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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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vorbei?«
    »Wenn du mal komisch bist. Das geht ja meistens von allein weg. So, ich gehe jetzt Rasen mähen.«
    Charlotte wurde plötzlich unsicher, ob der Entschluss, Walter anzurufen, wirklich richtig gewesen war.
    Inge sah schweigend nach vorn und knipste unaufhörlich mit dem Verschluss ihrer Handtasche. Christine räusperte sich. Keine Reaktion. Nach weiteren fünf Minuten sagte sie: »Tante Inge! Du machst mich ganz kribbelig.«
    »Womit?«
    »Mit deiner Tasche.«
    »Ach so.« Inge schloss die Tasche und verschränkte ihre Finger um den Riemen. »Du bist aber auch nervös. Läuft es nicht so gut mit Johann?«
    »Was?«
    »Er ist doch ein sehr angenehmer Mensch. Ich weiß gar nicht, warum du ein Problem mit ihm hast.«
    Christine schaltete etwas zu ruppig in den fünften Gang. Inge sah sie tadelnd an. »Was denn? Hast du schlechte Laune?«
    »Nein«, Christine nahm den Fuß vom Gas, sie fuhr fast hundert, obwohl hier nur siebzig erlaubt waren, »habe ich nicht. Und ich habe auch kein Problem mit Johann, ich habe eines mit meiner Familie. Er muss doch langsam glauben, dass wir alle geisteskrank sind. Dabei bin ich mit ihm zwei Wochen hierhergekommen, um ihm gerade das Gegenteil zu beweisen. Ich dachte, es geht gut.«
    »Ja meinst du, ich habe mich extra überfallen lassen, damit mich dein neuer Freund für verrückt hält? Was glaubst du eigentlich?«
    Inge knipste ihre Tasche wieder auf und zu. Sie war sauer. Christine bekam sofort ein schlechtes Gewissen.
    »Nein, natürlich nicht. Ich finde es furchtbar, dass dir das passiert ist. Du kannst ja auch nichts dafür, dass Papa gleich wieder zur Hochform aufläuft. Und dann noch ...«, sie verschluckte den Namen Renate, schließlich war das Inges Freundin, »dann noch dieser ganze Wirbel. Im Krankenhaus und so. Ach, ist auch egal. Ich kann das nur nicht gut ab, wenn gestritten wird.«
    Inge sah ihre Nichte nachdenklich an. »Das hast du von deinem Vater. Als Kind ist er schon vor jeder Auseinandersetzung geflohen. Das konnte er noch nie, also vernünftig streiten, meine ich. Und genau deshalb gibt es auch immer wieder Missverständnisse. Er will, dass alles in Ordnung ist. Und er sucht ständig wilde Begründungen, wenn irgendwas nicht stimmt. Das kann ich nicht leiden.«
    »Na ja«, Christine hatte überhaupt keine Lust, über ihren Vater zu diskutieren, »du hast aber gerade Mama und mich angebrüllt, nicht deinen Bruder.«
    »Angebrüllt«, Inge schüttelte verständnislos den Kopf, »ich kann dich ja mal anbrüllen, damit du weißt, wie das ist. Vorhin habe ich nur sehr bestimmt meine Meinung gesagt. Kind, es ist doch ganz einfach: Ihr lasst mich in Ruhe einige Dinge erledigen, dann haben wir auch keinen Streit. Ich will den nämlich auch nicht.«
    »Und wann erzählst du uns was?«
    Inge lächelte. »Wenn es so weit ist. So, da sind wir ja schon.« Christine hatte neben Petras Auto geparkt. »Kommst du noch mit rein? Sag es keinem, aber irgendwie habe ich doch ein komisches Gefühl, wieder in das Apartment zu gehen.«
    Christine überfiel eine Welle der Zuneigung und der Reue. Ihre Tante hatte etwas Schreckliches erlebt, und sie stritten über Kinderkram. Wirklich eine tolle Familie. Christine beugte sich schnell vor und küsste Inge auf die Wange.
    »Entschuldigung«, sagte sie, »wir benehmen uns wirklich unmöglich. Natürlich komme ich noch mit rein.«
    Petra stand an der Tür und erwartete sie. »Ich habe euch kommen sehen. Wie geht es dir, Inge? Tut dir der Kopf noch weh?« Sie war ganz besorgt und hakte Inge sofort unter. »Du sollst dich doch bestimmt noch ein bisschen schonen, oder? Ich habe deine Sachen übrigens ins andere Apartment gebracht. Das linke, das neben meiner Wohnung, da ist der Balkon auch schöner. Das ist dir doch recht, oder? Im anderen ist das Fenster noch nicht repariert, und es muss ja auch nicht sein, dass du wieder da wohnst.« Inge warf Christine einen erleichterten Blick zu. »Ach, das wäre schon irgendwie gegangen. Ist ja nichts weiter passiert.«
    »Von wegen«, protestierte Petra, »mir ist immer noch schlecht, wenn ich nur daran denke. Das ist doch gruselig. Die Polizei will übrigens noch mit dir sprechen, sie wollen wissen, ob dir irgendetwas aufgefallen ist. Ich habe ihnen schon gesagt, dass du heute wieder zurückkommst, sie kommen gegen Abend vorbei.«
    »Das geht in Ordnung.« Inge nickte. »Ich kann ihnen nur leider nicht viel erzählen. Ich habe ja geschlafen und nur ein Geräusch gehört. Und danach bin ich gegen

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