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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Zeit und warte ab. Du wirst eine große Hexe mit ihr zeugen.«
    »Und sie?«
    »Die größte von allen«, sagte er mit hörbarer Stimme und seufzte. »Außer man zählte Julien mit«.
     
    Michael, das war mein größter Triumph. Ich habe erfahren, was ich Ihnen jetzt erzählt habe: seinen Namen, seine Geschichte, daß er von unserem Blute war – aber mehr habe ich nie herausfinden können!
    Ashlar – es hing alles mit diesem Namen zusammen. Aber war der Dämon Ashlar, und wenn ja, welcher der vielen Ashlars, die in den Büchern des alten Mannes Erwähnung fanden? Der erste, oder einer von denen, die nach ihm kamen?
    Am nächsten Morgen verließ ich Edinburgh und hinterließ nur eine kurze Nachricht für Mary Beth; ich reiste nordwärts nach Donnelaith, von Darkirk an wieder zu Pferde. Ich war zu alt, um diese Reise allein zu unternehmen, aber meine Entdeckungen trieben mich zur Raserei.
    Wieder durchforschte ich die Kathedrale im Schein der kühlen Hochlandsonne, deren Strahlen wunderschön durch die Wolken drangen, und dann ging ich hinaus zum Steinkreis und blieb dort stehen.
    Ich rief ihn an. Ich verfluchte ihn. Ich befahl ihm: »Fahre zurück in die Hölle, St. Ashlar! Denn das ist dein Name, und das bist du: ein Mann mit zwei Beinen, der angebetet werden wollte, und in deinem Stolz hast du überlebt, ein böser Dämon, der uns quält.«
    Meine Stimme hallte ins Glen hinaus. Aber ich war allein. Er würdigte mich nicht einmal einer Antwort. Doch dann, während ich noch im Steinkreis stand, verspürte ich plötzlich diese furchtbare Benommenheit, als hätte ich einen Schlag erhalten, und das bedeutete, daß das Wesen in mich fahren wollte.
    »Nein, du sollst zurück in die Hölle!« schrie ich, aber ich stürzte schon ins Gras. Die Welt war zu einem Wind geworden, der in meinen Ohren toste und alle klaren Umrisse und Orientierungspunkte mit sich forttrug.
    Es war Nacht, als ich erwachte. Ich war zerschlagen. Meine Kleider waren zerrissen. Das Ding hatte in mir gewütet, und das ausgerechnet hier.
    Einen Augenblick lang fürchtete ich um mein Leben, während ich so im Dunkeln kauerte, ohne zu wissen, wohin mein Pferd gelaufen war oder wie ich aus diesem furchtbaren Spuktal hinauskommen sollte. Schließlich kam ich taumelnd auf die Beine und merkte, daß ein Mann mich bei den Schultern hielt.
    Er war’s, schon wieder stark, schon wieder stofflich, der mich im Dunkeln führte; sein Gesicht war dicht neben meinem. Wir gingen auf die Burg zu. Er war so real, daß ich das Leder seines Wamses riechen konnte; ich roch das Gras, das an ihm hing, und den Duft des Waldes, der ihn umgab. Er verschwand, und ich taumelte allein weiter, aber gleich war er wieder da und half mir.
    Endlich gelangten wir durch eine eingestürzte Tür in die große Halle, und dort fiel ich zu Boden und schlief ein, zu erschöpft, um noch weiterzugehen. Er saß im Dunkeln, ein Nebelstreif; ab und zu verfestigte er sich, und manchmal war er nur da und umhüllte mich.
    In nackter Erschöpfung und Verzweiflung sagte ich: »Lasher, was tu ich nur? Und was wirst du am Ende tun?«
    »Leben, Julien. Mehr will ich nicht. Leben. Wieder ins Licht hinauskommen. Ich bin nicht, was du denkst. Ich bin nicht, was du dir vorstellst. Sieh dir deine Erinnerungen an. Der Heilige ist in der Fensterscheibe, nicht wahr? Aber wie könnte ich der Heilige sein, wenn ich ihn in der Scheibe sehen konnte? Ich habe den Heiligen nie gekannt; der Heilige war mein Untergang!«
    Ich hatte den Heiligen im Fenster nie gesehen. Ich hatte nur die Farben gesehen, aber jetzt, als ich hier auf dem Boden lag, erinnerte ich mich wieder an die Kirche, ich war dort, in einer früheren Zeit, und ich hatte eine vertraute Erinnerung daran, wie ich in jener Zeit in das Querschiff gegangen war und die Kapelle des Heiligen betreten hatte – und jawohl, da prangte er in dem prächtigen Glas, und die Sonne strahlte durch sein Bildnis, der Krieger-Priester, langhaarig, bärtig. St. Ashlar, der die Ungeheuer unter seinem Fuß zermalmte. St. Ashlar.
    Und unversehens sagte ich in dieser alten Zeit, in tiefster Seele verzweifelt: St. Ashlar, wie kann ich dieses Ding sein? Hilf mir. Gott helfe mir. Sie brachten mich fort. Vor welcher Wahl hatte ich gestanden?
    Solche Sehnsucht, solcher Schmerz!
    Ich wurde ohnmächtig. Alles Bewußtsein verließ mich. Nie wieder sollte ich dem Dämon so nahe sein wie in jenem Augenblick, da ich in seinem Fleische in der Kathedrale stand. St. Ashlar! Ich hörte sogar

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