Tanz der Hexen
»Sie lebt. Sie ist in Gefahr. Dieses Wesen hält sie gefangen«, flüsterte er.
»Das Material taugt nicht viel«, sagte Ryan. »Vor Gericht hätte es keinen Bestand. Wir stellen Schlußfolgerungen auf. Die Sache mit den gefälschten Schecks ist etwas völlig anderes. Sie machen es unerläßlich, daß seitens der Vermögensve r wa l tung etwas unternommen wird.«
»Die gerichtsmedizinischen Befunde sind rätselhaft«, sagte Aaron.
»Ja, das ist eine ärgerlich trübe Brühe«, sagte Pierce. »Wir haben Proben der hier gesicherten Blutspuren an zwei ve r schiedene genetische Institute geschickt, und beide wollten uns keine klare Antwort geben.«
»Sie geben durchaus eine Antwort«, sagte Aaron. »Sie sagen, die Proben müßten verunreinigt oder manipuliert worden sein, weil sie auf eine nichtmenschliche Primatenspezies hinweisen, die sie nicht identifizieren können.«
Michael lächelte bitter.
»Aber was sagt dieser Dr. Larkin? Rowan hat ihm ihr Probenmaterial direkt zugeschickt. Was weiß er? Was hat sie am T e lefon zu ihm gesagt? Ich muß alles wissen.«
»Rowan war erregt«, sagte Pierce. »Sie befürchtete, das Gespräch könne unterbrochen werden. Und sie war verzweifelt bemüht, sicherzustellen, daß Larkin das Material tatsächlich erhielt und ins Keplinger Institute brachte. Die ganze Sache hat Larkin sehr beunruhigt. Deshalb kooperiert er mit uns. Er ist Rowan treu ergeben und will ihr Vertrauen nicht mißbra u chen, aber er teilt unsere Sorge um sie.«
»Dieser Dr. Larkin ist hier«, sagte Michael. »Ich habe ihn bei der Beerdigung gesehen.«
»Ja, er ist hier«, bestätigte Ryan. »Aber er möchte nicht über das medizinische Material reden, das im Keplinger Institute untersucht wurde.«
»Aus dem, was der Doktor bereit ist zu sagen«, fügte Aaron leise hinzu, »kann man schließen, daß er über umfangreiches Probenmaterial von dieser Kreatur verfügt.«
»Kreatur…«, sagte Ryan. »Schon sind wir wieder im Reich der Fantasie.« Er war wütend. »Wir wissen nicht, ob dieser Mann eine Kreatur ist oder ein… subhumanes Wesen oder sonst etwas. Und wir wissen nicht, wie der Mann heißt. Wir wissen, daß er freundlich, gebildet und intelligent ist, daß er schnell und mit amerikanischem Tonfall spricht. Die Leute, die in Do n nelaith mit ihm gesprochen haben, fanden ihn interessant.«
»Was, um alles in der Welt, hat das mit alldem zu tun?« fragte Pierce. »Dad, um Himmels willen…«
Michael fiel ihm ins Wort. »Was hat Rowan Dr. Larkin geschickt? Und was hat man im Keplinger Institute festgestellt?«
»Nun, das ist es ja«, sagte Aaron. »Er will uns keinen vollständigen Bericht geben. Aber Ihnen vielleicht doch. Er will Sie sprechen. Und er will Sie genetisch untersuchen.«
Michael lächelte. »Will er das?«
»Du hast ganz recht, wenn du darauf mißtrauisch reagierst«, meinte Ryan. Er schien zwischen wütender Ungeduld und Erschöpfung hin und her zu schwanken. »Man ist schon öfter wegen genetischer Untersuchungen an uns herangetreten. Man nimmt uns als geschlossene Gruppe wahr. Wir willigen niemals ein.«
»Wie die Mormonen oder die Amish«, sagte Michael.
»Genau«, sagte Ryan. »Und es gibt zahlreiche ausgezeichnete juristische Gründe, diese Art von Untersuchungen nicht zuzulassen. Was hat das überhaupt mit der Familie Curry zu tun?«
»Ich glaube, wir kommen vom Thema ab«, sagte Aaron und schaute Michael vielsagend an. »Ganz gleich, wie wir diesen Begleiter Rowans nennen, er ist aus Fleisch und Blut und wird offenbar für einen Menschen gehalten.«
»Hören Sie eigentlich selbst, was Sie da reden?« rief Ryan sichtlich erbost.
»Aber natürlich«, antwortete Aaron.
»Ich möchte das medizinische Beweismaterial selbst sehen«, erklärte Ryan.
»Wie willst du es denn interpretieren können?« fragte Pierce.
»Halt den Mund«, erwiderte Ryan.
»Dad, wir müssen darüber reden.«
Michael hob die Hand, um Ruhe herzustellen. »Wißt ihr, die medizinischen Befunde werden überhaupt nichts klären. Ich habe ihn gesehen. Ich habe mit ihm gesprochen.«
Es war still im Zimmer.
Michael begriff, daß er der Familie gegenüber zum ersten Mal so etwas geäußert hatte, seit der Zwischenfall sich ereignet hatte. Niemals, niemals hatte er Ryan oder Pierce und schon gar nicht einem anderen Mayfair erzählt, was am Wei h nachtstag passiert war. Unversehens warf er einen Blick zu Mona hinüber. Und dann richtete sich sein Blick auf den Mann, dem er die ganze Geschichte erzählt
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