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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Schmerztabletten einwerfe, solche Latschen kommen mir nicht ins Haus.« Sie schob sich noch die Sonnenbrille auf die Nase, dann machten sie sich auf den Weg.
    Bereits auf der Treppe, die am »Kliffkieker« zum Strand führte, kam Renate ins Straucheln. Inge hielt sie gerade noch am Ellenbogen fest, bevor sie ganz ihr Gleichgewicht verlieren konnte.
    »Gott, diese Holztreppen sind aber auch glatt.« Renate sah sich kurz um, vergewisserte sich, dass niemand ihren Beinahe-Sturz mitbekommen hatte. »Kurtaxe abzocken und die Leute dann auf den Strandübergängen umbringen. Das ist ja ganz clever. Du kannst mich loslassen, Inge, ich bin doch keine alte Frau. Hoffentlich ist dieses Geländer wenigstens nicht marode.«
    Mit der Hand am Treppenlauf stakste sie etwas ungelenk zum Strand runter, der Wind fuhr unter ihre weite Bluse und ließ einen Traum in Spitze vorblitzen. Inge war beeindruckt und dachte an ihr altes T-Shirt, das sie statt eines Unterhemdes unter dem Pulli trug. Sie sollte sich auch mal schöne  Wäsche kaufen. Von wegen zweckmäßig und waschbar bei sechzig Grad, damit war jetzt Schluss. In der Strandstraße gab es einen Dessousladen, da könnte sie nachher mal hingehen.
    Unten angekommen atmete Renate tief durch und schaute sich um. »Das sieht doch schön aus. Nach rechts oder links?«
    »Links.« Inge zeigte in die Richtung. »Dahinten ist die Westerländer Promenade. Kannst du denn hier laufen?«
    Renate stand schon schief, die Absätze gruben sich langsam in den Sand. Sie machte einen vorsichtigen Schritt, dann noch einen, und der Schuh blieb stecken. Kurz entschlossen zog sie die Pumps aus, schlug die Sohlen gegeneinander und stopfte sie in ihre überdimensionale Handtasche. Ihre Fußnägel waren schwarz lackiert.
    »Barfuß laufen ist sowieso gesund. Also los.«
    Zehn Minuten liefen sie schweigend am Wasser entlang. Dann holte Renate tief Luft.
    »Wolltest du mir nicht noch etwas erzählen?«
    »Was denn?«
    »Na, von deinem romantischen Kurzurlaub. Ich nehme ja an, dass der Blumenkavalier da etwas mit zu tun hat ...« Sie stupste Inge mit einem verschwörerischen Lächeln an. »Das muss man ihm lassen, knauserig ist der nicht, der Strauß hat ihn ganz schön was gekostet.«
    »Meine Reise hab ich erst mal aufgeschoben, habe ich doch schon gesagt, ich weiß noch gar nicht, wann ich fahre. Vielleicht mache ich das auch allein.« Inge biss sich auf die Zunge, sie wollte doch gar nicht so viel erzählen.
    »Du machst deine romantische Fahrt allein?« Renate war stehen geblieben. »Was soll das denn?«
    Inge wartete, bis sie wieder zu ihr aufgeschlossen hatte. »Du redest immer von einer romantischen Reise, ich habe das nie so bezeichnet. Das ist eher etwas ... Geschäftliches. Und überhaupt nicht spektakulär.« Zumindest nicht für dich, fügte sie in Gedanken hinzu. »Ja, aber ... das ist doch ein potentieller Liebhaber. Du hast dich mit ihm getroffen, außerdem hattest du so einen beseelten Blick, als du davon erzählt hast.«
    Inge wurde rot.
    »Siehst du, du wirst sogar rot. Ich kenne dich, meine Liebe, von wegen stilles Wasser. Und du kannst mir sagen, was du willst, ohne einen neuen Mann geht keine Frau zum Scheidungsanwalt, es sei denn, sie ist völlig verrückt. Und du warst bei einem.«
    »Ja, aber ...«, Inge versuchte, ohne viel zu lügen, Renates Interpretation eine andere Richtung zu geben, »Mark ist ... wie soll ich dir das bloß erklären? Es ist so, dass ...«
    Lächelnd hakte Renate sich bei Inge ein. »Liebchen, lass mal, ich bin eine erfahrene Frau und kenne das Leben. Wenn du im Moment noch nicht ins Detail gehen willst, weil das alles noch zu frisch ist, dann ist es ja in Ordnung. Weißt du, als ich dich in Bad Oeynhausen das erste Mal gesehen habe, da dachte ich, was ist das nur für eine unsichere Seele? Über vierzig Jahre verheiratet und nur noch ein Anhängsel ihres Mannes ...« Inge wollte empört widersprechen, Renate ließ ihr jedoch keine Chance. »Aber ich habe noch etwas in deinen Augen gesehen. Ja, habe ich gedacht, die Inge ist noch nicht fertig mit dem Leben, da kommt noch was nach. Und? Habe ich recht gehabt?«
    Sie sah Inge triumphierend an. Inge hielt dem Blick stand. »Ja, irgendwie hast du schon recht gehabt. Aber ich war nie ein Anhängsel von Walter.«
    »Nein, nein«, Renate tätschelte ihr den Arm, »sicher nicht. Aber ohne ihn ist es doch auch schön, oder?«
    Plötzlich schoss ein kleiner schwarz-weißer Hund von hinten zwischen ihnen durch, bellte kurz

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