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Tanz, Pueppchen, Tanz

Tanz, Pueppchen, Tanz

Titel: Tanz, Pueppchen, Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
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die ruhige und kompetente Jennifer auf der Bildfläche erschienen war.
    Vielleicht was?
    »Wir werden es wohl nie erfahren.« Vor dem braunen Backsteinhaus mit der gelben Tür bleibt Amanda stehen. Wir werden viele Dinge nie erfahren, denkt sie und geht auf die unter einem Schneeberg begrabene Treppe zu. Vorsichtig ertastet sie mit den Stiefelspitzen die Betonstufen. Wir werden vielleicht nie erfahren, wer John Mallins wirklich war, warum er sich das Gesicht hat operieren lassen und wer dieser Turk ist, obwohl ihre Mutter es offensichtlich weiß.
    Es tut mir Leid, dass ich dir so eine schlechte Mutter war, Amanda.
    Was zum Teufel soll das bedeuten?
    Amanda stapft weiter durch den Schnee und bleibt dann vor der Haustür stehen, als würde sie darauf warten, hereingelassen zu werden. Noch ist es nicht zu spät, denkt sie. Noch kann sie kehrtmachen, sich ein Taxi heranwinken und damit zurück in die Innenstadt verduften, ein Hotel, irgendein Hotel finden, ihretwegen auch das Metro Convention Center, wo sie vielleicht Jerrrod Sugar anrufen und ihn fragen kann, ob er für ein oder zwei Nächte das Vergnügen ihrer Gesellschaft genießen möchte.
    Klar, denkt sie und schüttelt die Erinnerung an ihre letzte Begegnung ab, von der sie bis auf ihr Ende im Grunde herzlich wenig behalten hat. Sie war zu betrunken, er zu eifrig, das Ganze zu schnell vorbei. Oder vielleicht auch nicht schnell genug. Sie lächelt, als sie an Bens unangemeldeten Besuch denkt, wie er mitten in der Nacht an ihre Tür geklopft, sich an ihr vorbei ins Zimmer gedrängt und das Licht angemacht hatte. Und dann – sein verblüffter Gesichtsausdruck, als ihm klar wurde, dass sie nicht allein war, und wie die Überraschung in seinen Augen in etwas anderes umgeschlagen war. Wut? Enttäuschung? Bedauern?
    Was hätte in jener Nacht passieren können, wenn nicht Jerrod Sugar in ihrem Bett gelegen hätte?
    »Das werden wir wohl nie erfahren«, sagt sie noch einmal und sucht in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel ihrer Mutter. Warum hatte sie sich von Ben überreden lassen, hier zu wohnen? Ja, es war albern, Geld für ein Hotel auszugeben, wenn das Haus ihrer Mutter leer stand, und ja, es würde ihr eine weitere Gelegenheit bieten, die Sachen ihrer Mutter mit mehr Ruhe durchzusehen. Schließlich war ihre erste Suche ziemlich flüchtig gewesen, und im Licht all der neuen Erkenntnisse der letzten vierundzwanzig Stunden wäre es wahrscheinlich keine schlechte Idee, das Haus noch einmal gründlicher zu durchsuchen. Man kann nie wissen. Vielleicht findest du noch etwas, hatte Ben gesagt, bevor er sie mit dem Versprechen, sich später zu melden, in ein Taxi gesetzt hatte.
    Rufst du mich nachher an?
    Auf jeden Fall.
    »Auf jeden Fall – Scheiße«, murmelt Amanda, während sie die Tür aufschließt, öffnet und über die Schwelle tritt, als stünde sie am Rand eines gefährlichen Abgrunds.
    Na, worauf wartest du, hört sie ihre Mutter von oben rufen. Komm rein oder bleib draußen. Steh nicht rum und lass die ganze Kälte rein.
    Die Kälte war immer schon drinnen, denkt Amanda, stellt ihre Tasche in den Hausflur und tritt die Tür mit dem Absatz ihres Stiefels zu.
    Plötzlich kommt ihr Vater auf sie zu, den Zeigefinger auf die Lippen gepresst, und ermahnt sie, leise zu sein. Was machst du denn, flüstert er. Deine Mutter ruht.
    »Sie ruht immer«, sagt Amanda laut, so wie sie damals protestiert hatte, und sieht in Erinnerung, wie ihr Vater ihr den Rücken kehrt und sie allein lässt, um sich wieder um ihre Mutter zu kümmern. »Das heißt, wenn sie nicht gerade Leute umbringt.« Amanda lacht, und das ausgelassene Geräusch hallt in dem leeren Haus wider, gefolgt von einem weiteren Anraunzer ihrer Mutter, einer weiteren flehenden Bitte ihres Vaters.
    Sie zieht die Stiefel aus und hängt ihren neuen Parka in den Garderobenschrank im Flur, bevor sie ins Wohnzimmer geht und abwesend über das gelb-schwarze Stoffsofa streicht, das so viel Raum einnimmt. Das Dessin besteht aus winzigen Punkten in winzigen Dreiecken in winzigen Quadraten, ein Muster, das von dem Bezug der beiden Stühle links und rechts des Kamins wieder aufgenommen wird. Ein Kamin, der nur selten benutzt wurde, erinnert Amanda sich und bewundert die hochaufragende Pflanze in einer Ecke des Wohnzimmers, wobei ihr Corinne Nashs Ermahnung wieder einfällt, dass die Pflanzen wahrscheinlich gegossen werden müssten.
    Sie lässt sich in einen der Sessel fallen und starrt durch die feinen Stores vor dem Fenster

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