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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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osteuropäischem Akzent.
    »Ich versuche, etwas über eine Frau herauszufinden, die vielleicht, vielleicht aber auch nicht bis vor kurzem eine Bewohnerin Ihres Heimes war.«
    »Wie ist ihr Name?«
    »Entweder Turlington, Turgov, Turek oder Turofsky. Jedenfalls irgendwas, das mit Tur anfängt. Hallo?«, fragt sie, als eine Antwort ausbleibt.
    »Soll das Witz sein?«
    »Nein, glauben Sie mir. Das ist kein Witz.«
    »Wer spricht da, bitte?«
    »Hören Sie. Ich weiß, dass das eine ziemlich seltsame Anfrage ist, aber es ist wirklich wichtig. Wenn Sie mir bitte einfach sagen könnten, ob bei Ihnen eine Frau gewohnt hat, die in den letzten vier bis sechs Wochen gestorben ist und entweder Turlington oder Turgov oder …«
    Die Verbindung ist unterbrochen worden.
    »Na, das kann ja heiter werden.« Amanda atmet tief durch, bevor sie die nächste Nummer auf der Liste wählt.
    Und dann die übernächste, und die danach und die danach.

26
    »Ihr Name war Rose Turek, und sie ist am 31. Januar im Alter von 92 Jahren an Herzversagen gestorben«, verkündet Amanda, als sie am Nachmittag desselben Tages um Punkt zwei Uhr in Bens Kanzlei im 24. Stock des Royal Bank Tower schlendert. Ihr Ton ist forsch, beinahe unbekümmert, woran sie seit Verlassen der Bibliothek gearbeitet hat. Der Ton will sagen: Gestern Abend ist nichts, was irgendwelche Folgen hätte, passiert. Er will sagen: Mach dir meinetwegen keine Sorgen – ich bin weder gekränkt noch verletzt. Er will sagen: Business as usual.
    Ben springt hinter seiner Schreibtisch auf und schmeißt dabei die Akte herunter, an der er gearbeitet hat. »Wovon redest du überhaupt?«
    »Rose Turek, Mutter von Rodney Turek, alias Turk. Meinst du, ich könnte deine Sekretärin bitten, mir einen Kaffee zu bringen, bevor wir zu meiner Mutter aufbrechen?«
    Ben sieht aus wie vom Donner gerührt. »Sandy«, ruft er durch die offene Tür. »Können Sie Miss Travis eine Tasse Kaffee bringen, bitte. Mit Milch und Zucker.«
    »Selbstverständlich«, ruft Sandy zurück.
    »Willst du mir vielleicht erklären, was hier los ist?« Ben weist auf den Stuhl vor seinem roten Eichenholzschreibtisch.
    Amanda lässt sich auf dem Stuhl nieder, streicht die Haare aus dem Gesicht und sieht Ben direkt an. Das hat sie auch geübt, seit sie die Bibliothek verlassen hat. Den direkten Blick, der ihren Ex-Mann darüber aufklärt, dass er für sie von geringer oder gar keiner Bedeutung ist, dass es sie eigentlich gar nicht kümmert, was er mit seinem Leben anfängt, und dass das, was gestern Abend passiert ist, was beinahe passiert wäre, was hätte passieren sollen, bereits vergessen ist. »Ich habe heute Morgen einen weiteren Ausflug in die Bibliothek gemacht«, beginnt sie.
    »Geht es dir gut?«, unterbricht er sie unerwartet.
    Amanda versteift ihre Schultern. Ist es möglich, dass er ihren professionellen Ton überhört und ihren gleichgültigen Gesichtsausdruck übersehen hat? »Natürlich geht es mir gut. Warum sollte es mir nicht gut gehen?«
    »Gestern Abend …«
    »… ist vorbei. Fall abgeschlossen, Herr Anwalt.« Sie lächelt, und das Lächeln will sagen: Nun hab dich nicht so. Du nimmst alles zu ernst. Das hast du schon immer gemacht.
    Bens Lächeln ist eher zögerlich und kurz. »Okay, du bist also in die Bibliothek gegangen«, wiederholt er, setzt sich wieder hinter seinen Schreibtisch und wartet, dass sie weiterspricht.
    Amanda lehnt sich zurück, schlägt ein Bein über das andere. »Ich bin noch einmal in die Bibliothek gefahren, weil ich dachte, dass ich vielleicht eine Todesanzeige für Turlington, Turgov, Turek oder Turofsky finde.«
    »Und du hast Rose Turek gefunden?«
    »Gar nichts hab ich gefunden«, widerspricht Amanda sofort. »Ich bin eine Stunde lang jede verdammte Tageszeitung Torontos der letzten drei Monate durchgegangen, und meinst du, ich hätte auch nur eine verdammte Turlington, Turgov, Turek oder Turofsky gefunden?« Sie muss beinahe lachen, weil sie die Namen mittlerweile so oft heruntergebetet hat, dass sie klingen wie ein Rockband.
    In der Tür taucht Bens Sekretärin auf. Die zierliche junge Frau in dem braunen Minilederrock durchquert mit zwei großen Schritten den Raum und drückt Amanda einen Becher dampfenden Kaffee in die Hand. »Ich hoffe, er ist nicht zu süß.«
    »Ich bin sicher, er ist perfekt. Vielen Dank.« Amanda trinkt einen großen Schluck und spürt auf ihrer Zunge unverzüglich mehrere tausend kleine Zuckerkörner wie Sägemehl. Sie schließt die Augen, teilweise

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