Tanz der Kakerlaken
ein. »So 'n Fuzzi, wo versucht hat, mir die Spitze von mein Schwanz abzubeißen.«
»Das war nicht So N. Fuzzi!« sagte Tish. »Das war Doc Swain.«
»Häh? Hömma, Süße, et war en Fuzzi, wo mir innen Schwanz gebissen hat! Wie finzat? Abba ich wollt dat Viech nich essen, ich wollt ihm nur orntlich Schiß einjagen, wennch so saachen daaf.«
Tish gähnte von neuem und sagte: »Na schön.« Sie scheuchte alle ihre Brüder und Schwestern ins Bett. »Heut nacht haben wir einen langen Weg vor uns. Wir können mit diesem Klotz nicht zurück flußaufwärts schwimmen, deshalb werden wir laufen müssen.« Sie sagte diese Worte zu ihren Geschwistern, aber laut genug, daß Hämmann sie hören konnte, und dann sagte sie zu Hämmann: »Wenn wir nicht mehr hier sind, wenn du aufwachst, kannst du unser Haus haben. Wir werden's nicht mehr brauchen.«
»Wattis los, Pisselken? Kannze meine Visage v'leich nich ab? Lammich mitkommen, äh? Lammich vorher bloß ne Runde poofen, okay? Dann könn wat bequatschen. Gimmir ne Schangs, äh? Ich bin vielleicht kein Typ, wo gleich Kumpel is mit alle Welt, abba gimmir ne Schangs, okay, kleen Dröppken …?«
Immer noch vor sich hin brabbelnd dämmerte der Mäuserich ins Reich der Träume hinüber.
28.
Der Parthenon übertraf seine wildesten Fantasien, dachte Chid, und dabei hatte er bisher bloß die Kochstatt gesehen. (Wann würde Josie ihm endlich etwas von diesem Erdbeerkuchen anbieten? Wenn sie ihn nicht bald zu einer Kostprobe einlud, müßte er womöglich deutlich werden und sie darum bitten.) Der Parthenon war ein Himmel auf Erden; nein, er war nicht einmal irdisch, er war das Reich der Seligen, das gelobte Land, die Überwelt. Er übertraf seine enthusiastischsten Predigten. Er war ein Palast im Himmel, das Hiernach im Diesseits.
Chid wurde sich bewußt, daß er sabberte. Er warf seinen Diakonen einen Blick zu, und auch sie sabberten. Der lange Marsch vom Heiligen Haus zum Parthenon, bei dem sie unterwegs auch noch schwimmen mußten, hätte jedem genug Appetit gemacht, einen ganzen Laib Brot zu essen. Und der Parthenon war, verglichen mit dem Heiligen Haus, ein Muster an Reinlichkeit; es gab keinen Schmutz, keinen Kram, der rumlag, keinen Fettfleck, keinen Staub oder Dreck, der einen zwang, sich öfter als nötig zu waschen. Chid dachte, wenn er hier lebte, käme er wahrscheinlich mit zwei Bädern pro Tag aus.
Die drei sabbernden Diakone, die Brüder Sizemore, Ledbetter und Stapleton, repräsentierten nur die Hälfte des Trupps, der vom Heiligen Haus zu der Expedition zum Parthenon aufgebrochen war; die drei anderen Diakone waren auf der gefahrvollen Reise ertrunken. Es hatte Momente gegeben, in denen selbst Chid gezweifelt hatte, daß er sich würde über Wasser halten können, Momente, in denen er gebetet hatte, nicht zu dem nutzlosen Mann und auch nicht zu der Frau, zu der er auf dem Weg war, sondern zu Gott, Chids privatem Tröster und Erlöser. Die Tatsache, daß er überlebt hatte und jetzt heil und östlich im Paradies des Parthenon stand, schien ihm ein Hinweis darauf, daß es wirklich einen Gott gab, der sich um sein Wohlergehen kümmerte.
»Josie«, sagte er in demselben verführerischen Tonfall, mit dem er sie vor fast einem Jahr dazu überredet hatte, sein Affy-Dizzy zu kosten, »meinst du, es bestünde vielleicht die Möglichkeit, daß wir einen oder zwei Happen von diesem Erdbeerkuchen da angeboten kriegen könnten?«
»Hach, wie konnte ich nur?!« rief Josie aus, indem sie sich mit ihrer Schnüffelrute selbst ins Gesicht schlug. »Bin ich nicht unmöglich? Jetzt bin ich doch und hab glatt meine Manieren vergessen! Bedient Euch, Hochwürden, und nehmt, soviel Ihr wollt.«
Chid nahm den Erdbeerkuchen in Angriff und machte ihm mit Hilfe der drei Diakone augenblicklich den Garaus. Sein Magen hörte auf, zu rumoren und Protestgeschrei von sich zu geben. Chid war Josie so dankbar, daß er beschloß, sie zu verschonen, wenn er ihren Gatten exekutierte.
An diesen wandte er sich jetzt und bemerkte: »Nun, Junker John, wie es scheint, seid Ihr doch nicht hin und verwestert, was? Wie kommt das denn? Ich habe Eure Seele bereits unserm Herrn und Heiland empfohlen.«
»Nu, tausend Dank auch, Hochwürden, ich weiß es zu schätzen«, erwiderte Junker John, »aber was passiert ist, ist, daß alles ganz anders gekommen ist! Ich bin überhaupt nicht ertrunken in dieser Bierdose, und sie hat mich auch nicht gewestert, als sie auf den Boden schlug, wie alle Welt
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