Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tanz um Mitternacht

Titel: Tanz um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Martin
Vom Netzwerk:
schläfrigen Blick des Butlers Frederick verfolgt, stieg sie die Treppe zur Herrschaftssuite im ersten Stock hinauf.
    Energisch hatte sie Rand gegen die Anschuldigungen der Viscountess verteidigt, fest überzeugt, die Frau müsste sich irren. Um ihn möglichst schnell zu sehen und alles klar zu stellen, war sie noch am selben Abend nach London gereist. Bald würde sie die Wahrheit erfahren.
    Sie ging an ihrer eigenen Suite vorbei und betrat Rands Schlafgemach, wo eine seltsame Unordnung herrschte. Überall lagen seine Kleider verstreut, die normalerweise gewissenhaft weggeräumt wurden. Cait runzelte erstaunt die Stirn. Dann fiel ihr ein, dass Donnerstag war. An diesem Tag hatte Percival Fox seinen freien Abend, den er offenbar außerhalb des Hauses verbrachte.
    Aber wo steckte Rand? Wohl oder übel müsste sie wohl auf ihn warten. Als sie sich umschaute, entdeckte sie die Nachricht, die er für seinen Kammerdiener auf die Rosenholzkommode gelegt hatte.
    Gehe in die Oper und danach ins Chatelaine’s. Komme spät nach Hause. Brauche Sie erst morgen.
    Da sich Percy stets um seinen Herrn sorgte, hatte Rand ihn vermutlich beruhigen wollen. Eins stand jedenfalls fest. Obwohl Cait nicht daran glauben mochte - ihr Mann amüsierte sich. War er mit Freunden ausgegangen, worauf sie verzweifelt hoffte? Oder traf er sich mit seiner Geliebten?
    Entschlossen schluckte sie ihre aufsteigenden Tränen hinunter und straffte die Schultern. Das würde sie herausfinden.
    Sie lief die Treppe hinab, ließ sich von Rands Butler ihren , Umhang geben und eilte hinter das Haus zu den Stallungen. Soeben hatte der Kutscher zwar begonnen, die Pferde abzuschirren, doch sie erklärte ihm, sie würde den Wagen noch einmal brauchen.
    »Aye, Euer Gnaden«, antwortete er müde, »einen Moment...« Sie stieg ein und lehnte sich in die Polsterung zurück. Wenige Minuten später steckte er seinen Kopf zur Tür herein. »Wohin, Euer Gnaden?«
    »Zu einem Etablissement namens Chatelaine’s. Haben Sie schon einmal davon gehört?« Im Laternenlicht glaubte sie ihn erröten zu sehen.
    »Ja, Euer Gnaden.«
    »Kennen Sie die Adresse?«
    Er nickte etwas steif. Offenbar hatte er Rand des Öfteren zu diesem Haus gefahren.
    »Gut, dann bringen Sie mich hin.«
    Nach kurzem Zögern kletterte er auf den Kutschbock und schüttelte den Kopf. Diese Aristokraten würde er nie verstehen.
    Hannah Reese saß dem Duke im Chatelaine’s gegenüber, einem intimen Restaurant in Covent Gardens, das für seinen französischen Koch Pierre Dumont berühmt war. Seine kulinarischen Meisterleistungen schätzte Rand schon lange. Er bestellte eine zweite Flasche Wein, einen teuren, zwanzig Jahre alten Bordeaux.
    Fachkundig entkorkte der Kellner die Flasche und füllte die Gläser. Rand nahm einen großen Schluck. Den ganzen Abend hatte er dem Alkohol in reichlichen Mengen zugesprochen. Hannah hatte ihn noch nie so viel trinken sehen wie seit seiner Rückkehr in die Stadt. Nach ihrer Ansicht versuchte er, seine seelischen Qualen zu ertränken.
    Da sie nicht nur liiert, sondern auch befreundet waren, wusste sie Bescheid über den Tod seines kleinen Sohnes. Nur ein einziges Thema erwähnte er niemals - seine Ehe mit der Amerikanerin. Warum, erriet sie mühelos.
    Zehn Jahre lang hatte sie Rand Clayton geliebt. Weil sie die Symptome kannte, war ihr bewusst, wie schmerzlich es sein konnte, jemanden zu lieben. Und dass der Duke seine Frau liebte, bezweifelte sie nicht.
    »Ich dachte, du wärst hungrig«, bemerkte er und fixierte ihren fast vollen Teller. »Bisher hast du kaum einen Bissen gegessen.«
    Widerstrebend kostete sie ein winziges Stück von ihrem köstlichen Steinbutt in Hummersauce. »Es schmeckt wundervoll. Nach der langen Aufführung bin ich nur etwas müde.« Wie versprochen, hatte er sie in die Oper geführt und geistesabwesend neben ihr gesessen - anscheinend unfähig, die künstlerischen Darbietungen zu genießen.
    Nun gab er ihr eine belanglose Antwort und wich ihrem Blick aus. Offensichtlich war er an einer Konversation ebenso wenig interessiert wie zuvor an den Ereignissen auf der Bühne. Der Aufenthalt in Beldon Hall hatte ihn völlig verändert, wenn er sich auch einzureden suchte, er sei immer noch der alte Rand Clayton.
    Als der Kellner an den Tisch trat, bestellten sie das Dessert, obwohl Hannah nicht den geringsten Appetit verspürte. Für Rand schien es keine Rolle zu spielen, ob er etwas aß oder nicht. Sie wollte einfach nur möglichst lange mit ihm zusammen sein,

Weitere Kostenlose Bücher