Tanz um Mitternacht
Augen starrte, kam ihm ein entsetzlicher Gedanke, der wie Feuer in seinem Blut brannte und seine Wut schürte. »Oder bist du nur wegen seines Geldes hinter ihm her? Wie viel spendet er für die Expedition deines Vaters?«
»Das braucht dich nicht zu interessieren.«
Als er noch einen Schritt näher trat, zwang er sie, zur Wand zurückzuweichen. »Zweifellos eine beträchtliche Summe... Was würdest du für Geld tun? Wie weit würdest du gehen?« Er strich mit einem Finger über ihr Kinn und spürte ihr Zittern. »Wie du sicher erfahren hast, bin ich steinreich. Vielleicht könntest du mir ein Vermögen entlocken, wenn du bereit wärst...«
Da schlug sie ihn mit aller Kraft ins Gesicht. Unwillkürlich taumelte er nach hinten. In seinen Ohren dröhnte es, seine Wangen röteten sich. Cait stürmte an ihm vorbei und rannte den Korridor entlang. Während er ihr hastig folgte, bereute er schon seine unbedachten Worte.
Am Eingang zu ihrer Loge holte er sie ein, zog sie vom Vorhang weg und in einen winzigen Alkoven hinter der Ecke.
Beim Anblick ihrer Tränen wuchsen seine Schuldgefühle.
»Großer Gott, Caitie, tut mir Leid - so habe ich’s nicht gemeint.« Er schüttelte den Kopf und holte tief Atem, um seine Nerven zu beruhigen. »Als ich dich mit St. Anthony sah... Ich weiß nicht mehr... Irgendwie verlor ich die Beherrschung.« Mit einem behutsamen Finger wischte er ihre Tränen weg und sah seine Hand zittern. »Offen gestanden, ich war eifersüchtig.« Plötzlich kam er sich wie ein Narr vor und verstand nicht, was in ihn gefahren war. »An solche Emotionen bin ich nicht gewöhnt.«
Schweigend und schwer atmend blickte sie in seine Augen. Doch nach einer Weile bewegte sich ihre Hand wie aus eigenem Antrieb und berührte den roten Abdruck ihrer Finger auf seiner Wange. Irgendetwas Sanftes, Süßes erfüllte seine Seele, schien aufzublühen und zu schimmern wie goldene Fäden. Seine Kehle wurde eng, und er schluckte mühsam.
»Tut mir Leid«, wiederholte er. »Ich habe mich wie ein Idiot benommen. Kannst du mir verzeihen?«
»Mir tut’s auch Leid.« An ihren Wimpern hingen neue Tränen. »Ich hätte dich nicht schlagen dürfen. So was habe ich noch nie getan.«
Da nahm er sie in die Arme. Zunächst hielt er sie einfach nur fest, und ihre Nähe fühlte sich so gut an, irgendwie richtig, als würden sie trotz aller Gegensätze zusammengehören. Dann schaute sie zu ihm auf, betrachtete seinen Mund und weckte damit ein solch heißes Verlangen, das ihm gar nichts anderes übrig blieb - er musste sie küssen. Zärtlich und doch voller Leidenschaft presste er seine Lippen auf ihre, bis sie am ganzen Körper bebte. »Schick St. Anthony mit deinem Vater nach Hause«, flüsterte er in ihr Ohr. »Sag ihnen, du hättest Kopfschmerzen und würdest eine Droschke mieten. Erzähl ihnen irgendetwas - sieh nur zu, dass du sie loswirst.
Meine Kusine ist bei ihren Eltern bestens aufgehoben. Und wir beide verbringen den restlichen Abend zusammen.«
Sofort befreite sie sich aus seinen Armen. Was er ihr vorschlug, war unfair. Das wusste er. Aber es kümmerte ihn
nicht.
»Nein, Rand. Geoffrey war so freundlich, mich in die Loge seiner Familie einzuladen. Und für meinen Vater ist die Aufführung ein ganz besonderes Erlebnis. So darf ich die beiden nicht behandeln.«
»Zum Teufel, Cait, du weißt, was ich für dich empfinde. Ich brauche dich - heute Abend!«
Entschlossen schüttelte sie den Kopf. »Obwohl du ein Duke bist und alle nach deiner Pfeife tanzen - diesmal wirst du deinen Willen nicht durchsetzen.«
Rand biss die Zähne zusammen. Natürlich hatte sie Recht, was ihn noch heftiger erzürnte. Trotzdem bewunderte er ihre standhafte Haltung. Die meisten Frauen würden seine Wünsche erfüllen. Zum Teufel, nur wenige Männer würden den Mut aufbringen, sich gegen ihn zu stellen.
Wieder einmal atmete er tief durch, um seine Nerven zu beschwichtigen. »Also gut, nicht heute Abend. Und morgen? Ich hole dich ab, und wir fahren in den Park.«
Unsicher biss sie in ihre vollen Lippen, und er erinnerte sich, wie süß sie geschmeckt hatten. Wie gern würde er jetzt an ihrer rosigen Unterlippe saugen... Mühsam unterdrückte er ein Stöhnen. Wieso übte diese Frau eine so beängstigende Wirkung auf ihn aus?
»Ich weiß nicht recht...«, erwiderte sie zögernd. »Was soeben geschehen ist, darf sich nicht wiederholen. Es wäre besser, wir würden uns nicht mehr sehen. Was immer zwischen uns entstanden ist, könnte zu ernsthaften
Weitere Kostenlose Bücher