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Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen

Titel: Tarean 02 - Erbe der Kristalldrachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Massaker geendet hatte. Also saßen sie Seite an Seite auf der harten Erde, und ein silberner Halbmond schien vom Himmel auf die Steppe herab, auf der sich weit und breit kein Kazzach zeigte.
    Auch am nächsten Tag gab es zunächst keine Anzeichen dafür, dass die katzenhaften Bewohner des wilden Herzen Nondurs ihre kleine Schar bemerkt hatten. Nach dem einen getöteten Kundschafter zeigte sich kein zweiter, und selbst Iegis scharfe Vogelaugen vermochten keine Rauchsäule am Horizont zu erkennen.
    »Vielleicht haben wir wirklich Glück, und die Kazzach halten sich zurzeit weiter östlich auf«, sagte Fenrir gegen Mittag, als sie im Schatten einiger Bäume rasteten.
    Aber bereits einige Meilen später machte eine Entdeckung diese Hoffnung ein für alle Mal zunichte. Sie näherten sich soeben einer Hügelkuppe, als sie schon von Weitem ein Grollen vernahmen, das klang, als sei ein Staudamm vor ihnen gebrochen und eine alles verschlingende Flut entfesselter Wassermassen rolle direkt auf sie zu.
    »Was ist das?«, fragte Auril eher verwirrt als verängstigt.
    Fenrir legte die Ohren an und knurrte unwillkürlich. »Das Ende unserer bisherigen Glückssträhne, befürchte ich.«
    »Was soll das heißen?«, hakte Tarean nach.
    »Folgt mir, und ihr werdet es sehen«, sagte der Nondurier nur und trieb sein gehörntes Pferd an, den Hang zu erklimmen. Der Junge und die restlichen Gefährten schlossen sich ihm an. Als sie die Hügelkuppe erreichten, wurden ihre Augen groß.
    Zu ihren Füßen erstreckte sich ein Talgrund von vielleicht einer Meile Breite, der durch zwei von niedrigem Buschwerk und Steinen übersäten Hügelketten begrenzt wurde. Das Tal selbst war von niedrigem Gras bewachsen, und ein flaches Gewässer zog sich in der Mitte träge von Osten nach Westen. Der Grund für das dumpfe Grollen, das sie vernommen hatten, bewegte sich zu beiden Seiten des Flusses talabwärts. Es handelte sich um eine riesige Herde wilder Brulls, sicherlich dreihundert an der Zahl, die stampfend und schnaubend an ihnen vorüberzog. Die imposanten Vierbeiner mit der dicken, graubraunen Lederhaut und den drei mächtigen Hörnern an den Wangen und auf der Stirn kamen – so erklärte ihnen Fenrir –, wie die Kazzach, aus den Steppen des Ostens nach Nondur, um die reichen Weidegründe abzugrasen. Im Laufe der Jahrhunderte hatten die Nondurier gelernt, die kräftigen Pflanzenfresser zu fangen und für die Feldarbeit oder zur Zucht einzusetzen. Es gab auch Jäger, die den Brulls allein wegen ihrer Haut, die sich vortrefflich für Lederharnische verwenden ließ, nachstellten. Aber noch immer kehrten wilde Brulls in großer Zahl im Sommer nach Nondur zurück – und wo die Herden auftauchten, waren auch die Kazzach, die von diesen lebten, nicht fern. »Und deshalb ist es nicht gut, dass wir auf Brulls gestoßen sind«, schloss der nondurische Krieger. »Wir müssen ab jetzt noch vorsichtiger sein.«
    Sie umgingen die Herde weiträumig, um die Brulls durch ihre Anwesenheit nicht zu verschrecken und dadurch Gefahr zu laufen, dass die Tiere sie verraten könnten. Dann setzten sie ihren Weg fort.
    Ungefähr eine Stunde später bestätigte sich Fenrirs Befürchtung, dass sie mit den Brulls auch die Kazzach gefunden hatten. Sie stießen auf ein aufgegebenes Lager, das höchstens einen Tag alt war. Zwar hatten sich die katzenartigen Krieger – aus Vorsicht oder aus Achtung vor der Natur – alle Mühe gegeben, so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen. Dennoch entdeckte der kundige Nondurier fünf verschiedene Feuerstellen und genug Hinweise auf Zelte, dass er von einem Stamm von wenigstens dreißig Mitgliedern ausging. »Und wo ein Stamm ist, sind auch die anderen nicht weit.«
    »Aber vielleicht suchen sie gar keinen Zusammenstoß mit uns«, wandte Tarean ein. »Wenn wir ihnen nun schon so nahe sind, dass wir ihre Spuren finden, dann halte ich es für vermessen anzunehmen, dass sie unsere Spuren noch nicht entdeckt hätten.«
    »Wer weiß schon, was in den Köpfen der Kazzach vorgeht?«, knurrte Fenrir.
    Diese Frage konnte ihm keiner der anderen beantworten. Ob die Kazzach die Gefährten bemerkt hatten, erfuhr Tarean allerdings schon im Laufe der nächsten Stunde. Es waren ironischerweise weder Iegi mit seinen scharfen Augen, noch Haffta mit ihrem außergewöhnlichen Geruchssinn, die den Rauch bemerkten, sondern Tarean, der eher zufällig eine einsame Felsformation in westlicher Richtung in Augenschein nahm und dem dabei die feine graue Rauchsäule

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