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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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von Stay More um Recht und Ordnung kümmern.«
    »GUTE IDEE«, sagt Doc. »DEINE UHR IST SOWIESO STEHENGEBLIEBEN.«
    »Ja«, sagt Sam, »ich weiß.« Doc fragt sich, woher er es weiß. Hat es ihm jemand erzählt? Er kann das Schlagen der Uhr doch nicht hören, oder vielmehr kann er das Nichtschlagen der Uhr nicht hören, was noch viel schwerer zu hören ist als das Schlagen der Uhr. »Wir sitzen im Präsens fest«, setzt Sam hinzu.
    »Das denke ich auch«, pflichtet Doc ihm bei. »Aber vielleicht nicht für immer. Vielleicht werden der Mann und die Frau zurückkommen.« Er bemerkt, daß er seine Stimme nicht gehoben hat, daß er seine Worte verschwendet hat. Er setzt an, seine Worte zu wiederholen: »DAS DENKE ICH –«, aber Sam unterbricht ihn.
    »Dem Präsens ist nicht dadurch abzuhelfen, daß die Uhr wieder in Gang gesetzt oder zurückgeholt wird, was verloren ist. Das Präsens ruft immer eine erwartungsvolle Stimmung hervor. Aber vielleicht dauert die Erwartung manchmal für immer.«
    »Freddy, hörst du gut zu?« fragt Doc seinen Schüler. »Das ist lupenreine, wahre Philosophie, und Junker Sam wird unser Philosoph werden. Wir haben genug von Predigern und Religion gehabt. Jetzt werden wir uns ein bißchen der Philosophie widmen!«
    Doc wünscht, er könnte sich als Diakon melden, welche Kirche auch immer Sam zu gründen beabsichtigt.
    »Werden der Mann und die Frau zurückkommen?« möchte Freddy von dem neuen Philosophen wissen.
    »Du mußt lauter fragen«, sagt Doc zu Freddy. »Sprich laut, damit er dich hören kann.«
    »Ja, Mann und Frau werden immer zurückkommen«, sagt Sam, ohne abzuwarten, daß Freddy seine Worte wiederholt. »Aber das ist im Futur gesprochen.« Dann, als er bemerkt, daß Doc erstaunt aussieht, weil er hören kann, setzt er hinzu: »Wissen Sie, Doc, dieses Schmierfett von der Aufhängung einer Glocke, die vor kurzem geläutet wurde, wirkt tatsächlich.«
     

Sechstes Stadium: Der Bekehrte
     
    36.
    Obwohl sie nicht richtig zusammen schlafen, ziehen sich Tish und Archy für die Tagesstunden gemeinsam in den Frisiertisch in Sharons Badezimmer zurück, wo sie sich vor dem Zorn Junker Hanks verbergen, der die drei Diakone aus dem Parthenon vertrieben, Chidiock Tichborne vom einen Ende des Hauses zum anderen gejagt hat, ohne ihn zu erwischen, und Archy mitgeteilt hat, daß er und seine »Braut« gerne den Tag über bleiben dürften, bei Sonnenuntergang das Grundstück aber zu verlassen hätten. Tish hat versucht, dem Junker klarzumachen, daß sie und Archy nicht wirklich verheiratet sind und sie ins Heilige Haus zurückkehren will, um Sam und ihren guten Freund Hämmann zu suchen, aber Junker Hank hat in seiner üblen Laune kein Wort von dem gehört, was sie gesagt hat. Jetzt, nicht ohne daß sie zuerst einen Jungvermählten-Streit hatten, der sie praktisch einander entfremdet und Tish in Tränen aufgelöst zurückgelassen hat, versuchen sie und Archy, in dieser Frisierkommode zu schlafen, und wenigstens Archy ist schließlich in einen unruhigen Schlaf gesunken. Archy hat seine Absicht kundgetan, ihre Heirat für ungültig erklären zu lassen, sobald er den Fall dem Friedensrichter, das heißt Doc Swain, vortragen kann. Sobald ihre Ehe gelöst ist, beabsichtigt Archy, allein zum Mount Staymore oder in die Welt dahinter aufzubrechen. Tish mitzunehmen war sein innigster Wunsch, aber ein Mädchen, das keine Jungfrau mehr ist, will er nicht einmal als Reisebegleiterin. Jetzt empfindet er keine Liebe mehr für sie. »Ich würde dir keine Murmel geben, und wenn du darum betteln würdest!« hat er erklärt.
    War es ein Fehler gewesen, ihm von ihrer kurzen Affäre mit Junker Sam zu erzählen? Er hatte die ganze Wahrheit zu wissen verlangt; sie hatte keine Wahl gehabt, aber nicht gewagt, ihm von ihrem Osterei zu erzählen. Sie hatte erklären müssen, woher sie die Namen all der Schätze in Sams Speisekammer kannte. Archy hatte bereits geahnt, daß zwischen Sam und Tish etwas vor sich ging, der Art nach zu schließen, wie Sam ihr das Leben gerettet, und den Mann beim Abfeuern einer Kugel auf sie gestört hatte, woraus dann schließlich dieser ganze Aufruhr in Stay More entstanden war. Archy hatte sich während der Nächte, da sie etwas für den Mann zu tun versuchten, sogar mit Sam angefreundet, und obwohl Sam Archy nichts von seinen Gefühlen für Tish erzählt hatte, hatte Archy doch geahnt, daß zwischen ihnen etwas »Amouröses« bestand. Tish mußte nur gestehen, was Archy bereits vermutete,

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