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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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nicht sicher.«
    »Sag es mir, Lucille.«
    Ich drehte mich um, bis ich ihm gegenübersaß, weil ich ihm in die Augen schauen wollte. In Mickeys Augen konnte ich immer erkennen, wie es um ihn stand. Und ich kam zu dem Schluss, dass ich mir keinen besseren Moment wünschen konnte.
    »Schatz, ich bin schwanger.«
    Mickey lachte auf. »Na klar.«
    »Im Ernst, Mic. Ich bin schwanger.«
    Mickey blieb der Mund ein kleines Stück offen stehen. »Was?«
    »Ich bin schwanger.« Wir saßen uns so nahe gegenüber, dass ich durch seine Pupillen beinahe sehen konnte, wie diese drei Wörter in seinem Kopf herumirrten.
    »Ich … Das verstehe ich nicht.«
    Ich richtete mich auf, zog das über meine Brüste hochgeschobene T-Shirt herunter und sah meinem Mann ins Gesicht. »Ich auch nicht. Charlotte sagt, sie wüsste auch nicht genau, wie …« Ich zuckte mit den Schultern. »Aber ich bin schwanger.« Dann hielt ich den Atem an, während ich auf seine Reaktion wartete, wenn er es endlich begriff.
    Schließlich fragte er: »Bist du ganz sicher?«
    Ich nickte.
    »Was machen wir jetzt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wir bekommen ein Baby? Wirklich?«
    Ich nickte. Ich konnte ihm nicht ansehen, was er dachte, und das machte mich nervös. Langsam richtete er sich auf, ohne fortzuschauen. Er starrte mich lange nur an, dann umfasste er mein Gesicht mit seinen großen Händen und schüttelte den Kopf, als fände er einfach keine Worte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    Immer noch kopfschüttelnd fragte er: »Und bei dir?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Lucy, ich kann es kaum glauben.« Seine Stimme war nur mehr ein Flüstern.
    »Ich auch nicht.«
    »Ein Baby. Ein Kind. Ich meine, ich habe mir nie ernsthaft vorgestellt … Ich habe keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll.« Er legte meine Hand an seine Brust. Sein Herz hämmerte spürbar.
    »Ich weiß.«
    Pure Emotion lag in seinen Augen, als er begann, mein Gesicht mit Küssen zu bedecken. »Das ist aber nicht unbedingt etwas Schlechtes, oder?«
    Einen Moment lang riss seine Zärtlichkeit mich mit, doch seine Worte plumpsten in diesen Strom wie Steine. »Natürlich ist das schlecht. Aber es ist auch wunderschön. Was sollen wir jetzt tun?«
    »Ein Baby bekommen, nehme ich an.«
    »Wirklich? Mickey, hör auf, mich zu küssen.« Ich rückte von ihm ab. »Wir müssen ernsthaft darüber nachdenken. Erinnerst du dich daran, was in unserer Vereinbarung steht? An unsere Entscheidung, uns nicht fortzupflanzen? Weil wir so viel Schreckliches vererben würden? Wie können wir dann dieses Baby bekommen?«
    »Sieht so aus, als bliebe uns gar nichts anderes übrig, Lucille.«
    »Mickey …«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »So sind wir nicht.«
    Ich sank zusammen. »Ich weiß, aber, Mickey, wie können wir das tun?«
    »Wie könnten wir es
nicht
tun?« Auf einmal schien seine eigene Frage ihm alle Fragen zu beantworten. »Wie könnten wir es nicht bekommen, Lucy? Gut oder schlecht, richtig oder falsch, das ist unser Baby. Das ist es
jetzt
schon. Und alles wird gut. Dafür werden wir sorgen.«
    »Mickey, hör auf! Es wird nie so einfach sein. Nichts hat sich verändert. Denk doch nur daran, wo du die letzte Woche verbracht hast. Und ich … Ich war gerade bei der Kontrolluntersuchung. Meine Laborergebnisse sind noch nicht alle da – ich weiß, dass diesmal alles in Ordnung ist, aber dieses Damoklesschwert hängt über unseren Köpfen. Wir hatten gute Gründe für unseren Beschluss, keine Kinder zu bekommen.«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du bei deiner Ärztin warst?«
    »Ich sage es dir jetzt.«
    Mickey beäugte mich skeptisch.
    »Liebling, das war nur meine Routineuntersuchung. Du warst in der Klinik. Ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst. Ich erzähle es dir doch jetzt, alles, was ich weiß. Ich bin schwanger und ziemlich angespannt deswegen, weil das bei uns nicht so einfach ist.«
    Mickey nickte. »Das verstehe ich, Lucy. Und du hast recht. Es wird nie einfach sein. Aber irgendwie hat es doch bisher auch funktioniert.«
    »Mickey …«
    »Psst. Wir haben etwas unternommen, um das zu verhindern. Aber es ist trotzdem so gekommen. Sagt dir das nicht auch etwas?«
    »Was? Was soll mir das sagen?«
    »Dass dieses Baby Schicksal ist.«
    »Ach, Mickey.«
    »Das ist mein Ernst, Lu. Dieses Baby, unser Baby, soll einfach sein. Nach so langer Zeit glaube ich nicht an einen dummen Zufall.«
    Es machte mich wütend, dass Mickey mich allmählich überzeugte. Aber ich wollte ja auch

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