Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz im Dunkel

Tanz im Dunkel

Titel: Tanz im Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
Dächer getragen und ihn in einer Gasse drei Häuserblocks weiter weg abgeladen. David hat ihn nicht gebissen. Nur geschlagen – ein Mal.”
    Rue wusste, dass keiner daran dachte, die Polizei zu verständigen. Und sie war sich nur allzu sehr bewusst, dass Gerechtigkeit in diesem Fall kaum zu erwarten war.
    “Seine Wunde würde sich rascher schließen, wenn er echtes Blut bekäme, oder?”, fragte sie über die Schulter. Und nach kurzem Zögern: “Soll ich ihm ein bisschen geben?” Sie bemühte sich, ihre Stimme ruhig klingen zu lassen. Mit David, der sehr kräftig gebaut und groß war, hatte sie bisher kaum zehn Worte gewechselt. Er hatte langes, krauses Haar und einen Goldring im Ohr. Von Megan und Julie wusste sie, dass David oft als Stripper für Junggesellinnen-Abschiede und, zusammen mit Hallie, von Privatclubs engagiert wurde. In ihrem früheren Leben hätte Rue längst das Weite vor ihm gesucht. Doch nun schob sie sich den Ärmel ihres Pullis hinauf, damit ihr Handgelenk frei lag.
    “Nein”, sagte Sean mit großer Entschiedenheit und zog den Ärmel wieder hinunter. Rue sah ihn verwirrt und mit zusammengekniffenem Mund an. Okay, sie war vielleicht ein klitzekleines bisschen erleichtert … Doch Sean hatte absolut kein Recht, ihr Vorschriften zu machen.
    Hallie war aus dem Badezimmer zurück und sah nun viel frischer aus. “Lass Sean ihm sein Blut geben, Rue”, sagte sie, da sie Rues Gesichtsausdruck richtig gedeutet hatte. “Ihn schwächt es im Gegensatz zu dir nicht. Wenn Sean nicht will, mache ich es.”
    David, der das Gespräch zumindest am Rande mitbekommen hatte, protestierte. “Nein, Hallie. Ich habe dich diese Woche schon drei Mal gebissen.” David hatte einen starken – vermutlich israelischen – Akzent.
    Ohne sich auf weitere Diskussionen einzulassen, kniete Sean sich kurzerhand neben das Bett und hielt ihm die Innenseite seines Handgelenks hin. David griff mit beiden Händen nach Seans Arm und biss zu. Ein leichtes Zucken um Seans Mund war das einzige Anzeichen, dass er das Eindringen der Fangzähne gespürt hatte. Alle sahen zu, wie David an Seans Handgelenk saugte.
    “Sean, du bist mir ja vielleicht einer, alter Junge! Machst zu so später Stunde noch Damenbesuche?” Thompsons Versuch, einen irischen Akzent zu imitieren, war kläglich. Dann entdeckte er die leere Flasche Tru Blood neben der Spüle. “Und die Dame war auf deinen Besuch bestens vorbereitet, wie man sieht.”
    “Ach, halt die Klappe, Thompson.” Rue war zu müde, um höflich zu sein. “Sobald Sean mit seiner, äh, Spende fertig ist, könnt ihr alle gehen – bis auf David. Er kann sich hier noch ein wenig ausruhen, bis er sich wieder besser fühlt.”
    Nach ein paar Minuten ließ David Seans Arm los, und Sean zog seinen Ärmel übers Handgelenk. Dann nahm er bedächtig seine Jacke und legte sie vorsichtig über seinen Arm.
    “Gute Nacht, Süße.” Er gab ihr einen schnellen Kuss auf die Wange. “Wirf David in ein paar Stunden raus. Bis dahin hat er sich erholt.”
    “Ich bleibe”, sagte Hallie. “Immerhin ist er meinetwegen verletzt.”
    Sean wirkte erleichtert, während Thompson ziemlich sauer aussah. “Dann haue ich jetzt mal ab”, sagte er.
    Hallie bedankte sich sehr herzlich dafür, dass er ihr mit David geholfen hatte. Thompson winkte unerwartet großzügig ab. “Nicht der Rede wert.”
    “Wir trainieren Sonntagabend”, sagte Sean, der seine Hand bereits auf dem Türknauf hatte, zu Rue. “Kannst du um acht da sein?” Er hatte für Sonntagabend Pläne geschmiedet, während David Blut aus seinem Handgelenk gesaugt hatte.
    “Oh, ich habe vergessen, euch etwas zu sagen”, sagte Thompson. “Sylvia hat mir eine Nachricht auf dem Handy hinterlassen. Wir haben am Sonntag um 19 Uhr eine Mitarbeiterbesprechung.” Um sieben Uhr abends wurde es dunkel, und somit konnten die Vampire an dem Meeting teilnehmen.
    “Dann sehen wir uns dort, Rue”, sagte Sean. “Und wir können anschließend trainieren.”
    “In Ordnung”, antwortete Rue nach einigem Zögern.
    Thompson verabschiedete sich. “Gute Nacht, Rue, gute Nacht, Hallie. Gute Besserung, David.”
    “Gute Nacht euch allen.” Rue machte hinter den beiden die Tür zu. Sie gab David die Flasche synthetisches Blut, die sie noch übrig hatte, und setzte sich in den Stuhl, während Hallie sich zu David aufs Bett setzte. Er trank. Rue versuchte tapfer, wach zu bleiben, doch als sie ihre Augen öffnete, merkte sie, dass Stunden vergangen sein mussten. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher