Tatort Doppelbett
Weilchen an der Tür. Als ich sicher war, daß die Sekretärin mir nicht folgte, peilte ich den Schreibtisch an. Ich nahm den Zerstäuber aus meiner Aktenmappe und bedeckte den mit Metallornamenten verzierten, polierten Rand des Schreibtischs mit grauem Pulver. Eine ganze Reihe latenter Fingerabdrücke kam zum Vorschein. Sechs oder acht waren verwischt, aber die übrigen waren einwandfrei. Ich nahm sie rasch ab und rieb dann die bestäubten Stellen mit einem Lederläppchen aus meiner Aktenmappe blank.
Ich ging zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit.
»Miss Beal, würden Sie bitte hereinkommen?«
Sie hopste von ihrem Stuhl hoch, als hätten meine Worte einen elektrischen Schlag ausgelöst.
Als sie die Tür aufstieß, trat ich zurück und ließ sie vorbei.
»Ist jemand im äußeren Büro?« fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf.
»Leider kann ich nicht länger auf Mr. Allen warten, Miss Beal. Deshalb möchte ich Sie bitten, ihm etwas Wichtiges auszurichten.«
»Ja?«
»Sagen Sie ihm, er dürfte sich unter keinen Umständen mit der jungen Frau, die ich gestern nacht gesehen habe, in Verbindung setzen.«
»Mit der jungen Frau, die Sie gestern nacht gesehen haben?«
»Richtig.«
»Könnten Sie mir nicht ihren Namen nennen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Sagen Sie ihm nur, was ich Ihnen aufgetragen habe — die junge Frau, die ich gestern nacht gesehen habe. Aber vergessen Sie's nicht.«
»Weiß er, wen Sie damit meinen?«
»Ja.«
»Gut, ich sag's ihm.«
»Er darf sie um keinen Preis auf suchen, denken Sie dran.«
»Ich verstehe, und ich werde ihm sagen, daß Sie die Nachricht hinterlassen haben.«
»Tun Sie das, bitte. Und jetzt schauen Sie bitte ins äußere Büro, und geben Sie mir ein Zeichen, ob die Luft rein ist. Wenn nicht, versuchen Sie den Betreffenden loszuwerden, und sagen Sie mir Bescheid, wenn er weg ist.«
Sie machte die Tür auf, sah hinaus und wandte sich um. »Okay, Mr. Lam.«
Ich marschierte an ihr vorbei. Bevor ich das äußere Büro verließ, blickte ich mich um und bedachte sie mit einem beruhigenden Lächeln.
Sie lächelte nicht zurück. Zweifel umwölkten ihre Stirn, und ihre Augen waren starr auf die Aktenmappe unter meinem Arm geheftet.
8
Ich vergewisserte mich, daß mir niemand folgte, und fuhr dann zum Edgemount Motel. Dort trug ich mich unter meinem Namen ein und erkundigte mich, ob Post für mich da wäre, woraufhin man mir das Päckchen überreichte, das ich an mich selbst aufgegeben hatte. Dann zog ich mich in meinen Bungalow zurück, hängte das Schild mit »Bitte nicht stören« an die Tür, breitete die Fingerabdrücke aus, die ich ergattert hatte, und machte mich an die Arbeit.
Mit Ausnahme der Abdrücke, die Sharon auf dem Champagnerglas hinterlassen hatte, waren sämtliche Abdrücke aus dem Bide-a-Wee-bit für mich böhmische Dörfer. Sie konnten von Zimmermädchen, früheren Bewohnern oder deren Gästen stammen. Auch die Abdrücke vom Schreibtisch in Allens Privatbüro konnte ich nicht identifizieren, obschon einige zweifellos von ihm stammten. Ein Paar gehörten vermutlich seiner Sekretärin, andere Leuten, die ihn geschäftlich aufgesucht hatten.
Ich wollte im Moment lediglich feststellen, ob wenigstens ein Abdruck von Allens Schreibtisch mit einem Abdruck aus der Motelkabine übereinstimmte.
Eine halbe Stunde später fand ich zwei, die sich glichen wie ein Ei dem anderen. Den einen hatte ich in der Motelkabine ergattert, den zweiten in Allens Privatbüro.
Ich überlegte mir die Sache fünf Minuten lang, rief in der Agentur an und verlangte Bertha Cool.
»Wo, zum Henker, steckst du eigentlich?« kreischte Bertha.
»Ich arbeite.«
»So? Inzwischen klingelt das Telefon in einem fort; alle möglichen Leute fragen nach dir.«
»Laß sie fragen. Ich wollte dir bloß sagen, daß ich mich in der nächsten Zeit ein bißchen rar mache.«
»In der nächsten Zeit? Was soll das heißen?«
»Bis sich die größte Aufregung gelegt hat.«
»Du spinnst wohl? Hier regt sich niemand auf außer mir. Deine ewigen Extratouren werden noch mein Tod sein. Wovon redest du überhaupt, Donald?«
»Wart's ab«, riet ich und legte auf.
Als nächstes machte ich mich daran, den Eigentümer des Wagens mit der Zulassungsnummer VGH 535 zu ermitteln. Ich hängte mich an die Strippe, zapfte ein paar Kontakte an und erfuhr schließlich, was ich wissen wollte.
Der Wagen entpuppte sich als der Cadillac Carlotta Sheltons.
Carlotta Shelton war eine sehr prominente,
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