Tante Dimity und der skrupellose Erpresser
dachte, die mir passiert waren, als ich das letzte Mal mein Haus verlassen hatte, musste ich Dimity zustimmen. Ich war nicht der Mallorca-Typ.
Ich legte das Buch wieder auf den Nachttisch, griff nach Reginald und legte mich aufs Bett. Der Regen trommelte gegen die Fensterscheiben, und ich versuchte mir eine schmerzlose Methode auszudenken, mit der man alte, entzündete Wunden öffnen konnte.
Ich wachte erst wieder auf, als Bill mich küsste. Ich wusste nicht, wie lange er schon zurück war, aber er trug bereits einen Pyjama.
»Zeit, dein Nachthemd anzuziehen«, sagte er.
»Ich brauche kein Nachthemd.« Ich legte Reginald beiseite, bedachte Bill mit einem verführerischschläfrigen Blick und knöpfte langsam meine Seidenbluse auf.
Als wir schließlich dazu kamen, miteinander zu reden, informierte ich Bill ausführlich darüber, warum mein Aufenthalt auf Hailesham Park bislang alles andere als langweilig gewesen war. Ich hätte erwartet, dass er sich darüber ärgern würde, dass ich mich ihm erst jetzt anvertraute, aber das Gegenteil war der Fall. Er respektierte, dass ich Simon ein Versprechen gegeben hatte, und er verstand dessen Furcht vor einem Skandal. Dar über hinaus musste er auch einräumen, dass es seit unserer Ankunft auf Hailesham Park wenig Möglichkeiten für ein längeres Gespräch zwischen uns gegeben hatte.
»Ich werde den Weg für dein Treffen mit Lord Elstyn ebnen«, versprach er mir. »Aber egal, was er sagt, Simon muss jetzt die Polizei einschalten.«
»Mich musst du davon nicht überzeugen.« Ich kuschelte mich fester an ihn. »Da gibt es noch etwas, das ich dir sagen wollte, Bill.«
Meinem Ehemann entfuhr ein durchaus verärgertes Seufzen. »Es geht doch nicht etwa um dich und Simon, Lori? Mir ist schon klar, dass er ein Charmeur ist, aber …«
»Es geht nicht um Simon«, unterbrach ich ihn mit milder Entrüstung – sehr milder Entrüstung, da sowohl Bill als auch ich um meine Schwäche für Charmeure wussten. »Es geht um dich und Gina. Für eine Weile hatte ich den Eindruck, dass zwischen euch beiden … vielleicht … etwas laufen würde.«
Bill richtete sich kerzengerade auf. »Ich und Gina? Bist du wahnsinnig?«
»Du hast im Schlaf ihren Namen gemurmelt«, verteidigte ich mich, »also dachte ich …«
»Wenn ich ihren Namen gemurmelt habe«, entgegnete Bill, »dann weil ich davon geträumt habe, sie zu erwürgen . Wie konntest du nur auf den Gedanken kommen, dass ich jemals … « Seine Stimme versagte fast vor Wut.
»Sie sieht sehr gut aus«, sagte ich. »Sie ist klug. Sie ist Anwältin. Ihr habt eine Menge gemeinsam.«
Bill rollte mit den Augen und reckte die Hände nach oben, bevor er sich umdrehte und mich fest in seine Arme nahm. »Ich sage nicht, dass ich andere Frauen nicht attraktiv finden könnte, Liebes, aber niemals, nicht in zehntausend Jahren könnte mich eine Frau wie Gina interessieren.«
Seine Stimme wurde sanfter. »Und wieso sollte ich mich nach Schönheit und Klugheit sehnen, wo ich das alles doch schon in dir vereint sehe, und noch viel mehr dazu?«
Jetzt versagte mir die Stimme, aber Bill verstand meine Antwort trotzdem sehr gut.
21
AM NÄCHSTEN MORGEN wurden Bill und ich von einem Klopfen an der Schlafzimmertür geweckt. Während Bill seinen Pyjama suchte, zog ich mir die Decke bis ans Kinn und blinzelte verschlafen zum Balkon hinaus. Das verschwommene graue Licht, das durch die Scheiben fiel, verriet mir, dass die Morgendämmerung eben erst begonnen hatte.
Schließlich fand Bill seine Pyjamahose unter dem Bett, er zog sie an und öffnete die Tür. Das rothaarige Dienstmädchen stand im Flur, einen Rollwagen neben sich.
»Ich bitte um Verzeihung, Sir«, sagte sie und wandte ihren Blick dabei höflich vom recht ansehnlichen Oberkörper meines Mannes ab.
»Aber um die morgendlichen Aufgaben schneller angehen zu können, hat Lord Elstyn Weisung gegeben, das Frühstück auf den Zimmern zu servieren. Er erwartet Sie und Mrs Willis in einer Stunde in seinem Arbeitszimmer.«
»Der Name meiner Frau lautet Mrs
Shepherd«, korrigierte Bill. »Aber danke für die Information. Wir werden da sein.«
Das Dienstmädchen stellte sich hinter den Wagen. »Darf ich …?«
»Das übernehme ich schon.« Bill zog den Wagen ins Zimmer, dankte dem Dienstmädchen und schloss die Tür. Er verschränkte die Arme über der nackten Brust und betrachtete nachdenklich die noch zugedeckten Speisen.
»Ich finde es schön, wenn einem das Frühstück aufs Zimmer gebracht
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