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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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redeten davon. Rowan ist die geschickteste und beste Chirurgin, die ich je ausgebildet habe.«
    »Das glaube ich Ihnen gern. Hat sie Ihnen denn etwas über die Proben gesagt, als sie mit Ihnen sprach? Sie haben g e sagt, sie hat aus Genf angerufen, und zwar am zwölften F e bruar.«
    »Ich sagte doch, ich möchte darüber nur mit Ryan sprechen, mit ihren nächsten Verwandten. Und mit dem Ehemann.«
    »Die Proben dürften alle im Keplinger Institute sehr verblüfft haben«, meinte Lightner. »Ich wünschte, Sie wollten mir in all seinen Konsequenzen berichten, was es mit den Proben auf sich hat, die Rowan Ihnen geschickt hat. Ich will Ihnen erkl ä ren, weshalb es mich interessiert. War Rowan selbst bei schlechter Gesundheit, als sie mit Ihnen sprach? Hat sie Ihnen medizinisches Material geschickt, das sie selbst betraf?«
    »Ja, sie hat Blut- und Gewebeproben von sich selbst geschickt, aber es weist nichts darauf hin, daß sie krank ist.«
    »Nur verändert.«
    »Ja, das kann man wohl sagen. Verändert. Da haben Sie recht.«
    Lightner nickte. Er schaute wieder zum Fenster hinaus; was draußen vorbeizog, sah aus wie ein großer, weitläufiger Friedhof voll kleiner Marmorhäuschen mit spitzen Dächern. Der Wagen flog durch den spärlichen Verkehr. Hier schien so viel Platz zu sein. So viel Ruhe. Alles sah irgendwie schmuddelig aus, ja, heruntergekommen. Aber Lark gefiel die offene Landschaft, das Gefühl, nicht von einem Verkehrsstau in den nächsten zu geraten, wie es zu Hause immer war.
    »Lightner, ich bin hier in einer wirklich schwierigen Lage«, sa g te er. »Ob Sie nun ihr Freund sind oder nicht.«
    Sie fuhren bereits von der Autobahn ab und glitten an einem alten Backsteinkirchturm vorbei, der scheinbar gefährlich nah an der hinunterführenden Abfahrt stand. Lark verspürte E r leichterung, als sie unten auf der Straße angelangt waren, so schäbig sie auch aussah. Auch hier gefiel ihm das Gefühl von Geräumigkeit in allem, wenngleich es ein bißchen gottverla s sen wirkte. Die Dinge bewegten sich hier nur langsam. Der Süden. Eine kleine Stadt.
    »Ich weiß das alles, Dr. Larkin«, sagte Lightner. »Und ich ve r stehe es. Ich weiß, was Vertraulichkeit und medizinische Ethik ist. Ich weiß, was anständiges Benehmen ist. Die Leute hier wissen es alle. Wir brauchen jetzt nicht über Rowan zu spr e chen, wenn Sie nicht wollen. Lassen Sie uns im Hotel frü h stücken, ja? Vielleicht möchten Sie auch erst etwas schlafen. Wir können uns später in der First Street treffen. Es ist nur ein paar Straßen weit entfernt. Die Familie hat alles für Sie arra n giert.«
    »Wissen Sie, es ist wirklich sehr, sehr ernst«, sagte Lark plöt z lich. Der Wagen hatte angehalten. Sie standen vor einem kle i nen Hotel mit schicken blauen Markisen. Ein Page stand bereit, um die Wagentür aufzuhalten.
    »Selbstverständlich«, sagte Aaron Lightner. »Aber es ist auch sehr einfach. Rowan hat dieses sonderbare Kind zur Welt gebracht. Ja, wie wir beide wissen, ist es überhaupt kein Kind. Es ist der männliche Begleiter, den man mit ihr in Schottland gesehen hat. Wir wollen jetzt wissen: Kann er sich fortpfla n zen? Kann er sich mit seiner Mutter oder mit anderen mensc h lichen Wesen fruchtbar paaren? Die Fortpflanzung ist das einzige wirkliche Interesse der Evolution, nicht wahr? Wenn er eine schlichte, einmalige Mutation wäre, etwas, das durch die Einwirkung äußerer Kräfte entstanden ist – durch Strahlung etwa, oder durch irgendeine Art von telekinetischer Fähigkeit -, nun, dann wären wir nicht so besorgt, nicht wahr? Wir würden ihn vielleicht nur ausfindig machen und feststellen, ob Rowan aus freien Stücken bei ihm bleibt oder nicht, und dann würden wir ihn… erschießen. Vielleicht.«
    »Sie wissen schon alles, nicht wahr?«
    »Nein, nicht alles. Das ist das Beunruhigende daran. Aber eins weiß ich. Wenn Rowan diese Proben geschickt hat, dann, weil sie befürchtet, daß dieses Ding sich fortpflanzen könnte. La s sen Sie uns hineingehen, ja? Ich würde gern die Familie anr u fen und mich erkundigen, was in Destin passiert ist. Und ich möchte wegen Stolov die Talamasca anrufen. Ich habe hier auch ein Zimmer, wissen Sie. Man könnte sagendes ist mein Hauptquartier hier in New Orleans.«

 
8

    Es war nicht ihre Art, etwas zu sagen, wenn sie das Telefon abnahm. Sie nahm einfach den Hörer ab und hielt ihn ans Ohr, und wenn dann jemand etwas sagte, den sie kannte, dann würde sie vielleicht antworten.
    Ryan wußte das.

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