haben und schaltete sie ein, als sich Deacon näherte. Die Blitze versetzten ihn natürlich in Panik. Niemand hätte sich nach diesem Schock auf ihm halten können.«
    Entsetzt starrte ich auf die kleinen Birnen.
    »Claudia meinte, er habe verängstigt gewirkt«, murmelte ich. »Und Simon … Simon sagte zu mir, er habe bei seinem Sturz Sterne gesehen. In Wahrheit hat er … das hier gesehen.«
    »Es handelt sich um einen bewussten Sabotageakt, Lori. Jemand hat versucht, Nell zu schädigen.«
    Ich schloss die Augen und dachte an den Unfall zurück. Ich sah Deacons regelmäßigen Galopp, das flatternde Efeu, den Reiter mit den langen Beinen, den Helm, das schwarze Jackett, die Stiefel …
    »Nein«, sagte ich schaudernd. »Nicht Nell war das Ziel, sondern Simon.« Ich ließ den Draht auf den Boden fallen und holte die Briefe hervor. Mit zitternden Händen faltete ich die Nachricht auseinander, die Simon nach seinem Sturz

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